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Die Katze

Titel: Die Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding Kristian Lutze
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die Arme vor dem Totenkopf auf der Brust ihres T-Shirts.
    »Dazu hochbrisant«, fuhr er fort, ohne auf ihren Einwurf einzugehen. »Garantiert massenhafte Publicity, vielleicht werden Sie sogar ein Star.«
    »Nur wenn ich gute Arbeit abliefere.«
    »Warum wollen Sie diesen Job überhaupt?«
    »Ich bin nicht mal sicher, dass ich das will.«
    »Und was machen Sie dann hier?«
    »Ich habe ein paar Fragen.«
    »Schießen Sie los.«
    Charley atmete erneut tief durch. Alex Prescott war anstrengend, dachte sie und beobachtete, wie er seine Krawatte lockerte und sich zurücklehnte. Er konnte nicht viel älter sein als sie, schätzte sie und versuchte, ihre erste Frage zu formulieren. »Was glauben Sie, was Jill in Bezug auf das Buch vorschwebt?«

    Alex Prescott zögerte, blickte zu dem kleinen Fenster seines unscheinbaren Büros. Nicht mal ein Bild hing an der Wand, stellte Charley fest. »Ich würde mal sagen, sie möchte, dass ihre Version der Geschichte ans Licht kommt«, sagte er.
    »Glauben Sie wirklich, dass sie etwas anderes zu erzählen hat?«
    »Ich glaube, sie hat viel zu erzählen.«
    »Und alles spricht sie schuldig«, sagte Charley.
    »Sehen Sie, genau das habe ich gemeint.«
    »Was haben Sie gemeint?«
    »Weshalb Sie nicht die Richtige sind, ihre Geschichte aufzuschreiben.«
    »Weil ich sie für schuldig halte?«
    »Weil Sie sie sich nicht einmal unvoreingenommen anhören wollen.«
    »Sie hatte bereits einen fairen Prozess.«
    »Jill ist in ihrem ganzen Leben noch nie fair behandelt worden.«
    »Wollen Sie mir erzählen, dass sie unschuldig ist?« Charley hörte die Ungläubigkeit in ihrer eigenen Stimme.
    »Ich will sagen, dass es vieles gibt, was Sie nicht wissen, und vieles, was die Geschworenen nie gehört haben.«
    Charley wand sich auf ihrem Stuhl und versuchte, ihr wachsendes Interesse zu überspielen. »Wie sind Sie überhaupt in den Fall verwickelt worden, Mr. Prescott?«
    »Ich glaube an unser Rechtssystem«, erwiderte er, ohne die Frage direkt zu beantworten. »Selbst Kindesmörder haben ein Recht auf bestmögliche Verteidigung.«
    »Wie ist Jill auf Sie gekommen?«, hakte Charley nach.
    »Ich bin nicht sicher, dass ich Ihre Frage verstehe.«
    »Nun, Jill Rohmer hat kein Geld; Sie arbeiten sonst nicht als kostenloser Rechtsbeistand und wurden auch nicht vom Gericht berufen. Ich habe die Unterlagen heute Morgen als Erstes eingesehen.«

    »Ich bin beeindruckt.«
    »Also was hat Sie beide zusammengebracht?«
    Nach einer kurzen Pause sagte er: »Ich habe meine Dienste angeboten.«
    »Sie haben Ihre Dienste angeboten?«, wiederholte Charley.
    »Honorarfrei.«
    »Obwohl dieser Fall ein wenig außerhalb Ihres Fachgebiets liegt?«
    »Ich habe schon vorher Mandanten in Mordprozessen vertreten.«
    »Aber noch nie einen in einem so ›komplizierten‹ Fall«, zitierte sie seine vorherige Einschätzung. »Oder in einem so brisanten.«
    »Das stimmt.«
    »Und warum haben Sie sich dann freiwillig gemeldet?«
    Er zuckte die Achseln. »Vermutlich weil ich dachte, dass es ein interessanter Fall sein würde.«
    »Vielleicht auch, weil Sie dachten, der Fall könnte Ihnen massenhaft Publicity bringen und Sie vielleicht sogar zum Star machen«, stellte sie fest.
    Er lächelte. »Das könnte etwas damit zu tun gehabt haben.«
    »Und die Einzelheiten des Falles haben Sie nicht abgestoßen?«
    »Wie kommen Sie denn darauf! Natürlich haben sie mich abgestoßen.«
    »Dachten Sie, dass Jill schuldig ist, als Sie sie zum ersten Mal getroffen haben?«
    »Ich muss gestehen, ja.«
    »Aber Sie haben den Fall trotzdem übergenommen. Die Tatsache, dass Sie sie für schuldig hielten, hat Sie nicht davon abgehalten, ihr die nach dem Recht bestmögliche Verteidigung angedeihen zu lassen.«
    »Wenn überhaupt, hat sie mich nur noch entschlossener gemacht, gute Arbeit zu leisten.«

    »Okay«, sagte Charley. »Zusammengefasst: Sie haben Ihre Dienste freiwillig angeboten, Sie haben den Fall übernommen, obwohl Sie eigentlich keine Erfahrungen mit Strafprozessen dieser Größenordnung hatten, und die Idee, dass der Fall hochbrisant war und Sie berühmt machen könnte, ist Ihnen auch gekommen. Was gibt Ihnen dann mit Verlaub das verdammte Recht, über mich zu urteilen? Was gibt Ihnen das Recht, Zweifel an meinen Motiven oder meiner Qualifikation, dieses Buch zu schreiben, zu äußern? Ob ich Jill Rohmer für schuldig halte oder nicht, ist unwichtig. Entscheidend ist, dass sie mich will. Ihre Mandantin sitzt in der Todeszelle, Mr. Prescott.

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