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Die Katze

Titel: Die Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding Kristian Lutze
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»Ich betreibe hier nämlich keine Partner-Vermittlung.«
    Charley spürte, wie jeder Muskel ihres Körpers sich anspannte. »Okay, gut zu wissen.« Sie biss die Zähne fest aufeinander, damit ihr nicht das Wort Arschloch entwischte. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen, ich muss zur Arbeit.«
    »Ich schlage vor, dass Sie sich Ihre Freunde in den Kontaktanzeigen suchen«, fuhr Gabe Lopez fort, als hätte er Angst, sich nicht hinreichend deutlich ausgedrückt zu haben.
    »Und ich schlage vor, dass Sie mir verdammt noch mal aus dem Weg gehen.«
    Gabe Lopez machte gerade genug Platz, dass Charley die Wagentür öffnen konnte. »Vollidiot«, murmelte sie, während sie mit zitternden Fingern den Schlüssel ins Zündschloss schob. Als sie aus ihrer Einfahrt rückwärts auf die Straße setzte, sah sie, dass der Arbeiter mit dem gelben Helm sie vom Dach aus beobachtete. Bevor sie an der nächsten Ecke abbog, drehte sie sich noch einmal um. Der Arbeiter stand immer noch da und sah ihr nach.

    »Mr. Prescott ist heute Morgen bei Gericht«, erklärte seine Sekretärin Charley kurz nach elf, »und ich fürchte, heute Nachmittag ist er völlig ausgebucht.«
    Charley stellte milde befriedigt fest, dass die gut vierzigjährige Frau in der Tat eine kühle Blondine war, jedoch eine Frisur trug, die ihr eckiges Kinn unvorteilhaft betonte und sich auch überhaupt nicht gut zu ihrem zu dunkel gebräunten Gesicht machte. Ihre tadellos manikürten Nägel passten allerdings tatsächlich perfekt zu dem dunklen Korallenrot ihrer Lippen. »Ich hatte gehofft, ihn zwischen zwei Terminen zu erwischen. Erwarten Sie ihn vor dem Mittagessen noch zurück?«
    Die Sekretärin sah auf die Uhr. »Kann sein. Aber er wird nur kurz reinkommen und gleich wieder gehen. Warum machen Sie nicht einen Termin für Ende der Woche?«
    »Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich lieber warten.«
    »Ich glaube, Sie vergeuden bloß Ihre Zeit.«
    »Das Risiko gehe ich ein.« Charley hockte sich auf einen von vier dunkelgrünen Stühlen, die an einer hellgrünen Wand aufgereiht waren.
    Die Sekretärin zuckte die Achseln und wandte sich in dem Bemühen, beschäftigt zu wirken, wieder ihrem Computer zu.
    Wie hatten die Menschen je ohne Computer gelebt, fragte Charley sich, nahm abwesend die aktuelle Ausgabe des Time -Magazins von dem Zeitschriftenstapel auf dem kleinen Tisch neben sich und begann, lustlos darin zu blättern. Sie würde ohne ihren Computer bestimmt nicht funktionieren, dachte sie und überlegte, ob sie jemanden kannte, der es konnte.
    Ihre Mutter, dachte sie.
    Elizabeth arbeitete drei Nachmittage die Woche in einer kleinen Geschenkboutique in der Worth Avenue, die »Reiseschmuck« verkaufte, wie man in Palm Beach unechten Modeschmuck nannte. Elizabeth arbeitete nicht, weil sie es musste, sondern, um etwas zu tun zu haben. Ihre frühere »Lebenspartnerin«, die Frau, mit der sie ins australische Outback geflohen
war, war vor drei Jahren an Krebs gestorben und hatte Elizabeth Webb ihr gesamtes - überraschend beträchtliches - Vermögen vermacht. Elizabeth hatte sofort die Taschen gepackt und war zurück in die Staaten geflogen, mit der extrem unrealistischen Vorstellung, dass sie sich von nun an abwechselnd um ihre vier zuvor verlassenen Kinder und deren Nachwuchs kümmern würde. Hatte sie wirklich erwartet, dass sie ihr dankbar in die Arme fielen?
    Charley schüttelte den Kopf, um ihre Mutter aus ihren Gedanken zu vertreiben, und konzentrierte sich auf einen Artikel über eine neue Studie zur Knochendichte, die - Überraschung! - allen vorherigen Studien widersprach. Offenbar war die schlichte kleine Pille, die gerade noch als Wundermittel gegen Osteoporose gepriesen worden war, vielleicht doch keine reine Gottesgabe, sondern vielmehr ein Fluch, der für etwas namens Kieferknochen-Nekrose verantwortlich sein könnte. Dabei half es auch nicht, das Medikament abzusetzen. Wenn das Zeug erst einmal im System war, blieb es dort. Wie Mütter, dachte Charley und legte die Zeitschrift wieder weg. Dabei stieg ihr der Duft von Elizabeth Webbs Lieblingsparfüm in die Nase. »Ich glaube, meine Mutter hat das gleiche Parfüm wie Sie«, erklärte sie der Sekretärin.
    »Chanel Nummer fünf«, sagte die Sekretärin, ohne aufzublicken. »Das gibt es schon seit Ewigkeiten.«
    Charley nahm sich die neueste Ausgabe der Vogue von dem Stapel und dachte, dass es sehr aufmerksam von Alex Prescott war, sein Zeitschriftenangebot auf derart aktuellem Stand zu halten. Sie schlug die

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