Die Katze
Welt nicht unter.«
»Und Ihr Vater?«
»Er hat aufgehört zuzuhören, als ich zwei war. Um die sehr lange Geschichte meiner Mutter abzukürzen, ging er eines Tages aus der Tür und kam nie mehr zurück.«
»Heißt das, Sie haben ihn nie wiedergesehen?«
»Ich habe ihn gelegentlich getroffen, bis er wieder geheiratet hat. Danach habe ich ihn kaum noch gesehen. Jetzt habe ich seit etwa fünf Jahren gar nichts mehr von ihm gehört. Ich glaube, er ist nach Kalifornien gezogen.«
»Vermissen Sie ihn?«
»Kann ich nicht behaupten. Obwohl ich ein paar Halbbrüder habe, auf die ich schon ein bisschen neugierig bin«, fuhr er unaufgefordert fort.
»Sie könnten Kontakt zu ihnen aufnehmen«, schlug Charley vor.
»Könnte ich«, stimmte er ihr zu. »Wenn ich mich richtig daran erinnere, was Jill erzählt hat, haben Sie einen Bruder und zwei Schwestern.«
Charleys Schultern verspannten sich. Sie war immer noch wütend über Jills Abfuhr von vor ein paar Tagen. Sie war den ganzen Weg nach Pembroke Pines gefahren, nur um sich erklären zu lassen, dass Jill sich unwohl fühle und sie nicht treffen könne. »Wenn sie so was noch mal mit mir macht«, sagte Charley, ohne es weiter auszuführen, »ziehe ich den Stecker.«
Alex versuchte gar nicht erst, so zu tun, als wüsste er nicht, wovon sie redete. »Sie hat mich gebeten, Ihnen auszurichten, wie leid ihr Benehmen ihr tut.«
»Sie muss begreifen, dass es keine Tabufragen gibt.«
»Das versteht sie auch.«
»Dieses Buch war ihre Idee«, erinnerte Charley Alex. »Ich bin nicht hier, um mich verarschen zu lassen.«
»Sie schwört, dass es nie wieder vorkommen wird.«
»Nun, da hat sie auf jeden Fall recht«, sagte Charley, entschlossen, Jill nicht so leicht davonkommen zu lassen. Die Woche war mit dem Schreiben ihrer jüngsten Kolumne und dem Bemühen, über der jüngsten Droh-Mail nicht paranoid zu werden, schon hektisch genug gewesen.
»Ich brauche diese Liste«, hatte Officer Ramirez sie ermahnt, und Charley hatte mehrere Stunden damit zugebracht, die Namen all derjenigen zu notieren, die sie je vor den Kopf gestoßen hatte, beginnend mit Lynn Moore und Gabe Lopez bis zurück in die Grundschule. Sie hatte auch ihren Vater und ihre Schwestern aufgeführt und die überraschte Miene von Officer Ramirez geflissentlich ignoriert.
»Meine Schwestern kommen bald nach Palm Beach«, hörte sich Charley Alex anvertrauen.
»Das ist schön.« Alex zögerte. »Oder nicht?«
»Das werden wir wohl herausfinden.« Ein paar Minuten lang sagte niemand etwas. Alex schaltete einen »Easy-Rock«-Sender ein, und Josh Groban beklagte wohlklingend, wenngleich eine Spur zu melodramatisch, sein hartes Los.
»Was für Musik mögen Sie?«, fragte Alex.
»Ich sollte wohl sagen Klassik«, antwortete Charley nach kurzem Nachdenken.
»Warum sollten Sie?«
»Ich weiß nicht. Damit Sie mich nicht für oberflächlich halten, nehme ich an.«
»Ich halte Sie nicht für oberflächlich.«
»Nicht? Bin ich aber«, sagte sie und war dankbar, als er lachte. »Country«, gab sie nach einer Pause zu. »Ich mag Country-Musik.«
»Wirklich? Irgendeinen bestimmten Sänger?«
»Ich mag sie alle«, gab sie zu. »Garth Brooks, Vince Gill, Tim McGraw.«
»Keine Frauen?«
»Faith Hill, Alison Krauss, Dolly Parton natürlich.«
»Natürlich. Jeder mag Dolly.«
»Und was hören Sie gerne?«, wollte Charley wissen und merkte, dass es sie wirklich interessierte und sie nicht nur aus Höflichkeit zurückfragte.
»Klassik«, gab er trocken zurück. »War bloß ein Witz. Ehrlich gesagt habe ich auch eine Vorliebe für Country.« Er wechselte auf den Sender WIRK. Die Judds sangen Mama, He’s Crazy . »Ich spiele sogar Gitarre. Geht ganz gut ab.«
»Das überrascht mich nicht. Nun, offen gestanden, überrascht es mich schon ein wenig, dass Sie Gitarre spielen, aber kein bisschen, dass Sie es gut machen, wenn das irgendeinen Sinn ergibt.«
»Nun ja, vielleicht.«
»Ich hab Klavier gespielt«, sagte Charley.
»Spielen Sie jetzt nicht mehr?«
»Ich habe mit zwölf aufgehört. Mein Vater hat gesagt, er kriegt von meinem Klavierspiel Migräne.«
»So schlecht waren Sie?«
»So gut«, verbesserte Charley ihn. »Es bedurfte einer Menge hingebungsvollen Übens, um dem Mann Kopfschmerzen zu bereiten.«
Alex war offensichtlich fasziniert, fragte jedoch nicht weiter nach. »Was ist Ihr Lieblingsessen?«, wechselte er stattdessen - womöglich sicherheitshalber - das Thema.
»Italienisch.«
»Dachte ich mir,
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