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Die Katze

Titel: Die Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding Kristian Lutze
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Heilungsprozess?«
    »Sie gehören zum Krankheitsbild«, korrigierte Charley ihn. »Und ich weiß, dass ich genauso mitfühlend und hilfsbereit sein sollte, wie wenn er irgendeine andere schreckliche Krankheit hätte. Aber irgendwie denke ich immer, dass es dabei auch so etwas wie eine freie Entscheidung gibt, einen Luxus, den Menschen mit Krebs oder Parkinson nicht haben. Man hat keinen Einfluss darauf, ob man Krebs oder Parkinson bekommt. Aber man kann die Entscheidung treffen, mit dem Trinken und den Drogen aufzuhören.«
    »Vielleicht ist es nicht so leicht.«
    »Ich sage auch nicht, dass es leicht ist. Ich sage, dass es notwendig ist.«
    Alex küsste die Tränen weg, die über Charleys Wangen strömten.
    »Tut mir leid. Ich wollte dich nicht anschreien«, fügte Charley hinzu. »Du bist wirklich der Letzte, auf den ich wütend sein sollte.«
    »Du bist nicht wütend. Du bist lediglich leidenschaftlich.«
    Charley lächelte. »Das Wort gefällt mir viel besser.«
    »Du kannst es jederzeit gerne zur Anwendung bringen.« Er küsste sie auf einen Mundwinkel.
    Charley schmeckte die süße Wonton-Sauce auf seinen Lippen. »Jill sagt, ich würde eine Menge Wut mit mir herumtragen.«
    »Oh, sagt sie das? Was sagt die reizende Miss Rohmer denn sonst noch?«
    »Dass wir uns sehr ähnlich seien.«

    »Kann nicht behaupten, dass ich eine Ähnlichkeit erkennen würde.«
    »In mir ist eine Menge Wut.«
    »Leidenschaft«, verbesserte Alex sie.
    »Du hättest sie heute Nachmittag hören sollen«, sagte Charley, als ihr das Gespräch mit Jill wieder einfiel. »Wie beiläufig sie über die Ermordung dieser Kinder gesprochen hat, um mich im selben Atemzug nach Franny und James zu fragen. Und dann konnte sie nicht verstehen, warum ich so aufgebracht war.«
    »Soziopathen können verschiedene Aspekte ihrer Persönlichkeit perfekt trennen, und fehlendes Mitleid und Einfühlungsvermögen gehören ohnehin zum Krankheitsbild«, sagte Alex.
    Charley löste sich ein Stück aus der Umarmung. »Das ist das erste Mal, dass du Jill als Soziopathin bezeichnest.«
    »Hör mal, ich habe Dr. Normans Gutachten auch gelesen, und nur weil ich ihr Anwalt bin, bin ich noch lange kein Idiot«, sagte Alex lächelnd. »Es ist ein bisschen so wie das, was du über Bram und seine Süchte gesagt hast. Ich weiß, dass Jill geschlagen, missbraucht und manipuliert wurde, dass sie nie auch nur den Hauch einer Chance auf ein glückliches, gesellschaftlich angepasstes Leben hatte. Und das tut mir leid für sie. Wirklich. Ich habe Mitgefühl mit ihr. Verdammt, manchmal mag ich sie sogar. Aber ich weiß auch, was sie diesen Kindern angetan hat. Und ich weiß, dass normale Menschen so etwas nicht tun, egal wie schlecht sie behandelt oder wie raffiniert sie manipuliert wurden. Dieser Jack hat in Jill offensichtlich eine verwandte Seele gefunden, sonst hätte er woanders gesucht.«
    »Du bist also wirklich davon überzeugt, dass sie einen Mittäter hatte?«
    »Du nicht?« Charley streichelte nachdenklich über Bandits Kopf. Sofort drehte er sich auf den Rücken, um sich den Bauch kraulen zu lassen. »Ich bin mir nicht sicher. Mal bin ich hundertprozentig
davon überzeugt, dass sie mir die Wahrheit sagt, mal bin ich mir ebenso sicher, dass sie sich alles ausdenkt und das Ganze nur ein großes Spiel für sie ist.«
    »Zu welchem Zweck?«
    »Zu gar keinem Zweck. Zu ihrem eigenen Amüsement. Ich weiß es nicht. Aber ich stelle mir vor, dass einem im Todestrakt ziemlich langweilig werden kann.«
    »Glaubst du, dass sie auch mit mir spielt?«, fragte Alex.
    »Ich glaube, das würde sie gern«, neckte Charley ihn. »Jedes Mal, wenn sie deinen Namen sagt, kriegt sie ein kleines Funkeln in den Augen. Eigentlich richtig niedlich.«
    »Du solltest dir auf die Zunge beißen.«
    »Kann ich stattdessen auf deine beißen?«
    Er beugte sich zu ihr. »Nur zu.«
    Charley öffnete den Mund. Der folgende Kuss war so innig und sanft, dass sie wünschte, er würde nie enden.
    »Mir war, als hätte ich Chinesisch gerochen«, meldete sich eine Stimme irgendwo über Charleys Kopf. Nackte Füße schlurften in ihr Blickfeld und blieben neben dem Couchtisch stehen.
    Charley löste sich eilig aus Alex’ Umarmung, Bandit sprang von ihrem Schoß, um Bram zu begrüßen. »Ich dachte, du schläfst«, sagte Charley.
    »Hab ich auch. Aber dann hat mir das unverkennbare Aroma von Hühnchen mit Cashewnüssen ins Ohr geflüstert.«
    »Ich bin nicht sicher, dass Aromen flüstern können«, bemerkte Alex

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