Die Katze namens Eisbär
Filmproduzent – ein Mann, der bis zu seiner Begegnung mit Strongheart von Hunden »praktisch keine Ahnung« hatte –, den Auftrag, sich während der Abwesenheit der Trimbles um den Hund zu kümmern.
Bezüglich der Behandlung Stronghearts erhielt Mr. Boone, wie er schreibt, drei grundlegende Anweisungen: Er solle Strongheart »nicht von oben herab behandeln«; er solle »nicht in Babysprache mit ihm sprechen« und, das Wichtigste, er solle »niemals etwas zu ihm sagen, was nicht aus ehrlichem Herzen kam.«
Mr. Boone erkannte bald, daß Strongheart nicht nur fähig war, die menschliche Rede zu verstehen, sondern auch »menschliche Gedanken« lesen konnte. Mit der Zeit jedoch bemerkte Mr. Boone auch, daß ihre ganze Kommunikation sich, wie er es ausdrückte, »nur in einer Richtung bewegte – von mir zu ihm.« Entschlossen, das zu ändern, entwarf er ein ganzes Programm, zu dem auch gehörte, daß von nun an nicht mehr er Strongheart, sondern Strongheart ihn spazierenführen würde. Wenn sie also auf der Straße waren, tat er gar nichts; er blieb einfach stehen und wartete, bis Strongheart beschlossen hatte, welchen Weg sie einschlagen würden.
Ich fand diesen Teil sehr ermutigend. Ich habe ja schon erzählt, daß ich Eisbär, wenn ich ihn an der Leine hatte, niemals zog – ich überließ stets ihm die Entscheidung, wohin er mich ziehen wollte. Wobei ich allerdings zugeben muß, daß es auch gar keinen Sinn gehabt hätte zu ziehen, daß ich also gewissermaßen aus der Not eine Tugend machte. Das Schlimme war nur, daß Eisbär nie ein Ziel hatte; er wollte immer nur einfach da bleiben, wo er gerade war.
Mr. Boone hat offenbar nie mit Katzen gearbeitet. Aber nach Strongheart nahm er mit einer großen Vielfalt anderer Tiere Kommunikation auf. Ja gegen Ende von Kinship with All Life beschreibt er sogar seinen Versuch, mit einem Ameisenvolk ins Gespräch zu kommen. Die Ameisen hatten seine Veranda besetzt, und mit Gift und Besen bewaffnet erklärte er ihnen, daß er, auch wenn sie es nicht gewahr seien, in der Lage sei, sie innerhalb von Minuten auszulöschen. Nur erschiene ihm das nicht als eine gute Lösung, da die Erfahrung der Menschen gezeigt habe, daß ein Gemetzel nur das nächste nach sich ziehe und man am Ende schlimmer dran sei als zuvor.
Dann, schreibt er, fiel ihm ein, wie gut es jedem lebenden Wesen tut, beachtet und gewürdigt zu werden, und er ging dazu über, den Ameisen Komplimente zu machen. Er lobte ihre Intelligenz, ihre Lebenslust, ihren Fleiß, ihr harmonisches Zusammenleben, ihre Fähigkeit, ohne Mißverständnisse und ohne die Notwendigkeit, ständig gesagt zu bekommen, was zu tun sei, gemeinsam zu schaffen.
Hier legte Mr. Boone eine Pause ein, um die Ameisen durch ein Vergrößerungsglas in Augenschein zu nehmen. Da die Situation, wie er schreibt, »schlimmer als zuvor« war, beschloß er, seine Ansprache zu beenden, und teilte den versammelten Ameisen mit, er habe sein Bestes getan, nunmehr sei es an ihnen zu entscheiden, wie sie sich verhalten wollten.
Als Mr. Boone an diesem Abend auf seine Veranda hinausging, war nicht eine einzige Ameise mehr da. Und seitdem, berichtet er, sei er weder zu Hause noch unterwegs je wieder von Ameisen belästigt worden. »Gelegentlich kommt eine Kundschafterameise auf dem Weg von draußen nach draußen vorbei und bleibt gerade so lange, daß wir einen schweigenden, freundlichen Gruß tauschen können.«
Im letzten Kapitel seines Buchs erzählt Mr. Boone von den Fliegen. Statt sie zu verjagen oder nach der Sprühdose zu greifen, wenn sie sich bei ihm niederlassen, hält er einen freundschaftlichen Schwatz mit ihnen. Er bemerkte, als eines Tages eine Fliege sich auf seinem Finger niederließ, daß sie anfing, ihre Beine über ihrem Kopf aneinanderzureihen, so daß der Kopf, wie Mr. Boone es beschreibt, »flink in meiner Richtung auf und nieder nickte.« In der Annahme, daß dies eine Begrüßung nach Fliegenart sei, verneigte er sich mehrmals höflich.
Nachdem er auf diese Weise mit der Fliege Freundschaft geschlossen hatte, taufte er sie Freddie und beschloß ein paar Tage später, als Freddie in seiner offenen Hand saß und sich die Flügel putzte, »mit Freddie als einem Mitgeschöpf zu sprechen, wie ich es mit Strongheart zu tun gelernt hatte.« Er stellte dem »kleinen Kerlchen« auf seiner Hand eine Frage und achtete dann sorgfältig auf alle neuen geistigen Eindrücke, die ihm zuflogen. Unerwarteterweise wurde jede seiner lautlosen Fragen mit
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