Die Katze
seiner Wurzel ausreißen. »Komm schon, Bram. Wach auf.«
Bram rührte sich nicht.
»Los, komm, Bram. Langsam habe ich die Schnauze echt voll.« Nach mehreren Minuten gelang es Charley schließlich, ihn vom Bett hochzuziehen, worauf er postwendend polternd auf das Bärenfellimitat sank und sich in Embryonalstellung zusammenrollte. »Ich warne dich, Bram. Noch eine Minute, dann lass ich dich einfach hier liegen.«
»Kommt nicht in Frage«, rief die Frau ihr zu.
»Ich fürchte, dann müssen Sie doch mit anpacken.«
»Jessesmaria«, murmelte die Frau und trat gegen Brams Bein. »Kriegst du denn überhaupt nichts hoch?« Sie trat noch mal zu.
»Autsch.« Bram packte den Knöchel der Frau, hielt die Augen jedoch weiter geschlossen.
»Wenn du schlau bist, lässt du schön meinen Fuß los«, zischte die Frau.
Bram schlug die Augen auf. »Katarina, mein Engel.«
»Katarina am Arsch. Los. Mach, dass du hier wegkommst.«
»Bram...«, sagte Charley und versuchte wieder, ihren Bruder auf die Füße zu zerren. »Komm. Steh auf.«
Bram lächelte sein seligstes Lächeln. »Charley, was machst du denn hier?«
»Dich retten. Zum letzten Mal«, sagte Charley und hoffte, dass sie es auch ernst meinte. Er war offensichtlich fahruntüchtig, also musste sie ihn nach Hause bringen, was bedeutete, dass sie zu spät zu ihrer Verabredung mit Alex kommen würde. Alles wegen ihres verdammten Bruders. Warum kriegte er sein Leben nicht auf die Reihe? »Wo ist dein Wagen?«, fragte sie, als sie es bis zur Haustür geschafft hatten.
Bram blickte träge die Straße auf und ab und sah dann wieder Charley an. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass er gestern Abend noch hier war.«
»Herrgott noch mal, Bram.«
»Herrgott noch mal, Charley.«
»Charley, Bram... Wer hat sich das bloß ausgedacht?«, fragte Katarina, schob Charley und ihren Bruder hinaus und knallte die Tür zu.
»Also ehrlich, Bram«, sagte Charley, setzte ihren Bruder auf den Beifahrersitz ihres Wagens und legte ihm den Sicherheitsgurt an. »Wenn wir deinen Wagen nicht finden, müssen wir die Polizei anrufen und Anzeige erstatten...«
»Das ist wahrscheinlich keine gute Idee«, sagte Bram. »Falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte, ist das hier nicht die beste Gegend, und ich bin nicht in bester...«
Charley wartete darauf, dass er den Satz vollendete. Ich bin nicht in bester Form, ich bin nicht in bester Stimmung... was auch immer. Aber das tat er nicht, sodass Charley, ohne hinzusehen, wusste, dass er schon wieder eingeschlafen war.
»Und wie geht es ihm?«, fragte Alex, als Charley ins Wohnzimmer zurückkam und sich neben ihm vor dem Sofa auf den Boden setzte. Bandit folgte ihr auf dem Fuß und schnupperte an den offenen und halb leeren Aluschalen eines chinesischen Schnellrestaurants, die auf dem Couchtisch standen. Alex legte seinen Arm um Charley.
Sie schmiegte sich an ihn, und Bandit kroch auf ihren Schoß. »Schläft wie der sprichwörtliche Stein.«
»Na, das ist auf jeden Fall gut.«
»Ja, eine kleine Verschnaufpause kann nicht schaden, denn wenn er aufwacht, mach ich ihm die Hölle heiß.«
Alex lachte. »Das ist mein Mädchen.«
Charley lächelte. War sie das? Sein Mädchen? »Danke, dass du so nett und verständnisvoll warst.«
»Nichts zu danken. Wir können auch an einem anderen Abend ins Taboo gehen.«
»Ich hatte mich wirklich darauf gefreut.«
»Ich auch. Aber so was kommt vor.«
»Ja, aber mir kommt es deutlich zu oft vor.«
»Irgendeine Ahnung, was es ausgelöst haben könnte?«
»Es war wahrscheinlich meine Schuld«, sagte Charley. »Ich habe ihn neulich nach meinem Gespräch mit Anne angerufen, ihm den Termin für unsere kleine Familienzusammenführung mitgeteilt und gesagt, dass ich ihn geschniegelt und gestriegelt hier erwarte.«
Alex nickte. »Das ›geschniegelt und gestriegelt‹ hat ihm wahrscheinlich den Rest gegeben.«
»Ich hätte nichts von Striegeln sagen dürfen«, stimmte Charley ihm lachend zu. »Danke, dass du wegen seines Wagens mit der Polizei gesprochen hast.«
»Bram muss trotzdem noch einmal persönlich kommen«, erklärte Alex ihr.
»Gibt es Hoffnung, das gute Stück vollständig wiederzusehen?«
Alex zuckte die Achseln. »Hoffnung gibt es immer.«
»Daran beginne ich zu zweifeln, zumindest was meinen Bruder betrifft.«
Alex nahm ein frittiertes Wonton, tunkte es in die süße Orangensauce und nahm einen Bissen. »Du darfst nicht zu streng mit ihm sein. Gehören Rückfälle nicht zum
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