Die Katze
persönliche Ebene soll denn das sein?«
»Ich dachte, wir kämen miteinander zurecht.«
»Betrachten Sie mich etwa als eine Freundin?«
Heißt das, du willst, dass wir Freundinnen werden , hörte Charley Elise fragen.
»Nein«, musste Charley zugeben. »Freundinnen sind wir nicht.
»Was geschieht mit unseren wöchentlichen Treffen, wenn
Sie haben, was Sie brauchen?«, fragte Jill, und frische Tränen schimmerten in ihren Augen. »Werde ich Sie je wiedersehen?«
»Natürlich werden Sie mich wiedersehen.«
»Wo? In der Zeitung? Im Fernsehen? Oder wie wär’s in meinen Träumen?«
»Ich weiß nicht, was geschehen wird.«
»Ich schon«, erwiderte Jill, zupfte an ihren Haarspitzen und wischte sich mit der anderen Hand die Tränen ab. »Wenn Sie mit dem Buch fertig sind, werden Sie keine Zeit mehr für mich haben. Sie werden mit anderen Projekten beschäftigt sein und mit Alex. Vielleicht heiraten Sie ja sogar. Laden Sie mich zur Hochzeit ein?«
»Sachte, sachte. Ich denke, da eilen Sie den Ereignissen doch ein wenig voraus.«
»Sie kommen nicht zurück«, beharrte Jill und schüttelte heftig den Kopf. »Und wer soll mich dann besuchen kommen? Glauben Sie etwa, Jack kommt?«
Charley stockte der Atem. »Ich weiß es nicht. Hat er sie schon mal besucht?«
Jill atmete tief aus, ihr Blick zuckte durch den Raum und verharrte schließlich auf dem Kassettenrekorder. »Wann sollen Sie das Manuskript für das Buch überhaupt abgeben?«
»Ende des Jahres.«
»Das heißt, ich könnte Sie theoretisch noch weitere zehn Monate hinhalten.«
»Tun Sie das? Mich hinhalten?«
»Vielleicht.«
»Haben Sie mir deshalb nicht erzählt, dass Sie meinen Bruder kennengelernt haben?«
»Sie haben mir auch nicht erzählt, dass Sie mit meinem Anwalt vögeln«, entgegnete Jill.
»Ich lasse nicht mit mir spielen, Jill. Das habe ich Ihnen schon bei unserer ersten Begegnung gesagt.«
»Und ich lasse mich nicht wegwerfen wie ein benutztes Papiertaschentuch.«
Charley schaltete den Kassettenrekorder aus.
»Was machen Sie?«
»Wir drehen uns im Kreis, Jill.« Charley stand auf und ließ das Aufnahmegerät in ihrer Handtasche verschwinden.
»Wie meinen Sie das? Stopp. Sie wollen doch nicht etwa gehen, oder?«
»Ich glaube, Sie brauchen ein wenig Zeit, um alles in Ruhe zu durchdenken und zu entscheiden, ob Sie weitermachen wollen.«
»Ich will, dass Sie sich setzen. Ich will, dass Sie mit mir reden.«
»Deswegen bin ich nicht hier, Jill. Ich bin hier, damit Sie mit mir reden können.«
»Schon gut. Ja, okay, dann rede ich eben. Setzen Sie sich. Seien Sie doch nicht so ungeduldig, Herrgott noch mal. Wo bleibt Ihr Humor?«
»Wartet noch darauf, etwas Komisches zu hören«, sagte Charley, nahm wieder Platz und stellte den Kassettenrekorder zurück auf den Tisch.
»Sie wollen was Komisches hören?«, fragte Jill. »Mein Vater war gestern wieder hier. Das ist ziemlich komisch.«
Charley wartete, dass Jill fortfuhr.
»Er hat gesagt, meiner Mutter würde es schlechter gehen. Es würde ihm zusehends schwerer fallen, sie zu Hause zu pflegen.«
»Ich hatte den Eindruck, dass Ihre Schwester den Großteil der Pflege übernimmt.«
»Ja. Ich nehme an, das ist ja das Komische. Was soll die arme Pammy jetzt machen? Sie ist die Angeschmierte.«
»Sie mögen Ihre Schwester nicht besonders, oder?«
Jill setzte ihr süßestes Lächeln auf. »Was reden Sie da? Ich liebe meine Schwester. Lieben Sie Ihre Schwestern nicht?«
Charley ignorierte Jills Frage. »Haben Sie es sich deshalb zur Angewohnheit gemacht, ihre Freunde zu verführen?«
»Besonders anstrengen musste ich mich dafür nicht.« Sie machte eine Pause. »Sie können ja Ihren Bruder fragen, wenn Sie mir nicht glauben.«
Wieder versuchte Charley, nicht zu reagieren, aber ihre Augen verrieten sie. »Wollen Sie sagen, zwischen Ihnen und meinem Bruder wäre etwas gewesen?«
»Ich habe gesagt, Sie sollen ihn fragen.«
»Das habe ich bereits.«
»Dann wissen Sie es ja schon.«
»Er sagt, es wäre nichts passiert.«
»Dann sagt er bestimmt die Wahrheit.« Ihr Lächeln wurde breiter. »Geschwister belügen einander doch nie, oder?«
»Ich glaube meinem Bruder.«
»Das ist gut. Ich denke, das sollten Sie auch.«
»Warum mögen Sie Ihre Schwester nicht?«, fragte Charley mit angestrengt fester Stimme.
»Ich habe nie behauptet, dass ich meine Schwester nicht mag. Das haben Sie gesagt.«
»Liegt es daran, dass Sie nie an sie heranreichen konnten?«
»Inwiefern?«
»Pam war immer
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