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Die Katze im Taubenschlag

Die Katze im Taubenschlag

Titel: Die Katze im Taubenschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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schüttelte bedauernd den Kopf. Joan würde darüber reden oder zumindest Andeutungen machen… »Ich hab etwas sehr Wichtiges nach England zu bringen, aber ich darf nicht darüber sprechen, mit ke i nem Menschen. Sehr aufregend!«
    Joan hatte es noch nie fertiggebracht, etwas für sich zu behalten, obwohl sie das energisch bestritt, wenn man es ihr ins Gesicht sagte. Joan durfte also nicht wissen, was sie mitnahm – das wäre am sichersten. Er würde die Steine in einen kleinen, ganz gewöhnlichen Pappkarton packen und ihr ein Märchen erzählen. Ein Geschenk? Eine Verpflichtung? Ein Auftrag? Es würde ihm schon etwas einfallen…
    Bob sah auf die Uhr und stand auf.
    Es war höchste Zeit.
    Trotz der Mittagshitze ging er mit schnellen, entschlossenen Schritten davon. Hier schien alles ruhig und normal zu sein. Nur im Palast war man sich des schwelenden Feuers bewusst, der flüsternden Spitzel, der heimtückischen Verräter. Alles hing von der Armee ab. Würde sie sich loyal verhalten? Wer war zuverlässig? Wer ein Rebell? Auf jeden Fall würde ein Staatsstreich versucht werden. Würde er erfolgreich sein oder nicht?
    Bob betrat stirnrunzelnd das führende Hotel von Ramat. Es trug den großartigen Namen »Ritz Savoy« und hatte eine anspruchsvolle moderne Fassade. Es war vor drei Jahren mit großem Tamtam von einem schweizerischen Direktor, einem österreichischen Koch und einem italienischen Maître d’hotel eröffnet worden. Alles schien wunderbar. Dann war als Erster der Österreicher gegangen, gefolgt von dem Schweizer. Jetzt hatte auch der Italiener das Hotel verlassen. Die Karte war reichhaltig, aber das Essen schlecht. Die Bedienung war unmöglich, und die Wasserversorgung funktionierte nicht mehr richtig.
    Der Empfangschef, der Bob gut kannte, strahlte ihn an.
    »Guten Morgen, Major. Wollten Sie Ihre Schwester besuchen? Sie ist mit der Kleinen rausgefahren – zu einem Picknick.«
    »Ein Picknick?« Bob war außer sich – warum musste sie gerade heute einen Ausflug machen…
    »Mit Mr und Mrs Hurst von der Ölgesellschaft«, erklärte der Empfangschef. Hier wussten alle über alles Bescheid… »Sie sind zum Ka-lat-Diwa-Damm gefahren.«
    Bob fluchte leise. Wer weiß, wann Joan zurückkommen würde.
    »Ich möchte in ihr Zimmer gehen«, sagte er und bat um den Schlüssel, der ihm bereitwillig ausgehändigt wurde.
    Er schloss die Tür auf und ging hinein. Das große Zweibettzimmer machte einen chaotischen Eindruck. Joan Sutcliffe war ein ziemlich unordentlicher Mensch. Auf einem Sessel lagen Golfschläger und auf dem Bett ein Tennisschläger. Über den Tisch waren Postkarten, Filme, Bücher und Reiseandenken verstreut, die größtenteils in Birmingham und in Japan hergestellt worden waren.
    Bob sah sich um; sein Blick fiel auf Koffer und Reisetasche. Er stand vor einem Problem. Er würde Joan nicht mehr sprechen, bevor er mit Ali abflog, denn der Damm war weit vom Hotel entfernt. Er könnte ihr das Päckchen und einen Brief zurücklassen – aber nein, das war ganz unmöglich. Er wusste nur zu gut, dass man ihn beobachtete. Wahrscheinlich war man ihm vom Palast zum Café und vom Café zum Hotel gefolgt. Er hatte zwar niemanden gesehen, aber er wusste, dass die Rebellen geschickte Spitzel besaßen. Es war ganz in Ordnung, dass er seine Schwester in ihrem Hotel besuchte, aber wenn er ein Päckchen und einen Brief hinterließ, würde das Päckchen geöffnet und der Brief gelesen werden.
    Zeit… Zeit… er hatte zu wenig Zeit!
    Die kostbaren Juwelen brannten in seiner Hosentasche.
    Er sah sich im Zimmer um…
    Dann grinste er und zog die kleine Werkzeugtasche heraus, die er immer bei sich trug. Unter den Sachen seiner Nichte Jennifer fand er etwas Plastilin, das er gut gebrauchen konnte.
    Er arbeitete schnell und geschickt. Einmal blickte er misstrauisch zum offenen Fenster. Nein, das Zimmer hatte keinen Balkon. Niemand konnte ihn beobachten, seine Nerven mussten ihm einen Streich gespielt haben.
    Er beendete seine Arbeit und nickte zufrieden. Er war ganz sicher, dass weder Joan noch sonst irgendwer etwas bemerken würde – bestimmt nicht Jennifer, die ein egozentrisches Kind war und sich nur für ihre eigenen Angelegenheiten interessierte.
    Nachdem er die Überbleibsel seiner Tätigkeit vom Tisch gefegt und in seiner Tasche verstaut hatte, sah er sich nochmals zögernd um. Er erblickte Joans Schreibblock und starrte stirnrunzelnd auf den Bogen, der vor ihm lag. Er musste ihr eine Botschaft hinterlassen, aber

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