Die Katze
Khakihose kämpfend, ins Wohnzimmer gestürmt und wäre beinahe mit Glen kollidiert.
»Hossa, Tiger.«
»Ich bin kein Tiger.« James warf verzweifelt die Arme in die Luft. »Ich bin ein Junge, Blödi.«
»Ja, ganz unverkennbar.«
»Glen … Eliot … das ist mein Sohn James«, sagte Charley, während sie versuchte, ihn zumindest für die Dauer der Vorstellung festzuhalten. »Wo ist das Geschenk für Eliot?«
James schlug sich die Hand vor die Stirn. »Ich hab es vergessen.«
»Dann lauf und hol es.«
»Das ist wirklich nicht nötig«, protestierte Glen, während James aus dem Zimmer rannte.
»Klar ist es das, nicht, Eliot?«, fragte Charley.
Eliot lächelte und nickte energisch.
»Es ist ein Buch«, verkündete James bei seiner Rückkehr und ließ das bunt verpackte Geschenk in Eliots erwartungsvoll geöffnete Hände fallen. »Los komm, Eliot. Gehen wir!«
»Wie Sie sehen, ist er Fremden gegenüber sehr schüchtern.«
»Muss ich sonst noch was wissen?«, fragte Glen, während die beiden Jungen zur Haustür rannten.
»Lassen Sie ihn nur keinen Moment aus den Augen.«
»Ich werde ihn unter Einsatz meines Lebens bewachen.«
»Sie müssen ständig auf ihn aufpassen.«
»Ich werde den Blick nicht von ihm wenden.«
»Achten Sie drauf, dass er nicht aus dem Wagen steigt, wenn er die Löwen sieht.«
»Zur Not setze ich mich auf ihn.«
»Ich müsste gegen sechs wieder zu Hause sein.«
»Bis nachher dann.«
Just in dem Moment, als die erweiterte Familie in Glens Mercedes davongefahren war, bog Alex mit seinem alten Malibu-Cabrio um die Ecke.
»Sind Sie so weit?«, hatte er ihr aus dem Fenster zugerufen, ohne sich die Mühe zu machen auszusteigen.
Und das war bis jetzt so ziemlich die ganze Unterhaltung zwischen ihnen gewesen. Auf der knapp eineinhalbstündigen Fahrt Richtung Norden hatte Alex pausenlos gearbeitet und über Kopfhörer die Tonbandaufnahme eines Präzedenzfalles abgehört. »Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen. Die Sache geht am Montag vor Gericht, und ich will nichts dem Zufall überlassen«, hatte er ohne eine Entschuldigung erklärt, als sie auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte, sodass Charley neunzig Minuten lang Zeit hatte, die Landschaft zu betrachten und stumm mit sich selber zu schimpfen, weil sie einen praktisch Fremden samt seiner Familie rekrutiert hatte, um auf ihren Sohn aufzupassen.
Charley blickte zu Alex, schob all diese beunruhigenden Gedanken beiseite und hoffte auf ein aufmunterndes Lächeln, doch er starrte in seine Bandaufnahme versunken durch die Windschutzscheibe, als wäre sie gar nicht da.
Sie strich ihren kurzen braunen Rock über den Schenkeln glatt und musterte ihr grünes T-Shirt abwesend auf Zahnpastaflecken, aber alles schien in Ordnung zu sein. Es war ein seltsames Gefühl, so nah neben einem Mann zu sitzen, der offensichtlich nicht das geringste Interesse an ihr hatte, dachte sie und versuchte sich zu erinnern, wann ihr das zum letzten Mal passiert war. Längst war sie es gewohnt, dass Männer sich überschlugen, um sie zu beeindrucken. Dass Alex Prescott sich gegenüber ihren feinen Gesichtszügen, ihren blonden Haaren und ihren nackten Beinen so unempfindlich zeigte, war schon irritierend.
War er verheiratet? Er trug keinen Ring, aber das musste nichts bedeuten. Vielleicht lebte er mit einer Frau zusammen und war zumindest fest gebunden. Oder schwul.
Zunächst war sie durchaus dankbar gewesen, keinen Smalltalk machen zu müssen. Es war angenehm gewesen, sich einfach auf dem braunen Ledersitz zurückzulehnen und den Wind durch ihre Haare wehen zu lassen. Aber als die Fahrt sich in die Länge gezogen hatte und der Wind aufgefrischt war, wurde das Schweigen beinahe erdrückend. Sie hatte überlegt, das Radio anzumachen, wollte Alex jedoch nicht stören. Sie hatte ihm schon genug Unannehmlichkeiten bereitet. Schließlich war es Alex, der die notwendigen Telefonate mit der Gefängnisleitung getätigt hatte, Alex, der als Mittler zwischen Charley und Jill Rohmer fungierte, und Alex, der sich freiwillig angeboten hatte, sie nach Pembroke Pines zu fahren. Sie bezweifelte, dass er das aus reiner Nächstenliebe tat. Er wollte ganz offensichtlich auf dem Laufenden bleiben und darauf achten, dass die Interessen seiner Mandantin geschützt wurden. Sollte Charley je einen Strafverteidiger brauchen, hatte sie entschieden, kurz bevor er seine Kopfhörer abnahm und auf die Zufahrtsstraße des Gefängnisses hinwies, würde sie auf jeden Fall ihn anrufen.
»Tut
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