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Die Katze riecht Lunte

Die Katze riecht Lunte

Titel: Die Katze riecht Lunte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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Wir pinnen die Karte an die Wand, ohne etwas zu sagen. Sie muss schon da sein, bevor der Erste zur Versammlung erscheint. Vielleicht gelingt es uns zumindest, Arch aus der Reserve zu locken.« Er lächelte. »Ich glaube, wir kommen dem Mörder ein bisschen näher.«
    »Gute Idee«, sagte sie ohne große Begeisterung. Er nahm seinen Bleistift zwischen beide Zeigefinger und schnippte ihn nach ihr. »Was ist?«
    »Nichts.«
    »Raus damit.«
    »Ich habe Ihren Instinkt geerbt. Und diese Geschichte hat einen Haken, das fühle ich. Sie ist nicht vollständig.«
    »Ja, das fühle ich auch, aber Ihr Gesichtsausdruck sagt -«
    »Er wird wieder zuschlagen. Ich weiß es einfach.«
    »So eine abwegige Aktion wie mit Mrs Woos Laden. Ich bin überzeugt, das hängt mit alldem zusammen. Das Feuer hat ihre Unterlagen vernichtet – alle Unterlagen über die Schlachtennachsteller.«
    »Ja, sie führt uns zu denen zurück. Sie haben recht.«
    »Komisch, irgendwie sind Sexualmörder leichter zu durchschauen als unser Täter«, überlegte Rick.
    »Aber es könnte Sex im Spiel gewesen sein. Vergessen Sie nicht das leere Kondompäckchen in Tommy Van Allens Trenchcoat.«
    »Ach nein. Darauf fall ich nicht rein.«
    Coop setzte sich auf die Schreibtischkante. »Ich hoffe, dass ich mich irre, aber es ist noch lange nicht vorbei. H. Vane sollte lieber einen Bodyguard engagieren.« Nach diesen Worten wurden beide von einem lauten Donnerschlag aufgeschreckt, und der Himmel öffnete seine Schleusen.

 
46
     
    Wenn das Tageslicht auf Sarah Vane-Tempests Haar fiel, schimmerten die blondierten Strähnen wie gehämmertes Gold. Ihre perfekt manikürten Fingernägel betonten die langen, zierlichen Hände. Sie war nicht nur eine schöne Frau, sie hatte schon in jungen Jahren die notwendigen Kniffe gelernt, die Männer zu Wachs in ihren Händen machten.
    Da die meisten Männer größer sind als die meisten Frauen, war der erste entwaffnende Trick – den sie sich bereits im vierten Schuljahr aneignete –, die Augen niederzuschlagen und dann den Blick zu heben, so als vermöchte einzig der so Angeschaute diese verheißungsvolle Reaktion hervorzurufen. Ihre Stimme war niemals laut, niemals schrill, eher eine Spur zu leise, sodass der Mann sehr konzentriert lauschen musste.
    Die ausgeklügelteren Raffinessen, wie etwa, jeden Satz durch eine leichte Modulation der Stimme wie eine Frage klingen zu lassen, die nur der Angesprochene in seiner überlegenen Weisheit beantworten konnte, erwarb sie mit ungefähr achtzehn Jahren.
    Ihm die Schulter ein wenig zuzuneigen, auch dies schürte das Feuer beim männlichen Teil der menschlichen Spezies. Dass dies kalkulierte Posen waren, die genauso einstudiert wurden, wie eine Schauspielerin übt, an markierten Stellen auf der Bühne zu stehen, kam den Männern nicht in den Sinn. Selbst ein so hochintelligenter Mann wie Sir H. Vane-Tempest mutierte in Sarahs Gegenwart zu einem wabbelnden Hormonpudding.
    In Gegenwart von Frauen veränderte sich ihr Verhalten schlagartig. Ihre Stimme, freimütig im Ton, war nicht schroff, aber gewiss keine Musik in Frauenohren. Sie sah ihren Freundinnen offen in die Augen. Sie sagte, was sie dachte. Nie neigte sie eine Schulter oder wandte sich leicht ab, um eine andere Frau größer erscheinen zu lassen.
    Ihre Freundinnen kicherten, wenn sie in Sekundenschnelle umschaltete, sobald ein Mann den Raum betrat. Ihre profunde Falschheit, den meisten Frauen Anlass zur Belustigung und weniger zum Widerwillen, bewog diese nicht, ihr zu misstrauen. Jede Frau, sogar Harry, verstand, warum Frauen sich so aufführten wie Sarah. Es war eine ungleiche Welt.
    Die Schönheit, kurzlebig, wie sie war, stellte eine Waffe dar, die dazu diente, sich Nahrung, Kleidung, Obdach und Status zu sichern. Nur wenige Frauen konnten selbstständig leben. Die meisten brauchten einen Ernährer.
    Obwohl sie intelligent war, hatte Sarah im Grunde Angst vor der Welt, Angst, sich in ihr nicht allein auf dem erwünschten Niveau halten zu können. Damit hatte sie nicht unrecht. Nur wenige Frauen haben so viel Macht oder Geld wie Sir H. Vane-Tempest.
    Sie hatte das große Los gezogen. Es war wirklich einfach gewesen. Sie hatte erkundet, wo sich die Reichen tummelten. Da es von Connecticut aus einfacher war, nach Florida zu gelangen als an andere Orte wie etwa Aspen, kreuzte sie dort auf, frisch von der Schule, und pirschte sich bedachtsam immer näher an die richtigen Partys heran.
    Sie war auch darauf bedacht gewesen, keine

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