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Die Katze

Titel: Die Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding Kristian Lutze
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mich ausgedruckt. So interessant und gut geschrieben. Ich bin schrecklich stolz auf dich.«
    »Sie haben dir gefallen?«, hörte Charley sich fragen.
    »Ich fand sie fantastisch . Und der Name der Kolumne WEBB SITE und deine E-Mail-Adresse Charley’ sWeb.com , so witzig, Schätzchen, auch wenn ich nichts von Computern verstehe. Der Detektiv hat vorgeschlagen, dass ich dir lieber erst eine E-Mail schreiben sollte, anstatt das Risiko eines direkten persönlichen Kontakts einzugehen - er hat mir sogar angeboten, es für mich zu tun, als er gesehen hat, wie erschreckend ich die Vorstellung fand -, aber ich wollte einfach deine Stimme hören. Bitte, können wir uns treffen?«
    Nein, wir können uns nicht reffen. Du hast uns verlassen. Du gehörst nicht mehr zu meinem Leben. Ich hasse dich.
    »Na gut.«
    »O Schätzchen, vielen Dank. Wann? Ich kann sofort kommen.«
    »Kennst du den Brunnen in der Mitte des City Place?«
    »Nein, aber ich werde ihn bestimmt finden.«
    »Ich bin in einer Stunde dort.« Charley legte auf, bevor sie es sich anders überlegen konnte.
    Als sie eintraf, wartete ihre Mutter schon, obwohl Charley zwanzig Minuten zu früh war. Beide Frauen erkannten einander
trotz der vergangenen Jahre sofort. Elizabeth Webb war genauso imposant, wie Charley sie in Erinnerung hatte, mit schwarzen Haaren und langen Beinen. Und obwohl kleine Falten ihre blasse weiße Haut durchzogen und ihre dunklen Augen von Tränen verschleiert waren, war sie so schön wie immer. Charley hatte sich extra nicht geschminkt oder schick angezogen. Sie trug dieselbe Jeans und dasselbe blaue T-Shirt, die sie schon den ganzen Tag anhatte.
    »Mein Gott, wie schön du bist«, hatte ihre Mutter gesagt.
    Die tröstende Stimme ihrer Mutter im Kopf wurde plötzlich von lautem Gepolter auf dem Dach ihres Nachbarn übertönt. Charley blickte auf und sah den niedlichen Arbeiter mit dem gelben Helm neben einem nicht ganz so schnuckeligen Arbeiter mit gelbem Schutzhelm knien, beide mit einem Hammer in der Hand, die sie rhythmisch auf und ab bewegten, wobei unklar blieb, auf was genau sie einschlugen. Das Gehämmer dauerte nun schon seit Wochen an. In den vergangenen Jahren war die gesamte Nachbarschaft aufwendig renoviert worden. Neuer Schwung und neues Leben waren in das vormals nichtssagende, leicht verwahrloste Viertel gekommen, nachdem praktisch vor der Haustür ein spektakuläres Einkaufszentrum namens City Place eröffnet worden war, gefolgt von dem großartigen Kravis Center for the Performing Arts sowie zuletzt dem höhlenartigen Palm Beach Convention Center. Alle drei hatten mehr Geschäfte, mehr Touristen und mehr Geld in Charleys Viertel gebracht und damit auch mehr Bauarbeiten. Nun war der Teil von Okeechobee zwischen Congress und Dixie nicht mehr nur ein Viertel, das man auf dem Weg ins eigentliche Zentrum von Palm Beach notgedrungen durchqueren musste, es war vielmehr selbst zu einem attraktiven Ziel geworden.
    Davon profitierte die Umgebung zusehends. Neue Komplexe mit Eigentumswohnungen waren in die Höhe geschossen, alte Häuser waren verkauft, entkernt oder abgerissen worden. Charley war kurz nach Frannys Geburt in ihren winzigen
Bungalow gezogen, in dem sie in den ersten Jahren noch zur Miete gewohnt hatte, bevor sie ihn mit dem Erbe ihrer Großmutter als Eigenkapital gekauft hatte, was ihr Vater widerwillig erlaubt hatte. Sie war schon hier gewesen, als Lynn und Wally Moore das Haus an der Ecke bezogen hatten; war Zeuge, wie Gabe Lopez seine damalige Braut über die Schwelle getragen hatte; sie hatte sich bei der Stadt beschwert, als die Rivers-Familie im Garten nebenan einen Swimmingpool auszuheben begann. Sie hatte beobachtet, wie die alten Schindeldächer nach und nach von neuen, schicken, roten Ziegeln ersetzt, Bungalows aufgestockt und Küchen grundrenoviert wurden. Irgendjemand machte immer irgendwas. Kaum war ein Ensemble von Werkzeugen verstummt, hub irgendwo ein neues an. Nur Charleys Haus sah noch immer praktisch genauso aus wie bei ihrem Einzug.
    Der Schulbus kam um die Ecke, und Charley sprang auf. Kurz darauf führte Franny ihren kleinen Bruder über die Straße, und James präsentierte hoch über den Kopf gereckt stolz sein neuestes Kunstwerk. »Es sind Rehe, die Wasser aus einem Teich in einem Wald trinken«, erklärte er drei amorphe braune Kleckse, einen blauen Kreis und eine Reihe gerader grüner Linien. »Siehst du?«, fragte er. »Siehst du die Rehe? Siehst du?«
    »Fantastisch«, sagte Charley, und das war

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