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Die Katze

Titel: Die Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding Kristian Lutze
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relativ gutes Verhältnis zu den beiden Vätern ihrer Kinder, allerdings weniger mit Frannys Stiefmutter. Und auch wenn sie mit den Journalistenkollegen nicht direkt dick befreundet war, bezweifelte sie, dass einer von ihnen sie so wenig leiden konnte, dass er ihre Kinder bedrohte. »Nein, niemand.«
    »Es war wahrscheinlich bloß ein verärgerter Leser«, unterbrach Michael.
    »Wahrscheinlich.« Officer Ramirez stand auf. »Ich würde mir an Ihrer Stelle keine allzu großen Sorgen machen, Miss Webb. Vermutlich können wir davon ausgehen, dass es sich um
eine einmalige Aktion handelt. Lassen Sie mir diese Liste bitte so bald wie möglich zukommen, und wenn Sie weitere ›interessante‹ Briefe bekommen, rufen Sie mich bitte sofort an.« Sie gab Charley und Michael jeweils eine Visitenkarte. »Es war mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen. Ich finde selbst hinaus.«
    »Alles okay?«, fragte Michael Charley, als die Polizistin gegangen war.
    »Alles bestens.« Vielleicht hätte sie ihr von dem »interessanten« Brief erzählen sollen, den sie von Jill Rohmer bekommen hatte. Der Name hätte Jennifer Ramirez garantiert aufhorchen lassen. Sie hätte gebannt zugehört. Aber welchen Sinn hätte das gehabt? Jill konnte ihr diese E-Mail nicht geschickt haben. Charley bezweifelte, dass verurteilte Mörder im Todestrakt Zugang zu einem Computer hatten. Hatte Jill sich nicht deswegen mit einem handgeschriebenen Brief an sie gewandt? Nein, die Erwähnung von Jill Rohmer hätte die Polizistin nur abgelenkt. Jill hätte die Ermittlung behindert, bevor sie überhaupt richtig begonnen hatte.
    Trotzdem entbehrte es nicht einer gewissen Ironie, dass Charley ausgerechnet zu einer Zeit, da ihre eigenen Kinder bedroht wurden, erwog, sich mit einer verurteilen Kindermörderin zu treffen.
    Sie hätte beinahe laut aufgelacht. Wem wollte sie etwas vormachen? Von Erwägen konnte keine Rede sein. Sie hatte sich längst entschieden. Dabei wusste sie, wenn sie an ihr Treffen mit Alex Prescott zurückdachte, nicht einmal, wie er es geschafft hatte, sie zu überreden, sich mit Jill zu treffen. Wieder musste sie lächeln. Wer machte hier wem etwas vor? In Wahrheit hatte Alex Prescott sie zu gar nichts überredet. Er wollte nicht, dass sie Jills Geschichte aufschrieb. Sie war diejenige gewesen, die ihn überredet hatte.
    »Was ist los?«, fragte Michael.
    »Was?«
    »Was beschäftigt Sie?«

    »Nichts. Was meinen Sie?«
    »Sie waren gerade ganz woanders.«
    Nur fünfundsiebzig Meilen weiter, dachte Charley, als sie die Entfernung zu der Haftanstalt in Pembroke Pines abschätzte. »Um ehrlich zu sein, trage ich mich mit dem Gedanken, ein Buch zu schreiben.«
    »Tragen Sie sich mit dem Gedanken, oder machen Sie es?«, kam Michael direkt auf den Punkt.
    Charley lächelte. »Ich werde es wohl machen.«
    »Heißt das, dass Sie Sonderurlaub beantragen wollen?«
    »Nein«, versicherte Charley ihm eilig. »Es sei denn, Sie haben etwas gegen das Thema.«
    »Und was ist das Thema?«
    »Jill Rohmer.« Charley berichtete Michael von Jills Brief und ihrem Besuch in Alex’ Kanzlei. »Halten Sie das für eine schlechte Idee?«
    »Im Gegenteil - normalerweise würde ich sagen, es ist eine brillante Idee.«
    »Normalerweise?«
    »Nun, Sie haben gerade eine E-Mail bekommen, in der das Leben Ihrer Kinder bedroht wurde. Glauben Sie wirklich, dass dies der ideale Zeitpunkt ist, sich mit einer verurteilten Kindermörderin zu treffen?«
    Charley dachte nach. Vielleicht war es gerade die Bedrohung ihrer Kinder, die zu ihrer Bereitschaft - um nicht zu sagen, ihrer Bereitwilligkeit - beitrug, Jill Rohmer kennenzulernen. Vielleicht wollte sie die Art von krankem Verstand begreifen, der derart schreckliche Dinge ausbrüten konnte.
    Oder vielleicht wollte sie auch nur berühmt werden.
    »Wenn Sie sich dazu entschließen, das Buch zu machen, würde ich natürlich die Vorabdruckrechte kriegen«, fügte Michael noch hinzu und widmete sich wieder den Papieren auf seinem Schreibtisch, seine Art zu signalisieren, dass das Gespräch beendet war.

    »Abgemacht«, sagte Charley, stand auf und verließ sein Büro.
    Als sie an ihren Arbeitsplatz zurückkehrte, klingelte ihr Telefon. »Hallo«, meldete Charley sich, kurz bevor die Mailbox ansprang.
    »Charley?«
    »Steve?«
    »Wie geht es dir?«, fragte er. Charley stellte sich vor, wie der Vater ihres Sohnes stolz neben einem Swimmingpool stand, den er gerade mit eingebaut hatte, mit nacktem Oberkörper, ein Glas Limonade von der

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