Die Katze
erschien in der Küchentür und blieb wie angewurzelt stehen, als sie Bram am Herd mit der Pfanne herumhantieren sah.
»Ich mache Blaubeerpfannkuchen«, erklärt er ihr. »Sieht so aus, als wärst du nicht die Einzige in der Familie mit einem berühmten Rezept. In meinem Fall handelt es sich natürlich um eine Fertigmischung von Aunt Jemima, aber was soll’s?«
»Onkel Bram kommt mit uns nach Disney World«, erklärte James seiner Großmutter.
»Ist das wahr?« Elizabeths Blick klebte am Gesicht ihres Sohnes.
»Erwachsene sagen doch immer die Wahrheit, oder?« Bram wandte sich rasch ab und löffelte Teig in die Pfanne.
»Ich mache Kaffee«, bot Elizabeth an.
Es klopfte.
»Das wird Alex sein«, sagte Charley, rannte los und riss die Tür auf. Vor ihr stand Gabe Lopez.
»Entschuldigen Sie die frühe Störung«, sagte er, »aber ich habe gesehen, dass ein Wagen in Ihre Auffahrt gebogen ist, und dachte mir, dass Sie wahrscheinlich schon wach sind.«
»Stimmt etwas nicht?«, fragte Charley, während Bandit an den Schienbeinen des Mannes hochsprang.
Gabe bückte sich, um den Kopf des Hündchens zu tätscheln. »Ich wollte Sie bloß warnen, dass die Männer heute den ganzen Tag mit Presslufthämmern im Garten zugange sind. Es könnte also ziemlich laut werden.«
»Wir sind übers Wochenende sowieso in Disney World, das ist also kein Problem. Aber vielen Dank, dass Sie Bescheid gesagt haben.«
Gabe Lopez schnupperte. »Irgendwas riecht hier aber verdammt gut.«
»Mein Bruder macht Blaubeerpfannkuchen. Wollen Sie einen probieren?«
»Das sollte ich lieber lassen«, sagte Gabe Lopez. »Aber ich mach’s trotzdem.«
»Schön«, sagte Charley und merkte überrascht, dass sie es ernst meinte. »Treten Sie ein. Das ist mein Nachbar Gabe Lopez«, rief sie ihm nach. »Er frühstückt mit uns.« Sie wollte die Haustür gerade wieder schließen, als sie Alex’ Wagen um die Ecke biegen sah. »Und hier kommt ein weiterer Gast«, sagte sie, als er den Weg zu ihrem Haus hinaufkam.
»Was ist los?«, fragte er.
»Das musst du schon selbst herausfinden.«
»Okay. Alle bereit für den Supertrip?«, fragte Bram kurz darauf.
James kicherte. »Supertrip«, wiederholte er und kicherte noch einmal.
Und es war wirklich super, dachte Charley, als sie sich zwischen Alex und ihre Mutter an den Tisch setzte. Franny und James saßen gegenüber links und rechts von Gabe Lopez, und Bram schwebte im Hintergrund und packte Pfannkuchen auf die Teller.
»Wer möchte Orangensaft?«, fragte Alex und stand auf, um allen ein Glas einzugießen.
Charley dachte, dass sie ihre Kamera holen sollte, um diesen Augenblick festzuhalten, damit sie ihn abspielen konnte, wann immer sie wollte, um die Erinnerung lebendig zu halten. Um ihn noch mal zu durchleben , dachte sie schaudernd und sah in der Tür zum Garten das Spiegelbild von Jills bösartig lächelndem Gesicht. Verschwinde, befahl sie stumm. Du bist nicht eingeladen.
»Irgendwas nicht in Ordnung?«, fragte ihre Mutter.
»Nein, alles bestens«, versicherte Charley rasch und verbannte
Jills Bild aus ihrem Kopf, obwohl irgendetwas von ihr blieb, wie ein böser Geist durch den Raum spukte und Charley zuzwinkerte, als sie sich auf ihre Pfannkuchen stürzte. »Ich bringe Bandit zu Lynn«, sagte Charley, als sie fertig war. Sie hoffte, dass die frische Luft Jills boshaften Schatten endgültig vertreiben würde.
»Ich sollte auch los«, sagte Gabe Lopez mit einer Verbeugung. »Vielen herzlichen Dank.«
»Ich freue mich, dass Sie dazugekommen sind«, sagte Charley, als sie Gabe zur Tür brachte.
»Es ist eine Freude, so nette Nachbarn zu haben«, erklärte er ihr.
»Das ist es wirklich.«
Als Gabe Lopez durch den Vorgarten zu seinem Haus ging, bog ein Laster mit mehreren Arbeitern in seine Einfahrt. Der Mann mit dem gelben Helm war nicht dabei.
Charley suchte Bandits Leine. »Los, Kinder, sagt Bandit auf Wiedersehen.«
Franny und James rannten zur Tür, hoben den kleinen Hund hoch und erdrückten ihn mit Küssen. »Tschüss, Bandit«, sagten sie gemeinsam.
»Sei ein braver Junge«, fügte James ernst hinzu.
»Ich bin gleich wieder da.« Charley nahm die Papiertüte mit den Sachen, die Bandit übers Wochenende brauchen würde, und führte den Hund hinaus.
Lynn erwartete Charley vor ihrer Haustür, mit langen roten Fingernägeln und einem Becher dampfendem Kaffee in der Hand. Obwohl es noch früh am Morgen war, war sie bereits komplett zurechtgemacht und geschminkt, die Haare locker
Weitere Kostenlose Bücher