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Die Katze riecht Lunte

Die Katze riecht Lunte

Titel: Die Katze riecht Lunte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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Dummheiten zu machen, etwa mit dem falschen Mann zu schlafen oder einen Job in einem Bekleidungsgeschäft anzunehmen. Das hätte ihre geheimnisvolle Aura geschmälert. Sie hatte Polospiele im Royal Palm Polo Club in Boca Raton besucht. Sie hatte zugeschaut, allein, in der Hoffnung, den Blick eines Mannes auf sich zu ziehen oder den einer älteren Frau, der noch Verstärkung für eine Party fehlte. Gewöhnlich wurden Herren gesucht, doch gelegentlich war auch eine junge Frau vonnöten.
    Eines Sonntags stand sie in Wellington westlich von Palm Beach zufällig neben einer Pferdekoppel. Der Stallbursche, der von einem Kollegen gebeten wurde, beim Einfangen eines Ausreißers zu helfen, hatte einen Stapel Poloschläger auf dem Boden liegen lassen. Sie waren nach Länge und Elastizität geordnet.
    Sir H. Vane-Tempest polterte herbei. »Manuel, 51 grün.«
    Sarah langte in den Stapel mit 51ern und griff geistesgegenwärtig den heraus, der oberhalb der Stelle, an der der Schlägerkopf befestigt war, mit grünem Klebeband gekennzeichnet war. H. Vane erkannte sogleich, dass Manuel von der guten Fee in eine der schönsten jungen Frauen verwandelt worden war, die seine Augen je erblickt hatten.
    Der Rest war, wie es so schön heißt, ein Selbstgänger. Eine kostspielige Scheidung von Ehefrau Nummer eins – die nun mal Verschleißerscheinungen zeigte – folgte alsbald.
    Das war vor sieben Jahren. Bald, sehr bald, um genau zu sein, zeigte auch Sarah Verschleißerscheinungen. Hätte ihr jemand, während sie durch den Mittelgang der Kirche schritt, ins Ohr geflüstert, dass der Preis der Ehe hoch sein würde, sie hätte es nicht geglaubt. Geblendet vom äußeren Glanz, sah sie nicht, dass sie selbst der Preis war. Sie hatte sich verkauft. Als ihr dies bewusst wurde, geriet sie in Panik. Solche Frauen suchen Trost bei Religion, Alkohol, Drogen, karitativer Arbeit, Kindern und natürlich anderen Männern.
    Als sie am Freitag in Archie Ingrams Büro trat, schloss sie die Tür hinter sich. Sie hatte es bislang vermieden, ihn im Büro aufzusuchen oder anzurufen.
    »Hast du auf H. geschossen?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »So etwas würde ich nie tun, das weißt du.«
    »Schade eigentlich«, sagte sie scherzhaft und warf ihre Handtasche auf den Schreibtisch.
    Er packte sie am Handgelenk und zog sie an sich.
    Sie leistete keinen Widerstand. Sie küsste ihn, zuerst auf die Spalte in seinem Kinn. »Ich habe dich zwei lange Wochen nicht gesehen.«
    Als der rasende Austausch von Körpersäften absolviert war, hatten sie Zeit, sich ihrer misslichen Lage zu widmen. Eine schwarze Wolke schien Archie zu folgen, wohin er auch ging. Sosehr es Sarah freute, dass Archie ausgezogen war, sie würde ihren Mann nie verlassen. Und das erklärte sie Archie. Der arme Archie weinte.
    »So schlimm ist es nun auch wieder nicht.« Sie fuhr ihm mit den Fingern durchs Haar.
    »Aber auch nicht so gut.«
    »H. ist rachsüchtig und aggressiv. Er würde vor nichts zurückschrecken, um dich zu ruinieren. Diskretion geht vor Übermut.« Sie seufzte. »Er ist alt. Er passt nicht mehr so auf mich auf wie früher, vermutlich, weil sein Testosteronspiegel gesunken ist. Alles wird gut.«
    Archie blinzelte die Tränen fort und stöhnte. »Ich hasse den Mistkerl. Ich hasse ihn, weil er schlauer ist als ich, und ich hasse ihn, weil er dich hat.«
    »Er hat nur meinen Körper, nicht meine Seele«, sagte sie leise.
    »Schon möglich.« Er runzelte die Stirn, denn sosehr er sie liebte, er hatte auch gelernt, ihr zu misstrauen. »Aber er wusste, dass ich auf den Teotan-Plan eingehen würde. Es ist gutes Geld. Mehr Geld, als ich mir in meinem Amt erträumen könnte. Erst bei der Versammlung in Crozet, wo Harrys Katze auf den Tisch gesprungen ist, ist mir klar geworden, dass ich am meisten zu verlieren habe. H., Blair und Tommy riskieren viel weniger als ich, aber ihr Profit ist höher als meiner!«
    Sie strich ihre Haare glatt. »Arch, du wirst gut zwei Millionen einstreichen, womöglich noch mehr. Ich sehe nicht, was du zu verlieren hast.«
    »Meinen guten Ruf. Meine politische Zukunft. Ich werde nie Gouverneur.«
    »Ach.« Sie hatte nicht gewusst, dass er solch hochfliegende Ambitionen hatte. »Es haben schon andere Männer Skandale überlebt.«
    »Wir sind hier in Virginia«, blaffte er.
    »Hm, ja, sicher. Glaubst du wirklich, du hättest den Sprung vom Bezirksausschuss nach Richmond geschafft?«
    »Ja. Ich hätte zunächst ins Abgeordnetenhaus gewählt werden können. Ein

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