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Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Titel: Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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noch ausdrücklich ›R.S.V.P.‹, und daneben die Telefonnummer.
    Einigermaßen ernüchtert wählte Qwilleran die Nummer und nahm die Einladung an.
    Ferdie Le Bull war am Apparat. »Okay, ich richte es ihr aus«, sagte der Hausdiener. »Sie hält gerade ihr Schläfchen. Heut abend gibt’s Hühnerfrikassee. Mögen Sie Hühnerfrikassee? Ich sag’, das ist kein richtiges Essen, aber bei ihr gibt’s jeden Donnerstag Hühnerfrikassee.«
    »Egal, was es gibt, Ferdinand, bitte übermitteln Sie meine Nachricht: Mr. Qwilleran nimmt die Einladung mit Vergnügen an.«
    Er legte auf und rief den Katzen zu: »Ihr beide werdet heute abend besser essen als ich... Wo seid ihr?«
    Koko saß still im Vorraum und blickte durch die Glastüren auf die Terrasse; er wartete geduldig auf die Tauben, die nie hier landeten. Yum Yum schlief auf dem Wasserbett. Sie schlief entschieden zu viel, seit sie im Casablanca waren, dachte Qwilleran.
    Als die Vorbereitung auf seine Soiree mit der Gräfin warf er ein paar Hemden und Socken in eine Einkaufstasche und wagte sich zum ersten Mal in die Waschküche im Keller. Während Old Red langsam nach unten fuhr, las er die folgenden Mitteilungen am Anschlagbrett:
    KAUFE GITARRE – Wohnung 2-F
    KÄTZCHEN GRATIS ABZUGEBEN – Wohnung 9-B
    BELOHNUNG! Wer hat Kassetten vom Parkplatz gestohlen?
    Bei Verwaltung melden.
    Im vierten Stock kam Old Red quietschend zum Stehen, und eine Frau mit einem Wäschebeutel wollte einsteigen. Als sie den schnurrbärtigen Fremden mit einer Einkaufstasche sah, machte sie einen Schritt zurück, entschloß sich dann aber offenbar, es zu riskieren. Sie hatten keinen Augenkontakt, doch boshaft, wie er war, begann Qwilleran schwer zu atmen, worauf sie sich noch näher zur Tür schob. Nach seinem anregenden Mittagessen im Presseclub und dem kurzen Gespräch mit dem absurden Butler der Gräfin war er zu Scherzen aufgelegt. Als der Aufzug polternd unten ankam, verließ die Frau fluchtartig die Kabine, und er folgte ihr mit absichtlich schweren Schritten.
    Die Waschküche war groß und trostlos. Es gab eine Reihe mit Waschmaschinen und eine Reihe mit Trocknern, von denen viele als defekt gekennzeichnet waren. Der abblätternde Verputz an den Wänden hatte vielleicht seit sechzig Jahren keinen Pinsel mehr gesehen. Damals – als die Wäsche noch von Wäscherinnen gewaschen, gemangelt und gebügelt wurde – hielt man eine freundliche Atmosphäre nicht für nötig. Jetzt wurde der düstere Arbeitsplatz von einer wahren Galerie von Verboten und Warnungen aufgelockert, die fein säuberlich mit rotem und grünem Filzstift geschrieben und verschwenderisch mit Ausrufungszeichen versehen waren:
    RAUCHEN VERBOTEN!
    LAUTES RADIOSPIELEN VERBOTEN!
    HERUMTOBEN VERBOTEN!!!
    NEHMT RÜCKSICHT AUF ANDERE!
    AUTOMATEN FUNKTIONIEREN NICHT
    MIT KANADISCHEN MÜNZEN!
    FÜR VERLORENE WÄSCHE WIRD KEINE
    HAFTUNG ÜBERNOMMEN!
    BLEIBEN SIE BEI IHRER WÄSCHE!!!
    WÄSCHE GLEICHMÄSSIG EINLEGEN!!!
    Die Waschtrommeln drehten sich und wirbelten die Wäsche hin und her, und eine polterte laut; nicht jeder hatte seine oder ihre Wäsche gleichmäßig eingelegt. Etliche Leute warteten geduldig bei ihrer Wäsche: Ein alter Mann, der mit sich selbst brabbelte, die Frau mit den beiden kleinen Kindern – die sich in ihrer Muttersprache unterhielten –, eine andere Frau in Arbeitskittel und Pullover, die finster auf einen Studenten starrte, der in einem Lehrbuch las und seine Wäsche nicht gleichmäßig eingelegt hatte. Qwilleran studierte die Schilder mit den Anweisungen:
    ZUVIEL WASCHPULVER RUINIERT DIE MASCHINEN!! NICHT DIE MÄUSE FÜTTERN!!!
    MÜTTER VON KLEINKINDERN:
    NICHT AUF DEN MASCHINEN WINDELN WECHSELN! BENUTZEN SIE DEN RUHERAUM!!!
    Obwohl er nicht zum ersten Mal in einer Münzwäscherei war, fand Qwilleran ein sadistisches Vergnügen darin, die ängstliche Frau, die mit ihm in Old Red heruntergefahren war, zu fragen, wie die Waschmaschine funktionierte, und ihr mit Grabesstimme zu erklären, daß er neu im Haus sei. Sie zeigte es ihm, ohne ihn anzusehen und ging dann rasch weg.
    Er legte seine Wäsche gleichmäßig in die Trommel, warf eine Münze ein und studierte dann die Anschläge mit weiteren Anregungen, die zweifellos von der mütterlichen Mrs. Tuttle stammten:
    DENKEN SIE AUCH AN ANDERE!
    REINIGEN SIE DAS FLUSENSIEB!
    LASSEN SIE AUCH ANDERE AN DIE TROCKNER!
    ALKOHOL VERBOTEN!
    HERUMLUNGERN VERBOTEN!
    DAS IST KEIN GESELLSCHAFTSRAUM!!!
    NUR EINE PERSON IM RUHERAUM
    ODER ER WIRD ABGESPERRT!!!
    Die Bänke

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