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Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Titel: Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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seinen rechtmäßigen Parkplatz belegen. Er kehrte zur Nummer 28 zurück und stellte sich zwischen die gelben Linien – besser gesagt, zwischen Linien, die vor langer Zeit einmal gelb gewesen waren. In kampflustiger Haltung bezog er Stellung: Er verschränkte die Arme und machte ein grimmiges Gesicht, das durch seinen buschigen Schnurrbart noch furchterregender wirkte.
    Das erste Auto, das auf den Parkplatz fuhr, war ein BMW. Hmmm, brummte Qwilleran zu sich selbst. Was machte ein BMW auf dem Parkplatz des Casablanca? Die Fahrerin parkte den Wagen ein paar Abstellplätze weiter und ging dann langsam auf das Haus zu. Ihr Gang war verführerisch. Ihre Kleidung war exquisit. Es war die Fata Morgana, die er letzte Nacht in der Eingangshalle gesehen hatte.
    »Entschuldigen Sie, Miss«, sagte er mit seiner vollsten einschmeichelndsten Stimme. »Gehen Sie ins Haus?« Er war froh, daß er Anzug und Krawatte trug.
    »Das war meine Absicht«, sagte sie mit einer samtigen Stimme.
    Er hatte keine Zeit für angenehme Reaktionen. »Würden Sie mir bitte einen Gefallen tun?« fragte er. »Sagen Sie Mrs. Tuttle, sie soll Rupert hier herausschicken. Irgend jemand hat meine Reifen aufgeschlitzt.« Er deutete auf das Vehikel auf dem Abstellplatz neben ihm, das traurig zusammengesunken dastand.
    »Wer sollte die Stirn haben, eine so schändliche Tat zu begehen?« erwiderte sie.
    Qwilleran dachte: ›Sie ist nicht real. Sie ist ein Roboter. Sie ist programmiert. Sie ist von einem anderen Stern.‹ Ruhig sagte er: »Ich habe auf seinem – oder ihrem Platz geparkt, weil mein eigener von jemand anderem belegt war, und ich nehme an, er – oder sie – war darüber sauer. Hatten Sie schon mal derartige Probleme?«
    »Glücklicherweise scheine ich immun gegen Feindseligkeiten zu sein«, sagte sie. »Ich werde Ihnen gerne den Hauswart zu Hilfe schicken.«
    »Passen Sie auf die Pfützen auf«, riet er. »Sie sind dreißig Zentimeter tief.«
    Sie schenkte ihm ein träges Lächeln und ging zum Haus. Qwilleran stand wie gelähmt da und sah ihr nach und atmete heftig in seinen Schnurrbart.
    Als ein paar Minuten darauf Rupert kam, stellten sie fest, daß die Reifen nicht aufgeschlitzt waren. Irgend jemand hatte sich an den Ventilen zu schaffen gemacht, und Rupert kannte eine Werkstatt, die sofort jemanden mit einem tragbaren Druckluftgerät herschicken würde.
    »Wer hat die Nummer siebenundzwanzig gemietet?« wollte Qwilleran wissen.
    »Keine Ahnung.«
    »Nun, sobald die Reifen aufgepumpt sind, werde ich meinen Wagen auf meinen eigenen Parkplatz stellen und ihn den Rest des Winters da stehen lassen. Ich werde zu Fuß gehen oder den Bus nehmen... Übrigens, wer ist die Frau, die den BMW fährt?«
    »Winnie Wingfoot«, sagte Rupert. »Sie ist Model. Wohnt i m zehnten Stock.«
    »Ist das ihr richtiger Name?«
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich.«
    Wenn Qwilleran irgendwelche Rachegelüste gegen den schändlichen Täter hegte, dann wurden sie vom Gedanken an Winnie Wingfoot gemildert. Er schwebte in Old Red hinauf in
    den vierzehnten Stock, zog sich geistesabwesend den roten Pyjama an statt seines grauen Trainingsanzugs und fütterte die Katzen zweimal. Für sich selbst bestellte er telefonisch Pizza.
    »Casablanca? Welcher Stock?« fragte der Mann, der die Bestellung entgegennahm.
    »Vierzehnter.«
    »In dem Haus liefern wir nur bis zum dritten Stock.«
    »Schicken Sie die Pizza herüber. Ich erwarte den Mann an der Eingangstür«, sagte Qwilleran.
    Um sich Bewegung zu verschaffen, ging er zu Fuß in das Erdgeschoß hinunter und begegnete zwischen dem elften und dem zehnten Stock dem Jogger, der gerade die Treppe hinauflief. Zwischen keuchenden Atemzügen erklärte er: »Zu matschig... draußen im... freien Gelände.« Dann fügte er hinzu: »Gehen Sie... zeitig schlafen?«
    Erst jetzt bemerkte Qwilleran seine Freudsche Fehlleistung. Er ging zurück ins Penthaus und zog den roten Pyjama aus und den grauen Trainingsanzug an.
    In der Eingangshalle machte gerade ein weißhaariger Mann seinen Verdauungsspaziergang: Er marschierte flott den Flur hinauf und hinunter, wobei er die Arme schwang und übertrieben große Schritte machte. Ein paar Nachzügler holten sich ihre Post. Die Asiatin kam mit ihren beiden Kindern herein, und Amber war auf dem Weg zur Tür.
    »Ich habe versucht, Sie telefonisch zu erreichen«, sagte sie. »Courtney möchte, daß Sie und ich am Samstagabend zu ihm zum Abendessen kommen. Sie erinnern sich – der Verkäufer bei Kipper &

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