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Die Katze

Titel: Die Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding Kristian Lutze
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hätte ich nicht sagen sollen. Das war wirklich unsensibel.«

    »Erzählen Sie mir von den Starkey-Zwillingen«, forderte Charley Jill auf, zu benommen, um etwas anderes zu sagen.
    »Es war im Grunde genau das Gleiche. Mal zwei. Nur dass Jack diesmal vorgeschlagen hat, dass die Zwillinge Sachen miteinander machen. Sexuell, verstehen Sie... Aber sie waren darin nicht besonders gut, deshalb hat Jack mich gezwungen, es ihnen vorzumachen.«
    »Und das ist alles auf dem Video?«
    Jill schloss die Augen. »Ich weiß nicht, was Jack mit diesen Bändern gemacht hat, es hat also keinen Zweck zu fragen. Ich habe ihn gebeten, sie zu vernichten, aber ich glaube nicht, dass er das getan hat.«
    »Wer ist Jack? Wo können wir ihn finden?«
    Wieder füllten sich Jills Augen mit Tränen. »Er ist schon lange weg.«
    »Und hat Sie zurückgelassen. Sie sollen die Verantwortung für alles übernehmen und bis zu Ihrer Hinrichtung im Gefängnis verrotten«, bemerkte Charley in der Hoffnung, Jill zu provozieren. Vielleicht würde sie so die Identität ihres Ex-Geliebten enthüllen.
    »Für mich kann es nicht früh genug passieren«, sagte Jill zu Charleys Überraschung.
    »Sie wollen wirklich sterben?«
    »Ich habe es verdient, oder nicht? Nach allem, was ich getan habe.«
    »Sie haben es nicht allein getan«, sagte Charley, während Charley in Wirklichkeit schreien wollte: Ja, du hast den Tod verdient. Ich würde mit Freuden persönlich auf den Knopf drücken. »Warum schützen Sie ihn?«
    »Ich habe keine Wahl.«
    »Das verstehe ich nicht. Was kann er Ihnen denn jetzt noch antun?«
    »Ich möchte nicht mehr darüber reden.«
    Charley atmete tief aus. Sie wollte auch nicht mehr darüber
reden. Die Wahrheit würde noch früh genug ans Licht kommen. In jedem Gespräch offenbarte Jill mehr und mehr Details. Sie hatte jetzt sogar ein Geständnis, eine Schilderung, was mit den Kindern geschehen war, aus dem Mund ihrer Mörderin. Irgendwann würde Jill auch Jacks wahre Identität enthüllen, dessen war Charley sich sicher.
    »Und wie geht es Franny und James?«, fragte Jill, als wäre das eine vollkommen natürliche Frage.
    »Was?«
    »Ich habe gefragt...«
    »Ich habe gehört, was Sie gesagt haben.«
    »Warum gucken Sie mich so an?«
    Charley merkte, dass sie Jill über den Tisch hinweg wütend anstarrte, schlug den Blick nieder und versuchte ihr grimmig gerecktes Kinn zu lockern. »Ich möchte nicht über meine Kinder sprechen.«
    »Ich versuche bloß, Konversation zu machen.«
    »Dann reden Sie über etwas anderes.«
    »Sie klingen wirklich wütend.«
    »Ich möchte nicht über meine Kinder sprechen«, wiederholte Charley mit Nachdruck.
    »Okay. Schon gut. Ganz locker.« Jill schob ihren Stuhl vom Tisch zurück, ging zur Tür und klopfte. »Ich glaube, wir haben unser Pensum für heute geschafft, meinen Sie nicht auch?«
    Charley schaltete den Kassettenrekorder ab und packte ihn in ihre Tasche. Dabei fiel ihr Blick auf die handgeschriebenen sechzig Seiten. »Ich denke, das wird mich eine Weile beschäftigen.«
    Eine Wärterin hatte die Tür aufgeschlossen. Auf der Schwelle drehte Jill sich noch einmal um. »Charley...«
    Charley zwang sich, Jill anzusehen.
    »Ich hatte keine Wahl. Bitte sagen Sie mir, dass Sie das verstehen. Ich hatte keine Wahl.«
    Charley nickte. »Wir sehen uns nächste Woche.«

    »Heilige Scheiße!«, brüllte Charley, als sie sicher in ihrem Auto saß. »Mist, Kacke, Scheiße, verdammter Wichser!« Sie hämmerte aufs Lenkrad, schlug gegen das Seitenfenster und trommelte auf den Beifahrersitz. »Scheiße, Kacke!«
    Scheiße, Kacke ?, dachte sie, als die Worte in dem beengten Raum widerhallten. Charley lachte laut los. »Wie alt bist du? Fünf?«
    Wie James?
    Wie Tammy Barnet.
    »Scheiße«, sagte Charley noch einmal und brach in Tränen aus. »Verdammt.« Wie hatte Jill diese furchtbaren Dinge tun können? Und wie konnte sie so nüchtern darüber reden? Was war mit ihr los?
    Sie konnte es, weil sie weder Gewissen noch Mitgefühl kannte, dachte Charley, als ihr Dr. Normans Gutachten einfiel. Der einzige Mensch, der wirklich zu ihr durchdrang, war sie selbst. Und ob sie von Geburt an so war oder ob das Mitgefühl als Kind aus ihr herausgeprügelt wurde, war nicht mehr erheblich. Wichtig war, dass drei unschuldige Kinder tot waren. Wichtig war, dass die Person, die diese brutalen Morde inszeniert hatte, noch da draußen herumlief. Und am wichtigsten war, dass weitere Kinder in Gefahr waren.
    Jeden Tag.
    Überall.
    Sie

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