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Die Katze riecht Lunte

Die Katze riecht Lunte

Titel: Die Katze riecht Lunte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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Das würde ihr Leben aufwerten.
    Plötzlich merkte Harry, dass die Tiere sie beobachteten. Sie brach in Lachen aus. »Hi.«
    »Selber hi«, gaben sie zurück.
    »Ist das nicht schön?«
    »Ja«, tönte es im Chor.
    »Es ist Zeit fürs Abendessen.«
    »Pewter«, wies Mrs Murphy sie zurecht.
    Pewter verstummte. Wenn sie sich beschwerte, würde sie vermutlich noch länger auf diesem Walnussbaum sitzen müssen. Mit etwas Glück würde Harrys bukolische Verzückung bald abklingen.
    »Hast du dir schon mal überlegt, wer sich um Mom kümmert, wenn wir tot sind?«, fragte Tucker Mrs Murphy nüchtern.
    »Sie wird einen Welpen und ein Kätzchen ins Haus nehmen, wenn wir alt sind. Wir bilden sie dann aus.«
    »Ich bilde keine Jungkatze aus«, brauste Pewter auf.
    »Weil du der nächsten Generation nichts beizubringen hast.«
    »Du hältst dich wohl für oberschlau, was?« Pewter verpasste Murphy eine Ohrfeige.
    Murphy schlug umgehend zurück; die beiden Katzen bewegten sich auf dem dicken Ast hin und her, was Harry lachend verfolgte, Pewter versetzte Murphy einen heftigen Schlag, und die Tigerkatze rutschte aus. Sie hielt sich mit den Vorderpfoten am Ast fest, doch ihre Hinterbeine baumelten hinunter.
    »Komm her.« Harry packte sie am Genick und zog sie hoch. Sie nahm die Tigerkatze auf den Schoß.
    Pewter ging auf Murphy los.
    »Wag es ja nicht, sonst fall ich runter.« Harry drohte Pewter mit dem Finger. Pewter schnappte nach dem Finger. Sie hatte die Krallen eingezogen, doch ihre geweiteten Pupillen signalisierten Angriffslust.
    »Wer macht die Dosen auf, wenn Harry etwas zustößt?« Murphy spuckte Pewter ins Gesicht.
    »Jetzt reicht’s aber!« Harry tippte der Tigerkatze mit dem Zeigefinger auf den Kopf.
    Es tat nicht weh, aber es war unangenehm.
    Ein wohlklingendes Surren zog alle Aufmerksamkeit auf sich. Ein Paar Scheinwerfer, anderthalb Kilometer entfernt, schwenkte ins Blickfeld. Blair bog in seine Zufahrt ein. Er stieg aus, dann hielt er Little Mim die Tür auf.
    »Kann sie das sehen?«, fragte Pewter Murphy.
    »Ist doch ganz deutlich. Sie kann so weit sehen. Interessieren tut sie’s auch.«
    »Wen würde der Porsche nicht interessieren«, sagte Tucker.
    »Ihr geht es mehr um Blair.«
    »Oh.« Tucker betrachtete einen Zweig am Bach. »Was war das für eine Geschichte mit Biddy Minor? Miss Tally hat gesagt, seine Neugierde hat ihn umgebracht?«
    »Darüber weiß ich nichts. Das war lange vor meiner Zeit. Zur Zeit unserer Urgroßmütter, nehme ich an.«
    »Man sollte meinen, sie würden darüber sprechen.« Pewter kletterte rückwärts vom Baum. Wenn die anderen nicht nach Hause wollten, sie würde jetzt gehen. Vielleicht lagen ja noch ein paar Krümel Trockenfutter in der Schüssel auf der Anrichte.
    »Vielleicht haben sie’s getan, und wir haben’s nicht gehört. Aber ich glaube nicht, dass Harry darüber gesprochen hat.« Mrs Murphy sprang von Harrys Schoß und kletterte ebenfalls rückwärts vom Walnussbaum. Sie redete und tastete derweil nach einem Halt; das Geräusch, das ihre Krallen beim Einhaken in die Rinde machten, war sogar für den Menschen hörbar. »Vielleicht hat sie eine flüchtige Bemerkung fallen lassen. Die Geschichte dürfte in den Zwanzigerjahren passiert sein.«
    »So weit zurück?«
    Murphy kam unten an, und Tucker ging zu ihr. »Also, wenn Biddy Harrys Urgroßvater war, ist anzunehmen, dass er um 1880 geboren wurde, auf keinen Fall nach 1900.«
    »Schauen wir in der Familienbibel nach«, schlug Tucker vor, »wenn Mom schläft.«
    »Okay.« Pewter hätte zu allem Ja gesagt, bloß um nach Hause zu kommen.
    Harry stieß sich vom Ast ab und ließ sich auf die Erde fallen; ihr Absprung war beinahe einer Katze würdig.
    »Sehr hübsch«, lobte Murphy sie.
    Als sie zusammen nach Hause gingen, fragte Harry die Tiere: »Habt ihr alle von Tommy Van Allens Flugzeug gewusst?«
    »Ja«, erwiderten Mrs Murphy und Tucker.
    Pewter sagte nichts, denn sie hatte die Maschine zuvor nicht gesehen; Mrs Murphy hatte ihr jedoch alles berichtet.
    Harry lächelte die Tiere an. »Kluge Kinder.«
    »Manchmal«, erwiderte Tucker, die bescheidener war als die Katzen.
    »Was mir an der Sache nicht gefällt, ist, dass es so nah an zu Hause ist.« Murphy betonte das Wort »Hause«. »Tally Urquhart wohnt nur sechs Kilometer weit weg.«
    »Es hat nichts mit Mom zu tun, egal, wie weit oder wie nah es ist.« Pewter nannte Harry neuerdings Mom, obwohl sie bei Market Shiflett aufgewachsen war und gelegentlich in seinem Laden

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