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Die Katze riecht Lunte

Die Katze riecht Lunte

Titel: Die Katze riecht Lunte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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mitmachen.«
    »Wie alle Männer in Crozet. Das reicht nicht.« Pewter schnurrte, als Harry Thunfisch austeilte.
    »Vielleicht hatte Tommy eine Affäre mit Sarah.« Tucker vergrub das Gesicht in ihrem Futter.
    Sie vertagten die Diskussion bis nach dem Essen.
    Harry pfiff vor sich hin, bis sie keine Lust mehr hatte und das Radio einschaltete. Sie hörte gern Klassik sowie Country & Western. Sie stellte den Klassiksender Lynchburg ein. Dann machte sie den Grill an, holte zwei Scheiben Brot und zwei dicke Scheiben Toastkäse heraus. Sie liebte Käse-Sandwiches, die sie mit Mayonnaise und sauren Gurken garnierte. Manchmal schüttete sie noch Ketchup drauf.
    Tucker war wie immer als Erste fertig. »Beeilt euch.«
    »Du genießt dein Essen nicht richtig.« Pewter genoss ihres natürlich.
    »Mir schmeckt’s. Ich weiß nicht, was du so lange an deinem herumkaust.«
    »Tucker, was bist du doch für ein Hund!«, erwiderte Pewter hochmütig.
    Mrs Murphy, eine langsame Esserin, legte eine Pause ein. »Wenn Tommy mit Sarah geschlafen hat, dann lautet die Frage, hat H. Vane es gewusst? Auf jeden Fall war er freundlich zu Tommy.«
    Pewter gab ihren Senf dazu. »H. Vane würde wohl kaum Tommy töten und sich dann selbst in den Rücken schießen. Das ist verdreht.«
    »Nein, ist es nicht. Wir haben bloß den Schlüssel noch nicht gefunden, das ist alles«, sagte Murphy bestimmt.
    »Und da wir nun Mom gewissermaßen in die Falle gelockt haben, sollten wir zusehen, dass wir die Lösung finden.« Tucker lebte schon lange mit Murphy zusammen. Sie wusste, was die Katze dachte.
    Pewter, der Essensreste an den Schnurrhaaren klebten, hob mit einem Ruck den Kopf aus dem Napf. »Sie würde ihre Nase da reinstecken, auch wenn wir sie nicht zu dem Flugzeug geführt hätten. Sogar Miss Tally hat gesagt, das liegt ihr im Blut.«
    »Da hast du recht.« Mrs Murphy amüsierte sich über Pewters lächerlichen Anblick. »Erinnerst du dich, was sie über Biddy Minor gesagt hat?«
    »Die Neugierde hat ihn umgebracht«, flüsterte Tucker.
    »Ich dachte, Neugierde bringt die Katze um.« Pewter schluckte ein Bröckchen gut durchgekauten Thunfisch hinunter.
    »Schnauze.« Murphy hasste diese Redensart. »Ich persönlich halt’s lieber mit ›Katzen haben neun Leben‹.«
    »Na ja, ich hab nur eins. Und ich beabsichtige, gut darauf aufzupassen.« Tucker ließ ihren Kiefer zuschnappen.

 
22
     
    Die knospenden Bäume warfen scharfe Schatten auf den makellos gepflegten Rasen hinter der evangelischen Kirche. Reverend Herbert C. Jones, im priesterlichen Ornat, schwenkte seine Angelrute, als er auf dem moosbedeckten Ziegelweg vor dem mit beigefarbenen Schindeln verkleideten Amtszimmer stand, dessen Fensterläden charlestongrün gestrichen waren.
    Er hatte seine Sonntagspredigt schon fertig, und da heute erst Dienstag war, fühlte er sich prächtig. Zugegeben, auf seinem Schreibtisch türmten sich vier Stapel säuberlich geordneter Papiere, aber der Mensch konnte schließlich nicht rund um die Uhr arbeiten. Selbst der Herr hatte am siebten Tag geruht. Und der milde, warme Nachmittag lockte ihn fort von der leidigen Schreibarbeit. Er hatte seine Angelrute genommen und war nach draußen gegangen.
    Für gewöhnlich parkte er den von der Kirche gestellten weißen 1987er Chevrolet-Transporter an der Ecke, damit die Leute wussten, dass Herb in der Kirche war. Da er regelmäßig Anrufe erhielt, dass dies und jenes für ein bedürftiges Pfarrkind abzuholen oder abzugeben sei, war es auch praktisch, den Wagen in Bereitschaft zu halten, mit dem Schlüssel im Zündschloss. Momentan allerdings hatte der Chevy links vorne einen Platten, was Herb unendlich ärgerte, weil er erst letztes Jahr rechts vorne einen Platten gehabt und beide Vorderreifen erneuert hatte. Nun stand der Chevy in der Garage hinter dem Amtszimmer, bis er dazu kam, den Reifen zu flicken. Hübsche Ziegelwege schlängelten sich von der Kirche zur Garage, dem ehemaligen Stall, und zu seinem schmucken Pfarrhaus, einem Bau im klassischen Stil, dessen Klinker in flämischer Verbundweise angeordnet waren.
    Das Heck des Chevy ragte aus der Garage. Herbs Buick Roadmaster stand neben dem alten Transporter.
    »Ich stell mich hierhin und werfe nach dem Rücklicht«, sagte er zu sich.
    Lucy Fur beobachtete ihren Menschen mit distanzierter Heiterkeit. Mrs Murphy und Pewter waren vom Postamt zu Besuch gekommen. Das von Harry dort eingebaute Tiertürchen war ein Segen, weil die Tiere nicht am Eingang lauern und warten

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