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Die Katze riecht Lunte

Die Katze riecht Lunte

Titel: Die Katze riecht Lunte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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weil sie wusste, dass Cynthia, wie so viele Frauen, eine Schwäche für ihn hatte. »Er ist distanziert.«
    »Und ich dachte, das wäre er nur bei mir – weil er nichts von mir wissen will.«
    »Cynthia, er mag dich. Es liegt nicht an dir. Sein Alter macht ihm Sorgen. Immerhin ist sein Gesicht sein Kapital. Er bekommt Krähenfüße um die Augen und ein paar graue Haare an den Schläfen.«
    »Dabei finde ich, dass er damit noch besser aussieht.«
    »Finde ich auch, aber Models haben ein kurzes Haltbarkeitsdatum. Mit dem Alterwerden landet er in den Katalogen von Krawattenherstellern. Das ist nicht dasselbe wie eine Doppelseite in GQ.«
    »Das habe ich mir nie so bewusst gemacht. Schlimm genug, wenn Frauen sich wegen ihres Aussehens grämen. Bei einem Mann scheint es mir irgendwie« – sie suchte nach dem richtigen Wort – »frivol.«
    »Ja. Andererseits«, fuhr Harry fort, »versiegen dann wohl die Geldquellen.«
    »Bestimmt hat er klug investiert.«
    »Keine Ahnung. Er spricht nie über Geld. Ich sehe nur, wie er es ausgibt.« Harry seufzte. »Ich kann mir nicht vorstellen, mir zu kaufen, was ich will, wann immer ich will.«
    »Ich auch nicht«, pflichtete Cynthia ihr bei. »Sicher, wenn er Little Mim heiraten würde, hätte er für den Rest seines Lebens ausgesorgt.«
    »Ich glaube nicht, dass er das könnte«, sagte Harry nach kurzer Überlegung.
    »Zu viele Skrupel?«
    »Hm – er mag schöne Frauen. Little Mim sieht gut aus, aber sie ist nicht gerade ein Vogue- Model. Verstehst du, was ich meine?«
    »Ja.«
    »Und wenn die Frau die Kohle hat, tanzt der Mann nach ihrer Pfeife, außer sie ist eine komplette Idiotin, und das ist Little Mim nicht. Wer die Piepen hat, hat das Sagen.«
    »Mit mir wird er sich wohl nie abgeben.« Cynthia lächelte wehmütig.
    »Cynthia, Blair ist zwar sehr nett, aber du brauchst einen richtigen Burschen vom Land. Einen Mann, der sich nicht scheut, sich die Hände schmutzig zu machen.«
    »Ach, ich weiß nicht.«
    »Glaubst du, du wirst mal heiraten?«, fragte Harry.
    »Das will ich hoffen.«
    Gehupe in der Einfahrt machte dem intimen Plausch ein Ende.
    »Juhuu«, rief Susan Tucker.
    »Selber juhu.« Harry stand nicht auf, als Susan den Kopf durch die Küchentür steckte. »Nimm dir ’nen Teller. Cynthia hat das ganze Chopsuey verdrückt, aber von allem anderen ist noch reichlich da.«
    Das ließ sich Susan nicht zweimal sagen. »Da ihr schon beim Nachtisch seid, nehme ich an, dass der Rest für mich ist.«
    »Hau rein, Suz.«
    Während sie sich das Essen in den Mund schaufelte, tanzten Susans strahlende Augen. »Ihr glaubt nicht, was mir passiert ist. Mmm, kann nicht mit vollem Mund sprechen.«
    »Wir sprechen so lange mit dir. Wenn du fertig bist, kannst du uns alles erzählen.«
    Susan hob die Hand zum Zeichen ihres Einverständnisses und aß weiter.
    Mrs Murphy sprang auf die Küchenanrichte. Die Sonne ging unter; ein scharlachroter Strahl schraubte sich in den Himmel. Sehr ungewöhnlich, nur eine einzige senkrechte Farbsäule. Sie ließ sich auf den geschlossenen Plastikabfalleimer fallen, dann auf den Fußboden, und ging zur Tür hinaus. Pewter und Tucker achteten nicht auf sie. Susan hatte ihren Hunger so weit gestillt, dass sie sprechen konnte. »Ich war am fünfzehnten Loch in Keswick. Ich spiele gern einmal die Woche dort und einmal die Woche in Farmington. Wenn ich könnte, würde ich jeden Tag spielen, aber das tut jetzt nichts zur Sache. Jedenfalls, ich kam zügig voran, und wer rollte in ihrem eigenen Caddie vorbei? Sarah Vane-Tempest höchstpersönlich. Sie war allein, drum hab ich sie gefragt, ob sie sich mit mir zusammentun wollte. Aber sie meinte, sie sei auf dem Heimweg. Sie habe gar nicht gemerkt, wie spät es schon sei. Sie wolle da sein, wenn H. Vane nach Hause käme. Sagte, sie sei wütend auf ihn, weil er mit seinem Auto gefahren sei, was er ihrer Meinung nach noch gar nicht dürfe. Dann ist sie weitergesaust.«
    »Sie ist übertrieben fürsorglich.« Harry nahm sich noch ein Brownie.
    »Behandelt uns wie Dreck.« Cynthia zuckte die Achseln. »Aber das tun viele.«
    »Was haben wir denn da?« Susan bemerkte, dass Mrs Murphy etwas im Maul trug, ein zusammengefaltetes Papier.
    Pewter hörte zu essen auf. »Wird nichts nützen.«
    Murphy ließ die Karte vor Cynthias Füße fallen. Cynthia bückte sich, hob sie auf, faltete sie vorsichtig auseinander. In der rechten Ecke stand in kleinen Druckbuchstaben der Name TOMMY VAN ALLEN.
    Als sie ihren Gesichtsausdruck

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