Die Katze
geringste.«
»Sie sind sich ganz sicher, dass sie sie Ihnen nicht zur Aufbewahrung gegeben hat?«
»Anwälte dürfen keine Beweismittel verstecken, Charley«, sagte er hörbar verärgert, während ein Wachposten sie durch das Tor winkte.
»Und wenn Sie nicht wüssten, was auf den Bändern ist?«
»Dann wäre ich ein Idiot«, antwortete er schlicht, »und glauben Sie mir, das bin ich nicht.«
»Sie glauben ihr also, wenn sie behauptet, dass eine weitere Person beteiligt war?«, stellte Charley fest, obwohl es eigentlich eine Frage war.
»Das habe ich immer geglaubt. Ja.«
»Wissen Sie, wer diese Person ist?«
»Nein. Sie will es mir nicht sagen.«
»Haben Sie eine Ahnung?«
»Mehrere.«
»Möchten Sie die vielleicht mit mir teilen?«
»Nun, ihr Bruder ist ein ziemlich übler Vertreter.«
»Ich dachte, er hätte ein Alibi.«
»Er hat behauptet, er wäre, als die Sache mit Tammy Barnet passierte, die ganze Zeit bei seiner Freundin gewesen - die das natürlich bestätigt hat. Und für den Mord an den Starkey-Kindern ist sein Vater sein Alibi.«
»Aber Sie glauben ihm nicht?«
»Der Vater ist noch schlimmer als der Bruder. Es würde mich nicht überraschen, wenn beide in irgendeiner Form in die Geschichte verwickelt gewesen wären.«
»Was ist mit Jills Freund?«
»Gary? Unwahrscheinlich. Er war irgendwo ganz anders, als Tammy ermordet wurde, und behauptet, dass er zum Zeitpunkt der Starkey-Morde nicht mehr mit Jill zusammen gewesen sei.«
»Hätten Sie Lust, irgendwo anzuhalten und eine Tasse Kaffee zu trinken?« Charley wusste nicht genau, woher dieser
Vorschlag gekommen war. Der Adrenalinschub von ihrer Begegnung mit Jill hielt immer noch an, weswegen Koffein das Letzte war, was sie brauchte. Außerdem wollte sie wieder in Palm Beach sein, bevor Glen mit James zurückkam. Trotzdem hatte sie das Bedürfnis nach einer Auszeit, ein paar Minuten, in denen sie das Geschehene verarbeiten konnte. Es ging alles so schnell. Sie wollte nur eine kurze Rast, um den Lauf der Dinge zu bremsen.
»Ich kann nicht«, erwiderte Alex. »Ich muss wirklich zurück«, fügte er noch hinzu, ohne es weiter auszuführen.
»Familiäre Verpflichtungen?«
»Gewissermaßen.«
»Inwiefern?«
Er lächelte. »Der Fall, von dem ich Ihnen erzählt habe. Bruder gegen Schwester, Schwester gegen Tante …«
»… und alle gegen die Mutter«, schloss Charley. »Stört es Ihre Frau nicht, dass Sie am Samstag so viel arbeiten?« Himmel, ging es vielleicht noch auffälliger, dachte sie und verdrehte hinter ihrer Sonnenbrille die Augen. Warum fragte sie ihn nicht einfach, ob er verheiratet war? Und interessierte sie das überhaupt?
»Ich bin nicht verheiratet«, stellte er fest.
»Geschieden?«
»Nee.«
»Nicht interessiert?«
»Soll das ein Antrag werden?« Zum ersten Mal, seit sie in den Wagen gestiegen waren, sah er sie direkt an.
Charley lachte. »Sorry, ich wollte nicht neugierig sein.«
»Natürlich wollten Sie das. Sie sind schließlich Reporterin, oder?«
»Ich wollte bloß Konversation machen.«
»Sie meinen, Sie wollten bloß Informationen kriegen«, korrigierte er sie.
»Und ist es streng geheim?«
Nun war es an ihm zu lachen. »Wohl kaum.« Aber mehr sagte er trotzdem nicht.
Bis zur Auffahrt auf den Turnpike schwiegen beide.
»Und was denken Sie über sie?«, fragte er, nahm das Ticket von dem Mautwächter entgegen und steckte es in seine Hemdtasche.
»Sie ist unscheinbarer, als ich dachte.«
»Ja, sie ist bloß ein kleines Ding.«
»Und trotzdem ziemlich beeindruckend.«
»Inwiefern?«
»Ich weiß nicht. Sie hat etwas an sich, das einen spüren lässt, dass sie diejenige ist, die das Sagen hat.«
Alex wirkte überrascht. »Eine interessante Beobachtung.«
»Sind Sie anderer Meinung?«
»Darüber muss ich nachdenken.« Er zögerte. »Und wann wollen Sie sie wiedersehen?«
Charley dachte an die vor ihr liegenden Wochen, aber als der Wagen auf dem Highway beschleunigte, wehte ihr der Wind ins Gesicht, sodass sie sich nur schwer konzentrieren konnte. »Nun, lassen Sie mir ein wenig Zeit. Ich muss erst noch die Prozessmitschrift und Ihre Akten lesen. Und ein paar eigene Recherchen anstellen, möglicherweise einen Verleger kontaktieren, ein Exposé schreiben …«
»Würde Ihnen heute in einer Woche passen?«
Sie schob ihre flatternden Strähnen hinter die Ohren und hielt sie mit beiden Händen fest. »Ähm … Wochenenden sind für mich normalerweise nicht ideal. Meine Kinder …«
»Stimmt. Ich hatte
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