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Die Katze

Titel: Die Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding Kristian Lutze
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Unterschied zwischen Ihnen und mir besteht darin«, fuhr Jill fort, »dass Sie ein positives Ventil für Ihre Wut haben. Sie haben das Schreiben«, erklärte sie, bevor Charley fragen konnte. »Sie können all Ihre Wut in Worte kanalisieren. Das habe ich erst entdeckt, als ich angefangen habe, diese Briefe zu schreiben. Ich habe erkannt, wie kathartisch es sein kann, Sachen rauszulassen. Kathartisch - ist das das richtige Wort?«
    Charley nickte.
    »Und gestern, also, als ich gestern angefangen habe zu schreiben, konnte ich einfach nicht wieder aufhören. Die Worte sind aus mir herausgeströmt wie ein Regenschauer. Je mehr ich schrieb, desto besser fühlte ich mich. Wenn ich so ein Ventil gehabt hätte, hätten diese armen Kinder vielleicht nicht sterben müssen.« Frische Tränen flossen über ihre Wangen.
    Charley gab Jill ein Papiertaschentuch aus ihrer Tasche.
    »Danke.« Jill tupfte sich die Augen ab, obwohl die Tränen weiter ungehemmt strömten. »Ich bin kein Monster, wissen Sie?«
    »Ich weiß.«
    »Ich hab diese Kinder geliebt.«
    »Das weiß ich auch.«
    »Ich wollte nie, dass ihnen etwas Böses geschieht. Das müssen Sie mir glauben.«
    »Das glaube ich Ihnen.«

    »Ich wollte nicht, dass sie sterben.«
    »Was ist passiert, Jill?«
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht.« Jill begann, ihren Oberkörper vor- und zurückzuwiegen.
    »Doch. Sie wissen es.«
    »Jack hat gesagt, es würde ein Spaß werden. Er hat versprochen, Tammy nicht wirklich wehzutun.«
    »Was hat er gemacht?«
    »Er hat eine von diesen Elektroschockpistolen benutzt. Wie heißen die noch - Taser?«
    Charley nickte, unfähig, ein Wort herauszubringen.
    »Das hat sie irgendwie umgehauen. Danach sind wir zu einer leer stehenden Werkstatt gefahren. Ich glaube, es war früher eine Tankstelle oder so. Tammy wachte langsam wieder auf, also hat Jack ihr die Augen verbunden und ihre Hände auf dem Rücken gefesselt. Sie weinte und sagte, sie wolle nach Hause. Das hat Jack nicht gefallen. Er meinte, der Spaß würde gerade erst anfangen. Und dann hat er mir befohlen...« Sie stockte.
    »Was hat er Ihnen befohlen?«, flüsterte Charley gepresst.
    »Er hat mir befohlen, sie auszuziehen. Ich habe mich geweigert. Ich wollte es nicht.«
    »Aber dann haben Sie es doch getan«, stellte Charley fest.
    »Ich musste. Jack wollte es so.«
    »Und was dann?«
    »Sie wissen schon. Es steht in Tammys Obduktionsbericht.«
    »Sie haben sie mit einer glühenden Zigarette verbrannt und mit einer Flasche penetriert?«
    »Ich hab versucht, nur so zu tun als ob. Aber Jack hat es gemerkt. Er hat es mir nicht durchgehen lassen.«
    »Ist Ihnen nie der Gedanke gekommen, Nein zu sagen?«
    Jill sah Charley an, als wäre sie komplett verrückt geworden. »Das hätte ich nie tun können.«
    »Aber Sie konnten ein hilfloses Kind quälen?«

    »So hilflos war Tammy auch nicht.«
    »Was?«
    »Sie hätte wegrennen können. Ich hab es ihr immer wieder ins Ohr geflüstert. Aber sie war ein stures kleines Ding. Sie wollte sich nicht rühren, sondern hat mich ständig schluchzend angebettelt, ich solle sie nach Hause bringen. Aber wie konnte ich das tun? Jack stand direkt daneben, bediente die Kamera und sagte mir, was ich tun sollte, wie ein berühmter Hollywood-Regisseur oder so. Ich hab ihr gesagt, sie soll aufhören, so ein Theater zu machen, aber sie hat immer weiter gekreischt. Schließlich musste ich ihr die Plastiktüte über den Kopf ziehen, um sie zum Schweigen zu bringen.«
    Charley kämpfte gegen den Drang an, sich zu übergeben. Sie setzte sich auf ihre Hände, um sicherzugehen, dass sie sie nicht um Jills Hals legte.
    »Sie sind angewidert von mir. Das sehe ich in Ihrem Gesicht«, sagte Jill.
    »Sich das anzuhören, ist nicht leicht, Jill.«
    »Ich weiß. Stellen Sie sich nur vor, wie schwer das damals für mich war.«
    »Wie schwer es für Sie war?«, wiederholte Charley ohne jede Betonung.
    »Ich habe versucht, Tammy zu helfen, so gut ich konnte«, sagte Jill. »Ich habe mit den Nägeln ein paar Löcher in die Tüte gerissen, damit sie atmen konnte. Aber die waren wohl nicht groß genug. Ich weiß nicht. Ich hab versucht, ihr zu helfen. Wirklich.«
    »Und die Starkey-Zwillinge?«
    »Doppeltes Vergnügen«, sagte Jill mit einem angedeuteten Lächeln. »Sorry, das hätte ich nicht sagen dürfen. Es war bloß etwas, was Jack immer gesungen hat: Doppeltes Vergnügen, doppelter Spaß ... Ich glaube, das ist ein alter Werbe-Jingle für irgendein Kaugummi. Tut mir leid. Das

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