Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman
hintersten Winkel des Hauses tief und fest schlafen, aber man braucht nur an Lachs zu denken, und schon sind sie da! Ich muß aber zugeben«, sagte Qwilleran mit kaum verhohlenem Stolz, »daß Koko andere Katzen noch in den Schatten stellt. Vielleicht haben Sie von den Morden in der Töpferei in der River Road gehört. Koko hat diesen Fall gelöst, bevor die Polizei überhaupt wußte, daß ein Verbrechen begangen worden war. Davor gab es einen aufsehenerregenden Diebstahl im Muggy Swamp, dann eine Schießerei in der Villa Verandah und später viele Todesfälle unter den Antiquitätenhändlern in Junktown. Koko hat all diese Vorfälle erfolgreich untersucht – nicht, daß er irgend etwas Unkatzenhaftes getan hätte. Er hat einfach nur geschnüffelt und gekratzt, Dinge herumgeschoben und relevante Anhaltspunkte ans Licht gebracht. Ich möchte jedoch nicht, daß er Publicity bekommt. Das könnte ihm zu Kopf steigen, und dann gibt er vielleicht seine Schnüfflerei auf. Katzen sind borniert und unberechenbar, wie Ehefrauen.«
»Sind Sie verheiratet?« fragte Matt.
»Ich war es mal.«
»Wie lange?«
»Lange genug, um eine Autorität auf diesem Gebiet zu sein.«
Der junge Reporter sagte: »Ich habe erst letzten Juni geheiratet, und ich finde, es ist die einzig wahre Art, zu leben.«
»Schön für Sie!«
Die Roastbeef-Sandwiches wurden serviert, und Qwilleran mußte ein zweites Mal um Meerrettich bitten. Er fragte Matt: »Wo wohnen Sie?«
»In Happy View Woods.«
Alle jungen Ehepaare, das hatte Qwilleran entdeckt, zahlten Hypotheken für ein Haus in Happy View Woods, bekamen Kinder und machten sich Sorgen über das Unkraut in ihrem Rasen. Er selbst hatte es immer vorgezogen, in Wohnungen oder Hotels zu leben, da er im Innersten ein Zigeuner war. Er sagte: »Ich wohne in der Penthaus-Wohnung im Casablanca. Sagt Ihnen das etwas?«
»Dort wurde doch vor ein paar Monaten die Kunsthändlerin ermordet.«
»Waren Sie am Schauplatz des Verbrechens?«
»Nein, die Sache war ja sonnenklar«, sagte der Polizeireporter. »Der Mörder hat ein Geständnis hinterlassen und dann Selbstmord begangen. Außerdem gab es am selben Tag am Flughafen ein schweres Flugzeugunglück, und das hatte zwei Wochen lang Vorrang vor allem anderen.«
»Wissen Sie irgend etwas über den Mörder?«
»Er hieß Ross Rasmus und war Künstler. Er malte ausschließlich Pilze. Können Sie sich vorstellen? Er muß doch von Anfang an verrückt gewesen sein! Er hat sein Geständnis mit roter Farbe an die Wand geschmiert.«
»An welche Wand?«
»Ich glaube nicht, daß irgend jemand erwähnt hat, an welche Wand.«
Wahrscheinlich, überlegte Qwilleran, war der Künstler in sein Atelier zurückgegangen, wo er seine Farben aufbewahrte, und hatte es an seine eigene Wand geschmiert. Das wäre dann 14-B. Vielleicht wußte Keestra Hedrog etwas darüber. »Hat man Vermutungen über das Motiv angestellt?« fragte er Matt.
»Nun, sie hatten ein Verhältnis miteinander, wissen Sie. Das war ziemlich bekannt. Sie entdeckte gerne junge Talente – junge männliche Talente. Alle dachten, daß sie wohl Ross Rasmus’ Nachfolger entdeckt hatte und daß er eifersüchtig war. Bei der Autopsie wurde festgestellt, daß er Rauschgift genommen hatte. Er war total zugekifft, als er es tat.«
»Was war die Tatwaffe?«
»Ich glaube nicht, daß man die konkrete Tatwaffe je gefunden hat.«
»Ich frage aus folgendem Grund: Im Penthaus hängen viele seiner Bilder an der Wand, und auf jedem Pilzbild ist auch ein Messer drauf. Es ist ein japanisches Hackmesser, und genau so ein Messer gibt es dort in der Küche.«
»O ja«, sagte Matt. »Davon gibt es eine Menge. Meine Frau hat auch eines. Sie kocht mit Begeisterung auf asiatische Art.«
Schweigend verzehrten sie ihre Sandwiches, und Qwilleran wünschte, er hätte etwas Meerrettich. Nach einer Weile sagte er: »Die Leiche des Künstlers ist auf einem Auto gelandet. Der Besitzer des Autos wurde in Ihrem Artikel zitiert. Erinnern Sie sich noch an seinen Namen?«
»Du liebe Zeit, nein. Das ist jetzt zwei Monate her.«
In diesem Augenblick spazierte eine junge Frau in Stiefeln und einem langen Rock herüber zu ihrem Tisch, und Matt stellte sie als Sasha Crispen-Schmitt vom Morning Rampage vor.
Qwilleran erhob sich und sagte herzlich, wenn auch nicht wahrheitsgemäß, daß er ihre Kolumne mit Vergnügen gelesen habe.
»Vielen Dank. Bitte behalten Sie Platz«, sagte sie und blickte auf seinen Schnurrbart. »Ich habe von Ihnen
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