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Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Titel: Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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und senkte die Stimme. »Ich hatte vor ein paar Jahren dasselbe Problem.«
    »Wirklich?«
    Obwohl er eine gesunde Neugier in bezug auf die Geheimnisse anderer an den Tag legte, sprach er höchst ungern über seine eigene Vergangenheit, doch er erkannte, daß diese Situation eine Ausnahme war. »Ich war ein erfolgreicher Journalist, hatte Karriere gemacht, und dann hat der Alkohol mein Leben zerstört.«
    »Haben Sie einen geliebten Menschen verloren?« fragte sie, und in ihren blutunterlaufenen Augen stand Mitleid.
    »Meine Ehe war schlecht, und ich machte eine katastrophale Scheidung durch. Ich begann schwer zu trinken, und meine Ex-Frau hatte einen Nervenzusammenbruch. Zwei Leben ruiniert! Also kamen dann zu meiner Enttäuschung und meinem Groll und dem mörderischen Haß auf meine Schwiegereltern, die sich überall einmischten, auch noch entsetzliche Schuldgefühle. Ich verlor meine Freunde und konnte mich in keinem Job halten. Nach ein paar unschönen Vorfällen wollte mich keine Zeitung mehr einstellen, und ich hatte keine bequemen Schecks, die per Post kamen.«
    »Was haben Sie gemacht?«
    »Erst durch einen entsetzlichen Unfall wurde mir klar, daß ich Hilfe brauchte. Ich lebte wie ein Penner in New York, und eines Nachts war ich so betrunken, daß ich in der U-Bahn von einem Bahnsteig stürzte. Nie werde ich die Schreie der Leute vergessen und das Donnern des Zugs, der aus dem Tunnel kam. Sie zogen mich im letzten Augenblick heraus! Glauben Sie mir, das war ein ernüchterndes Erlebnis. Es war auch der Wendepunkt. Ich befolgte den Rat, den man mir gegeben hatte, und suchte fachmännische Hilfe. Der Weg zurück war langsam und beschwerlich, aber ich habe es geschafft! Und ich habe seither keinen Alkohol mehr angerührt. Das ist meine Geschichte.«
    Isabelle hatte Tränen in den Augen. »Möchten Sie heute zum Abendessen zu mir kommen?« fragte sie hoffnungsvoll. »Ich könnte Spaghetti auftauen.«
    »Vielen Dank für die Einladung«, sagte er, »aber ich habe heute abend eine wichtige Verabredung – so wichtig«, versuchte er es ins Komische zu ziehen, »daß ich mein Hemd und meine Socken wasche.« Er war froh, daß sich sein Trockner ausschaltete.
    Er hängte seine Hemden auf Kleiderbügel, warf seine Socken und Unterhosen in die Einkaufstasche und floh aus der Waschküche.
    Als er die Tür zu 14-A aufschloß, hörte er das Telefon läuten. Der Anrufer war Matt Thiggamon. »Tut mir leid, daß es so lange gedauert hat«, sagt er. »Ich habe den Namen des Mannes. Er heißt Jack Yazbro.«
    »Buchstabieren Sie den Namen.«
    »Y-a-z-b-r-o.«
    »Vielen Dank, Matt.«
    »Keine Ursache.«
    Qwilleran ging auf der Stelle hinunter zum Tisch der Verwalterin. »Mrs. Tuttle«, sagte er, »ich möchte Ihnen zu der Art und Weise, wie Sie dieses Gebäude führen, gratulieren. Ich habe gesehen, wie Sie die verschiedensten Situationen überaus kompetent bewältigt haben und mit allen möglichen Hausbewohnern fertiggeworden sind.«
    »Vielen Dank«, sagte sie und schenkte ihm ihr herzliches Lächeln, das jedoch teilweise von ihrem einschüchternden scharfen Blick wieder zunichte gemacht wurde. »Ich tue mein Bestes, aber ich hätte nicht gedacht, daß das irgend jemandem auffällt.«
    »Sogar Ihre Anschläge in der Waschküche haben einen gewissen Stil.«
    »Mein Gott! Das tut mir wirklich wohl! Ist im vierzehnten Stock alles in Ordnung?«
    »Alles in Ordnung. Das Dachfenster ist dicht. Die Radiatoren benehmen sich anständig. Die Sonnenuntergänge sind spektakulär. Ein Jammer, daß das Haus abgerissen werden soll. Wissen Sie, wann?«
    Sie zuckte die Achseln. »Kein Mensch sagt mir was! Ich nehme jeden Tag, wie er kommt, und vertraue auf unseren Herrgott.«
    »Eine Frage: Wissen Sie zufällig, wo das Auto von Mr. Yazbro geparkt ist?«
    »Warten Sie einen Moment. Ich schaue im Mietenbuch nach.« Sie blätterte in einem Aktenordner. »Ich kann mich erinnern, daß er vor einer Weile einen anderen Abstellplatz wollte. Er stand immer gerne direkt am Haus, aber...«
    »Aber was?« fragte Qwilleran, als sie verstummte.
    »Es ist etwas auf sein Auto gefallen, und er bat um einen anderen Platz.«
    »Fallen oft Dinge auf die Autos, die neben dem Haus stehen?« fragte er hinterlistig.
    Mrs. Tuttle blickte scharf von ihrem Ordner auf. »Wir hatten Probleme mit den Tauben. Kommen Sie ja nicht auf die Idee, sie zu füttern! Da haben wir es schon – Mr. Yazbro. Er hatte Nummer achtzehn. Jetzt hat er Nummer siebenundzwanzig.« Sie schlug den

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