Die Katze riecht Lunte
immer noch kübelweise Geld raus.«
»Lass ihm Zeit.«
»Kannst du ihn überreden?«
»Ehrlich gesagt glaube ich, dass du das tun wirst.«
Das Telefon klingelte.
Sarah nahm ab. »Hallo. Was fällt dir ein, hier anzurufen?«
Archie erwiderte am anderen Ende: »Ich möchte deinen Mann sprechen.«
Sie reichte H. den Hörer. »Archie.«
»Hallo, Arch. Hab Nachsicht mit Sarah. Sie glaubt immer noch, dass du auf mich geschossen hast.« Er hörte kurz zu, kaute auf seiner Lippe, nickte zustimmend. Schließlich drehte er sich zu Sarah um, die sich aufs Sofa geworfen und ostentativ nach einer Illustrierten gegriffen hatte. »Er möchte mit dir sprechen.«
»Nein.«
Er legte die Hand über die Sprechmuschel. »Sarah, ich bestehe darauf. Du musst dich von dieser absurden Idee befreien, dass Archie versucht hat, mich umzubringen.«
Wütend stand sie auf, die Illustrierte rutschte auf den Boden. Sie griff nach dem hingehaltenen Hörer. »Ja?«
»H. hat dich bestimmt über das heutige Treffen informiert.«
»Ja.«
»Ich meine, es würde allen Parteien zugutekommen, wenn wir uns zusammensetzen und reden würden.«
»Ich habe dir nichts zu sagen.« Sie funkelte H. an, der beschwichtigende Gesten machte.
»Aber ich habe dir eine ganze Menge zu sagen.« Er sprach ganz schnell, damit sie ihm ja nicht das Wort abschneiden konnte. »Wir müssen uns unterhalten, vor allem, wenn wir miteinander Geschäfte machen wollen.«
»Das entscheidet Blair Bainbridge.«
»Sarah -«
»Moment mal.« Sie hielt die Sprechmuschel zu. »Er will mich allein sprechen. Muss ich mich darauf einlassen?«
»Ich denke, es wäre für alle Beteiligten das Beste.«
Sie nahm die Hand von der Sprechmuschel. »In Ordnung.«
»Wie wär’s morgen Nachmittag in meinem Büro?«
»Lieber Freitag. Morgen muss ich zum Zahnarzt.«
»Schön. Freitag. In meinem Büro.«
Sie hängte ein. »Freitag. In seinem Büro. Bist du jetzt zufrieden?«
»Ja, je eher wir das hinter uns bringen, desto besser.« Er straffte das Kinn, kniff die Augen zusammen, und die Spannung in seinem Gesicht löste sich so schnell, wie sie gekommen war.
»Wenn wir doch nur wüssten, wer Tommy Van Allen umgebracht hat und warum.« Sie ließ sich wieder aufs Sofa fallen und bückte sich, um ihre Illustrierte aufzuheben. »Du glaubst nicht, dass es Archie war?«
Vane-Tempests massige Gestalt plumpste neben sie. »Sosehr ich mich im Geschäft auf meinen Instinkt verlasse, ich habe gelernt, keine vorschnellen Schlüsse zu ziehen. Wir wissen beide, dass Archie Ingram nicht den Mumm hat, kaltblütig jemanden umzubringen. Du benutzt diesen Vorfall, um andere, unterdrückte Emotionen freizusetzen, wie zum Beispiel deine Wut darüber, dass ich dich von meinen Geschäften ferngehalten habe. Ich habe dich von einem beträchtlichen Teil meines Lebens ausgeschlossen. Ich habe dich behandelt wie ein Kind.«
»Ja, das hast du.« Sie senkte den Blick, sah ihm dann wieder in die Augen.
»Ich schlage ein neues Kapitel auf. Wenn Blair gegen deine Beteiligung an Teotan Front macht, gründe ich ein neues Unternehmen, und du wirst die Vorsitzende sein.« Er legte seinen Arm um sie. »Aber ich glaube, er wird zur Vernunft kommen, genau wie du zur Einsicht kommen wirst, wenn Archie mit dir spricht. Wir sind alle einmal so gute Freunde gewesen. Lass uns zusehen, dass es wieder so wird wie früher.«
Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter. »Das wäre schön.«
43
Der Gedenkgottesdienst für Tommy Van Allen am Donnerstag, der als stille Feier gedacht war, wurde für Crozet zum Skandal, weil Tommys Witwe es für geboten hielt, nicht zu erscheinen. Nicht, weil sie zu erschüttert war, um ihrem Mann die letzte Ehre zu erweisen. Es war ihr einfach egal. Sie war bereits nach Aiken zurückgekehrt und hatte Rick Shaw bevollmächtigt, Tommys Unterlagen einzusehen. Sie hatte sich auch damit einverstanden erklärt, dass er den Porsche für eine Woche dabehielt. Er versprach ihr, ihn nach der Untersuchung nach Aiken zu schicken.
Big Mim gab nach dem Gedenkgottesdienst ein kleines Mittagessen. Ihre preisgekrönten Pfingstrosen hatten sich just diesen Moment ausgesucht, um voll zu erblühen.
Miranda Hogendobber schlenderte durch Minis prachtvollen Garten, der sich bis hinunter zum See erstreckte. Der Katamaran Mims Vim schaukelte sanft im Wasser. Der Reverend begleitete Miranda.
»Die Jugend von heute hat keine Disziplin.« Mrs Hogendobbers haselnussbraune Augen waren getrübt. »Jessica Van Allen
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