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Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Titel: Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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hatte, die Kosten für die Rettung des Casablanca zu übernehmen, wobei man deren Höhe vollständig Qwillerans Ermessen überließ.
    »Und das ist vielleicht erst der Anfang«, sagte der Anwalt. »Es wurde ein Beschluß gefaßt, zur Imageverbesserung des Klingenschoen-Fonds auch andere, ähnliche Projekte, die dem Interesse der Allgemeinheit dienen, zu fördern.«
    Qwilleran sah auf die Uhr. Er war um sieben Uhr eingeladen, und es war noch nicht einmal sechs. Er rief Mary Duckworth an. »Bist du sehr beschäftigt? Hast du ein paar Minuten Zeit? Ich würde mir gerne noch schnell ein paar Instruktionen holen, bevor ich in der Rosenholzkutsche in den Art-déco-Himmel aufsteige. Außerdem habe ich gute Nachrichten!«
    »Ja! Komm her!« sagte sie. »Läute an der Tür. Das Geschäft ist geschlossen.«
    In seinem dunkelblauen Anzug, einen Regenmantel über dem Arm, fuhr Qwilleran mit Old Green hinunter. Im neunten Stock stieg eine rothaarige Frau zu, und er spürte, wie sie ihn anstarrte. Er straffte die Schultern und sah angestrengt auf die Stockwerksanzeige. Da einige Lampen kaputt waren, fuhr die Kabine vom achten in den fünften und dann gleich in den zweiten und den ersten Stock. In der Eingangshalle blickte Mrs. Tuttle von ihrer Strickerei auf und schenkte ihm ein bewunderndes Lächeln. Zwei alte Damen in gesteppten Bademänteln sahen ihn verstohlen an und machten zur Abwechslung kein finsteres Gesicht. Es lag an dem dunklen Anzug, dachte er; er sollte ihn öfter tragen, statt auf das nächste Begräbnis zu warten.
    Als er den Zwinger Boulevard in Richtung Blue Dragon hinunterging, hielt ihn eine Frau, die mit einem Dalmatiner spazierenging, an. »Entschuldigen Sie, wissen Sie, wie spät es ist?« fragte sie.
    »Auf meiner Uhr ist es zehn nach sechs.«
    »Sie sind neu hier.«
    »Nur auf Besuch«, sagte er, grüßte höflich und ging weiter.
    Als nächste rief Mary Duckworth: »Du siehst umwerfend attraktiv aus, Qwill! Adelaide wird hingerissen sein! Sie hat mich heute angerufen – zum allerersten Mal – und gesagt, wie angenehm sie deine Gesellschaft gefunden hat. Sie dankte mir, daß ich dich zum Tee mitgebracht habe.«
    »Das ist nur, weil ich Scrabble spiele.«
    »Nein, ich glaube, dein Schnurrbart hat ihr gefallen. Oder es war die Bosc-Birne. Was immer es war, du hast die Augen des alten Mädchens zum Leuchten gebracht.«
    »Nach dem Aussehen der Augen des alten Mädchens zu schließen«, sagte Qwilleran, »hat sie den grauen Star. Warum läßt sie sich nicht operieren?«
    »Vielleicht will sie gar nicht besser sehen. Ist dir aufgefallen, daß in den Fenstern Milchglasscheiben sind? Sie möchte, daß die Zeit stillsteht, ungefähr im Jahre 1935. Aber die Spielkarten sieht sie noch gut genug – und das Spielbrett auch!... Was hast du für gute Nachrichten?«
    Sie setzten sich ins Geschäft, Qwilleran auf einen echten Chippendale-Eckstuhl und Mary auf einen chinesischen Ebenholzthron mit Intarsien aus Perlmutt.
    Er sagte: »Der Klingenschoen-Fonds hat mir im Hinblick auf die Restaurierung des Casablanca unbeschränkte Vollmacht gegeben.«
    »Wunderbar! Aber das überrascht mich nicht. Schließlich ist es dein eigenes Geld, nicht wahr? Mein Vater sagt, das ist in Finanzkreisen kein Geheimnis.«
    »Es wird mir noch zwei Jahre nicht wirklich gehören. Aber das tut eigentlich nichts zur Sache. Die entscheidende Frage ist: Werde ich die Gräfin überreden können zu verkaufen?«
    »So, wie es aussieht«, sagte Mary, »solltest du keine Probleme haben. Freust du dich auf den Abend?«
    »Ich finde, es ist eine Herausforderung, aber die Umgebung ist deprimierend, wie ein glanzvoller alter Filmpalast, in dem seit dem Zweiten Weltkrieg keine Filme mehr gezeigt werden.«
    »Du darfst nicht vergessen«, sagte sie, »daß eine Wohnung nach sechzig Jahren eine gewisse Patina ansetzt, und die Plumb-Wohnung ist von erstklassiger Qualität, wie ein Museum. Im Salon steht eine große Vase, die mit Blumen und nackten Frauen verziert ist. Ich weiß nicht, ob du sie bemerkt hast.«
    »Ich habe sie bemerkt.«
    »Dieses Stück allein ist heute Tausende von Dollar wert. Sie ist von René Buthaud.«
    »Buchstabiere das.«
    »B-u-t-h-a-u-d. In Junktown gibt es ein Geschäft, das sich auf Art-déco spezialisiert hat, und das billigste Stück kostet eine vierstellige Summe.«
    »Was ich dich eigentlich fragen wollte, Mary«, sagt er. »Seit wann kennst du die Gräfin?«
    »Ich habe sie erst kennengelernt, als ich RUCK beitrat und mich Di

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