Die Katze
zusammenzukommen.«
»Vielleicht.« Charley stopfte den Brief wieder in ihre Handtasche. Sie war nicht überzeugt. »Ich mag es bloß nicht, wenn ich das Gefühl habe, manipuliert zu werden«, fuhr sie fort. »Wenn dieses Projekt funktionieren soll, muss ich Jill vertrauen können. Sie muss vollkommen ehrlich zu mir sein, nicht nur formal .«
»Das verstehe ich. Hören Sie, es ist noch nicht zu spät, um umzukehren.« Etwa fünfzig Meter vor dem Haupteingangstor hielt Alex den Wagen an. »Wenn Sie wegen des Projekts Bedenken oder Zweifel haben, kann ich Sie auf der Stelle nach Hause bringen.«
»Bisher habe ich noch in gar nichts eingewilligt«, erinnert Charley ihn.
»Selbstverständlich.«
»Dies ist nur eine Vorbesprechung.«
»Das ist Jill bewusst.«
»Wenn ich sie bei ihrer ersten Lüge erwische, bin ich weg.«
»Absolut verständlich.«
»Okay«, sagte Charley und dachte, dass er recht hatte. Sie sollten einfach wenden und nach Hause fahren. Wahrscheinlich war sie wirklich nicht die Richtige für dieses Projekt. Sie hatte nicht genug Erfahrung, weder mit Büchern noch mit Psychopathen. Aber nun waren sie, verdammt noch mal, schon hier. Welchen Sinn hatte es, den weiten Weg zu machen, um dann in letzter Sekunde umzukehren? Sie konnte genauso gut hineingehen und Jill Rohmer kennenlernen. Sie zog ihren Ausweis aus der Handtasche, um ihn dem Wärter am Tor zu zeigen. »Bringen wir die Sache hinter uns.«
Alex parkte seinen Wagen auf dem großen Parkplatz auf der Rückseite des Gefängnisses.
»Vielleicht sollten sie das Verdeck zumachen«, riet Charley ihm. »Falls es regnet.«
»Es regnet nicht«, erklärte er ihr selbstbewusst, ließ den Wagen offen und ging stramm an ihr vorbei. »Kommen Sie?«, rief er über die Schulter.
Charley beschleunigte ihre Schritte, obwohl es ihr in ihren hochhackigen Sandaletten schwerfiel mitzuhalten. Warum hatte sie nicht Jeans und Sneakers angezogen, fragte sie sich. Wen wollte sie mit einem Rock und Absätzen beeindrucken? Jill Rohmer? Oder Jills Anwalt? Und warum sollte sie auch nur einen Gedanken darauf verwenden, einen von beiden zu beeindrucken?
Tatsache war, dass Jill schon beeindruckt war. Und Tatsache war ebenfalls, dass ihr Anwalt es offensichtlich nicht war und wohl auch nie sein würde. Er duldet mich, dachte sie, seinem forschen Schritt mühsam folgend, als sie um die Ecke des Gebäudes bogen und den Haupteingang ansteuerten. Er hält mich für ein Leichtgewicht.
Hatte er womöglich recht?, fragte Charley sich und musste an das vernichtende Urteil ihres Vaters denken. »Kindisch und oberflächlich«, hatte er abschätzig befunden, als sie ihm einige ihrer ersten Kolumnen für die Palm Beach Post geschickt hatte.
»Sie haben dir nicht gefallen«, hatte sie überflüssigerweise festgestellt und war dankbar gewesen für die Meilen von Telefonkabeln, die zwischen ihnen lagen, weil er so die Tränen in ihren Augen nicht sehen konnte.
»Du weißt doch, dass ich nicht viel für Geschwätz übrighabe«, hatte er ihr den Todesstoß versetzt.
Und was hatte sie auch erwartet, fragte sie sich jetzt, als sie Alex durch die schwere gläserne Drehtür in die Haupthalle des Gefängnisses folgte. Was konnte man von einem Mann erwarten, dem die Kritik so natürlich war wie das Atmen, der so
kleinlich wie übellaunig, so scharfzüngig wie unversöhnlich war? Nachdem ihr Vater erfahren hatte, dass Charley Kontakt zu ihrer Mutter pflegte, hatte er sie komplett aus seinem Leben ausgeschlossen und sich geweigert, auch nur noch ein Wort mit ihr zu wechseln.
»Miss Webb«, sagte Alex Prescott.
»Was? Verzeihung. Haben Sie etwas gesagt?«
»Ich sagte, Sie sollten Ihren Ausweis lieber griffbereit haben, weil Sie ihn noch ein paar Mal vorzeigen müssen.«
»Oh. Okay. Und bitte, Sie müssen mich nicht immer Miss Webb nennen.«
»Ich tue mich irgendwie schwer, den Namen ›Charley‹ mit Ihnen zu verbinden«, sagte er, der bisher einzige Hinweis darauf, dass er wahrgenommen hatte, dass sie eine Frau war. Dann: »Da kommt ein Metalldetektor.«
Charley reichte ihre Handtasche einer Wärterin, die sie durchwühlte und dann ihre schwielige Hand nach Charleys Ausweis ausstreckte. Sie war eine große Frau mit breiten Schultern, langen Fingern und unpassend backfischhaften Sommersprossen auf Nase und Wangen. Ihre dunkelbraunen Augen zuckten zwischen Charley und dem Foto in ihrem Ausweis hin und her. »Taschen leeren«, sagte sie und wies mit dem Kopf auf ein Laufband.
»Reizend«,
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