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Die Katze

Titel: Die Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding Kristian Lutze
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mich zu beeindrucken?«
    Jill zuckte die Achseln und ließ ihren Kopf von einer Seite zur anderen rollen. »Ich hab einen verspannten Nacken. Ich muss mich verlegen haben.«
    »Warum haben Sie diese Bänder unter Ihrem Bett aufbewahrt?« Charley verlor langsam die Geduld damit, von einer Psychopathin analysiert zu werden. War sie wirklich so leicht zu lesen wie ein Buch ihrer Schwester?
    »Das ist doch ziemlich offensichtlich, oder nicht?«, fragte Jill.
    »Offenbar nicht.«
    Jill rieb sich den Nacken. »Ich wollte nicht, dass jemand sie findet.«
    »Haben Sie sie sich je angehört?«
    »Warum sollte ich das tun?«
    »Um alles noch einmal zu durchleben?«, griff Charley Jills Formulierung wieder auf.
    »Und warum sollte ich alles noch mal durchleben wollen?«
    »Warum haben Sie die Aufnahmen denn überhaupt gemacht?«
    »Das war Jacks Idee.«
    »Und trotzdem haben Sie sie aufbewahrt.«
    Jill zuckte mit den Schultern und zog provozierend die Brauen hoch.
    »Hat es Ihnen möglicherweise einen Kick gegeben, diese Bänder anzuhören?«
    »Einen Kick?«
    »Hat es Sie sexuell erregt?«
    »Um von so etwas erregt zu werden, müsste ein Mensch schon ziemlich krank sein.«
    Charley unterließ es, das Offensichtliche festzustellen: dass ein Mensch schon ziemlich krank sein musste, um so etwas
überhaupt zu tun. Sie senkte die Stimme und legte alles Mitgefühl hinein, das sie aufbringen konnte. »Wir können nicht immer kontrollieren, was uns erregt.«
    »Das ist wirklich sehr tolerant von Ihnen, Charley.« Jill streckte beide Arme über den Kopf und dehnte ihren Rücken. »Ich frage mich, welche Impulse Sie nicht kontrollieren können.«
    »Wir reden von Ihnen.«
    »Ach, kommen Sie, Charley. Tun Sie mir den Gefallen. Erzählen Sie mir, was Sie scharf macht.«
    »Ich habe keine Zeit für Spielchen, Jill.«
    »Macht es Sie an, mit meinem Anwalt zu vögeln?«
    »Okay, ich gehe.« Charley sprang auf.
    »Oh, setzen Sie sich, Herrgott noch mal. Schluss mit der Schauspielerei. Wollen Sie wissen, wer Jack ist oder nicht?«
    Charley blieb stehen. »Ich bin mir, ehrlich gesagt, nicht einmal sicher, dass es wirklich einen Jack gibt.«
    Jill wirkte ehrlich geschockt. »Sie glauben mir nicht?«
    »Ich würde Ihnen gern glauben. Ich würde wirklich gern glauben, dass meine wöchentlichen Besuche hier keine reine Zeitverschwendung waren, weil alles, was Sie mir erzählt haben, totaler Scheiß ist. Aber ich bin mir nicht mehr sicher.«
    »Jack würde es tief treffen, dass Sie an ihm zweifeln.«
    Charley setzte sich wieder und starrte Jill direkt in die Augen. »Dann sagen Sie mir, wer er ist.«
    »Sehr gut, Charley«, rief Jill. »Das war echt gut. Überhaupt kein Tell. Das war wirklich eindringlich.«
    »Wer ist er?«
    »Das werden Sie schon noch erfahren.«
    »Wann?«
    »Früh genug.«
    »Ich verliere langsam die Geduld, Jill.«
    »Nächste Woche. Wie ist das? Es wird mein Geburtstagsgeschenk für Sie.« Jill lächelte. »Was? Sie sind überrascht, dass
ich weiß, dass Sie Geburtstag haben? Erinnern Sie sich nicht an Ihre Kolumne darüber, dass Sie nie richtig Geburtstag gefeiert haben, nachdem Ihre Mutter Sie verlassen hatte, und deswegen jetzt, wo Sie selbst Kinder haben, aus jedem Geburtstag ein großes Ereignis machen? Das konnte ich gut nachfühlen, weil bei uns zu Hause Geburtstage auch nie gefeiert wurden und ich auch immer dachte, wenn ich einmal Kinder habe...« Sie brach ab, und das listige Funkeln in ihren Augen erlosch. »Sieht nicht so aus, als würde das in absehbarer Zeit passieren.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass Sie sich Kinder wünschen?«
    »Träumt davon nicht jedes Mädchen?«
    »Sie sind nicht direkt jedes Mädchen.«
    Das Funkeln kehrte unvermittelt in Jills Augen zurück. »Das stimmt. Und was haben Sie für Ihren glücklichen Einunddreißigsten geplant?«
    »Wir fahren nach Disney World«, sagte Charley leise, weil sie sich an Jills schrecklichen Besuch im Magic Kingdom erinnerte und sich fragte, wie sie reagieren würde.
    »Oh, das ist super«, rief Jill mit ungebrochener Begeisterung. »Die Kinder werden es lieben. Waren Sie schon mal dort?«
    Charley brauchte einen Moment, um Jills Reaktion zu verdauen. »Nein. Es wird mein erstes Mal.«
    »Am tollsten fand ich die Mad-Tea-Party-Fahrt«, sagte Jill. »Ich meine, die meisten Leute mögen Space Mountain und die Pirates of the Caribbean, aber meine Lieblingsattraktionen waren die Mad Tea Party und It’s a Small World. It’s a small world «, begann sie zu singen.

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