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Die Katze namens Eisbär

Die Katze namens Eisbär

Titel: Die Katze namens Eisbär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cleveland Amory
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Briefschreiber, deren weiße Katzen weiblichen Geschlechts waren, wollten wissen, ob ihre Tiere aufgrund des Geschlechts von vornherein vom Wettbewerb ausgeschlossen seien. Ihnen schrieb ich unverzüglich, daß dem nicht so sei – Lassie, die Hündin, sei schließlich männlichen Geschlechts, warum sollte da Eisbär nicht weiblichen Geschlechts sein? Sexismus, versicherte ich allen, würde es bei einem Wettbewerb, an dem ich in richterlicher Funktion beteiligt war, nicht geben.
    Noch erstaunter als über die Anzahl der weißen Katzen im Land war ich über die Zahl der Katzen, die, wie ihre Eigentümer es ausdrückten, »Kunststücke konnten.« Die Reihe der Kunststücke war schier endlos. Da gab es Katzen, die immer die Tageszeit wußten; andere, die ihre Eigentümer mit einem leichten Klaps ins Gesicht weckten; die schon, ehe es läutete, wußten, daß jemand an der Haustür war; die schon, ehe das Telefon klingelte, wußten, daß gleich jemand anrufen würde; die den Anrufbeantworter ausschalten konnten, wenn er sie störte. Es gab Katzen, die Pfötchen geben, Männchen machen, auf den Hinterbeinen laufen, durch Reifen springen, »toter Mann« spielen konnten. Andere konnten den Wasserhahn an der Spüle aufdrehen, die Toilette benutzen, Schranktüren und sogar schwere Türen öffnen, indem sie wiederholt zum Knauf hinaufsprangen, um ihn zu drehen; ja es gab sogar Katzen, die Fenster öffnen und schließen konnten. Andere Katzen wieder konnten Klavier spielen, Melodien erkennen, Bücher lesen – wenigstens Bilderbücher –, fernsehen, den Apparat selber ein- und ausschalten, sich im Spiegel ansehen und sogar ein »Spiegelgesicht« machen. Einige konnten tippen, und das nicht nur auf der Schreibmaschine, sondern auch auf dem Datenverarbeitungssystem. Schließlich gab es auch noch Katzen, die den Müll ausleeren konnten.
    Und dennoch – je länger ich in dieser Litanei las, desto klarer erkannte ich, daß auch Eisbär »Kunststücke« konnte. Vieles, was diese fremden Katzen konnten, konnte er auch. Er wußte zwar nicht immer die Tageszeit, aber er wußte stets genau, wann es Zeit für etwas war, das er haben oder tun wollte. Auch er weckte mich gern mit einem Klaps ins Gesicht; nur wenn er besonders hungrig war, kitzelte er mich statt dessen mit dem Schwanz im Gesicht oder peitschte gar, wenn die Ungeduld zu groß wurde. Und auch er wußte schon, ehe es läutete, daß jemand an der Tür war – er wußte es schon, wenn der Betreffende im Hausflur aus dem Aufzug stieg.
    Was die vielen anderen Kunststücke anging – Pfötchen geben, Männchen machen, auf den Hinterbeinen laufen, durch Reifen springen, »toter Mann« spielen –, so waren das nicht unbedingt Kunststücke, die er nicht konnte, er wollte sie nur einfach nicht machen. Er konnte Wasserhähne aufdrehen und auch Schranktüren öffnen und schließen, und wenn er die Fenster in Ruhe ließ, so nicht, weil er sie nicht öffnen und schließen konnte, sondern einfach, weil sie ihn nicht interessierten. Und was schließlich das Ausleeren des Mülls anging, so war Eisbär darin meiner Ansicht nach unschlagbar: Nicht nur leerte er nämlich den Müll regelmäßig aus, wenn er nach etwas suchte, er ging sogar noch einen Schritt weiter. Er verstaute Dinge, die er nicht haben wollte, wie zum Beispiel Medikamente, die ich für ihn besorgt hatte, oder die Nagelschere, mit der ich ihm die Krallen stutzte, im Abfalleimer oder Papierkorb, und mir war es bereits zur Gewohnheit geworden, dort als erstes nachzusehen, wenn ich diese Dinge nicht finden konnte.
    Dennoch blieb eine große Frage bestehen: Würden diese Katzen, die so bemerkenswerte Kunststücke beherrschten, sie auch auf Kommando oder unter besonderen Bedingungen ausführen? Konnten und würden sie sie im Atelier ausführen – an einem ihnen völlig fremden Ort mit Dutzenden wildfremder Menschen und unzähligen Ablenkungen wie Scheinwerfern, Kamerawagen, Kabeln und vielleicht sogar über ihnen schwebenden Kameras, die zu Großaufnahmen zu ihnen hinunterschießen würden? Konnten sie diese Kunststücke machen, wenn ihr »Mensch« nicht selbst die Anweisungen gab – vielleicht sogar überhaupt nicht im Raum war – und sie einem Fremden gehorchen sollten?
    Eines wußte ich mit Sicherheit: Eisbär würde nicht ein einziges seiner »Kunststücke« vorführen – selbst die nicht, die er regelmäßig machte –, wenn andere Menschen dabei waren; nicht einmal auf meine Befehle würde er dann hören. Und wenn er sich

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