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Die Katze riecht Lunte

Die Katze riecht Lunte

Titel: Die Katze riecht Lunte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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nicht, wo ich hingeh.«
    »Weiß ich wohl.« Pewter hüpfte den grasbewachsenen Feldweg entlang.
    »Geht nicht ohne mich. Oh, wagt es ja nicht, ohne mich zu gehen«, heulte der Hund.
    »Herrgott.« Harry machte die Tür auf und stolperte mit dem Hund auf dem Arm hinaus. Der Corgi war schwer.
    Noch bevor Harry einen Fuß auf die Erde gesetzt hatte, wand sich Tucker aus ihren Armen, landete auf dem Boden und kullerte herum. Sie sprang auf die Füße, schüttelte den Kopf und stürmte den Katzen nach.
    »Tucker, komm sofort hierher!«, rief Harry. »Was haben die bloß?«
    Sie lief hinter ihnen her. Das nützte ihr wenig, da alle drei davonrasten, außer Reichweite, aber deutlich sichtbar. Die Katzen wichen nicht wie sonst vom Weg ab. Harry sah ihnen nach, fluchte, sprang in den Transporter und folgte ihnen mit fünfundzwanzig Stundenkilometern.
    Nach zehn Minuten kamen Tally Urquharts Steinbauten und die große Scheune in Sicht.

    Harry hielt zwischen den Gebäuden an, stellte den Motor ab und stieg gerade rechtzeitig aus, als die Katzen das Scheunentor einen Spalt aufstießen und sich dünn machten, um hineinzugelangen. Sie sah zwei Pfoten – eine getigerte, eine graue – in der schmalen Ritze im Tor. Es war, als winkten sie sie herbei.
    Tucker steckte ihre wunde Nase in die Tür und drückte. Auch sie quetschte sich hinein.
    »Die wollen mich zum Wahnsinn treiben«, sagte Harry laut. »Bestimmt, das ist ein ausgeklügelter Plan, um mich auf die Palme zu bringen.«
    Sie ging zum Tor, rollte es mit einem Ruck zurück und traute ihren Augen nicht.
    »Ach du Scheiße.«
    »Sehr richtig«, miaute Mrs Murphy.

 
20
     
    Warmes Frühlingslicht durchflutete die Scheune und beleuchtete das Gesicht von Rick Shaw, der unter dem Flügel der Cessna stand. Hinter ihm staubte eine junge Frau die Flächen ein, um Fingerabdrücke sichtbar zu machen.
    Kein Tropfen Blut verunzierte die schimmernde Oberfläche des Flugzeugs oder des Cockpits; allerdings wiesen die Flügel und das Cockpit schlammige Pfotenabdrücke auf. Keine Dellen, Beulen oder Ölflecke deuteten auf eine Gewalttat hin.
    Die Räder der kleinen Maschine waren blockiert. Alles war in Ordnung. Der Tank war fast voll. Sie hätten in die Cessna klettern und an diesem prachtvollen Tag durch sahnige Wolken kreuzen können.
    Cynthia sprach mit Tally Urquhart. Miss Tally konnte noch bestens hören und sehen, bloß fortbewegen konnte sie sich nur noch bedingt. Nach glühendem Gerangel samt Äußerungen undamenhafter Kraftausdrücke hatte sie sich bereit erklärt, fortan nicht mehr Auto zu fahren. Da sie auch nicht mehr in der Lage war, rittlings zu reiten, gönnte sie sich zum Schrecken der Nachbarn das Vergnügen, ein Paar Kutschpferde zu lenken. Kyle Washburn, ihr Faktotum, hatte die Ehre, sie zu ihren zahlreichen Klubs und Wohltätigkeitsveranstaltungen zu chauffieren. Es gehörte auch zu seinen Pflichten, zur Stelle zu sein, wenn sie die Zügel in die Hand nahm. Viele in Albemarle County hielten Kyle für unbezahlbar.
    »Das hab ich Ihnen doch schon gesagt«, blaffte Tally.
    »Ich weiß, es ist lästig, Ma’am, aber es ist mein Job, alles doppelt und dreifach zu überprüfen.«
    Sie warf die weißen Locken zurück; sie hatte noch üppiges dichtes Haar. »Tommy Van Allen hat sein Flugzeug in meiner großen Scheune abgestellt, dann ist er gegangen und nicht wiedergekommen. Und ich habe nichts gehört.«
    »Sie haben zu keiner Zeit ein Flugzeug übers Haus schwirren hören?« Cynthia wappnete sich.
    »Sind Sie taub? Nein.«
    Kyle griff ein. »Miss Tally ist viel in der Stadt, Deputy. Jeder, der sie und ihren vollen Terminkalender kennt, hätte mühelos hier landen können, als sie aus dem Haus war.«
    »Haben Sie etwas gehört?« Cynthia lächelte.
    »Nein.«
    »Mr Washburn.« Sie näherte sich seinem wettergegerbten sommersprossigen Gesicht. »Wie konnte das Flugzeug von Ihnen unbemerkt hier herumstehen?«
    »Winterscheune«, fauchte Tally, als habe diese schlichte Beschreibung jedem intelligenten Menschen zu genügen.
    »Miss Tallys Scheune wird im Herbst mit Heu gefüllt. Gewöhnlich mache ich sie im Mai weit auf. Zum Auslüften. Ich bin dieses Jahr im Rückstand – ein bisschen.«
    »Sie beide meinen also, wer immer die Maschine hier geparkt hat – parkt man ein Flugzeug? –, also, wer immer das getan hat, kennt Miss Tallys Terminkalender?«
    »Ja«, antwortete Kyle, während Tally sie bloß böse ansah. Das Ganze war verdammt unangenehm, und sie wusste, ihre

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