Die Katze riecht Lunte
mussten, bis jemand die Tür öffnete. Allzu oft machte ein Mensch die Tür zu schnell zu oder trat auf ein Tier, weil es den Menschen an Gespür dafür mangelte, wie viel Platz sie einnahmen oder wie viel Platz andere Geschöpfe brauchten. Dauernd stießen sie an Gegenstände, traten auf Schwänze oder stolperten über die eigenen Füße. Durch die Tierpforte in der Hintertür des alten Holzhauses konnten die Tiere nach Belieben kommen und gehen. Besonders die Katzen streiften gern durch die Nachbarschaft, um andere Katzen zu besuchen.
Lucy Fur, eine prächtige junge Maine-Coon-Katze, war in einer Sturmnacht in Herbs Leben getreten. Er hatte sie behalten, weil Eloquenz langsam in die Jahre kam und er meinte, eine jüngere Gefährtin würde ihr guttun. Anfangs hatte Eloquenz gefaucht und gespuckt. Zwei Wochen lang. Dann hatte sie es mit kalter Verachtung versucht und dem Kätzchen, wann immer es vorbeiging, den Rücken zugekehrt. Nach einem Monat hatte sie Lucy Fur akzeptiert und unterwies sie in den Pflichten einer Priesterkatze. Die erste Pflicht jeder Katze lautet natürlich Mäuse fangen. Es galt jedoch außerdem Hostien zu zählen, Gewänder zu untersuchen, Predigten zu lesen, Pfarrkinder zu trösten und einer Reihe von Zeremonien beizuwohnen.
Beide Katzen waren vorzügliche Spendensammlerinnen; sie mischten sich unter die Menge und ermunterten die Menschen zu Großzügigkeit mit Scheckheft und Verpflegung.
Die drei Katzen saßen nebeneinander in der tiefen Fensternische des Hauses. Sonnenlicht tränkte ihr glänzendes Fell wie goldene Butter. Voller Spott beobachteten sie Herb.
Herb setzte den rechten Fuß zurück und hob den rechten Arm. Er tänzelte einen Moment, dann warf er die Angel nach einem Rücklicht aus. Er hatte schon mal besser gezielt.
»Verdammt«, murmelte er vor sich hin, holte die Schnur ein, an deren Ende ein kleines Bleigewicht hing, etwas darüber seine handgefertigte Fliege, weiß und schwarz gesprenkelt.
»Ist das ein christliches Ritual oder so was?«, fragte Pewter.
Lucy Fur kicherte. »Nicht, wie er es macht.«
Wieder knickte der gutmütige Reverend sein Handgelenk ab, brachte seine Füße in die richtige Position und warf sachte seine Schnur aus. Dieser Wurf war noch schlechter als der vorige.
»Teufelsdreck.« Er hob die Stimme.
»Ob beten helfen würde?«, meinte Mrs Murphy trocken.
»Meines Wissens gibt es kein spezielles Angelgebet.« Lucy Fur war gut informiert. Sie hatte die Bibel studiert.
»War da nicht irgendwas mit Jesus, der den Männern sagt, sie sollen ihre Netze auswerfen?«, schwante es Mrs Murphy.
»Lukas fünf Vers eins bis elf. Das ist die Geschichte, wo die Männer die ganze Nacht gefischt haben, ohne was zu fangen, und dann sagte Jesus, sie sollten hingehen und ihre Netze auswerfen. Sie fingen so viele Fische, dass ihre Schiffe sanken. Und da hat Simon Petrus sich Jesus angeschlossen. Er war einer von den Fischern.«
Beeindruckt keuchte Mrs Murphy: »Du solltest dich mal mit Mrs Hogendobber unterhalten. Die würde sich vor Begeisterung nicht mehr einkriegen!«
»Oh«, erwiderte Lucy Fur leichthin, »sie würde nicht zuhören. Sie glaubt an dieses charismatische Zeug. Sie sollte sich der Strenge des lutherischen Katechismus unterwerfen. Ich glaube nicht, dass man einfach rumsitzt und wartet, bis einen der Geist erleuchtet.«
»Sie sitzt selten«, bemerkte Pewter, selbst eine scharfe Kritikerin der mystischen Moden. Doch Miranda praktizierte, was sie predigte.
»Ah-oh. Ich glaube nicht, dass Bibelzitate jetzt helfen.« Murphy sah nach oben.
Herb hatte in einen Baum geworfen.
»Christus auf Krücken!«, brüllte er, dann blickte er über die Schulter, um zu sehen, ob jemand in Hörweite war.
»Katzen zur Rettung.« Murphy sprang von der Fensterbank, dicht gefolgt von Pewter und Lucy Fur.
Eloquenz, die alles von drinnen beobachtete, lachte so sehr, dass sie sich hinlegen musste.
Die Tigerkatze war schon auf halber Baumhöhe, bevor Lucy Fur den Stamm erreicht hatte. Pewter, nicht von der schnellen Truppe, schlenderte würdevoll zu dem rotgesichtigen Geistlichen.
»Wie soll ich jetzt meinen Haken aus dem Baum kriegen? Das ist meine beste Fliege.« Er warf seine Schirmmütze ins Gras.
»Danke schön.« Pewter setzte sich sogleich auf die Fischgrätmütze.
Herb trat einen Schritt nach rechts und zog an der Schnur. Er bekam den Haken nicht frei. Er ging nach links. Pewter sah zu.
»So hübsche Federn.« Murphy untersuchte die Fliege.
»Er sitzt
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