Die Katze
sehr gut«, antwortete ihre Schwester kühl. »Hör mal, soweit ich weiß, hast du mit Anne gesprochen.«
»Vor ein paar Wochen, ja. Warum? Irgendwas nicht in Ordnung?«
»Nein, alles bestens. Ihr neues Buch ist auf Platz zwei der Bestseller-Liste der New York Times .«
»Das ist wundervoll.«
»Hast du es gelesen?«
»Ich hoffe, am Wochenende dazu zu kommen.« Charley verdrehte die Augen zur Decke. »Aber Bram hat es gelesen. Es hat ihm wirklich gefallen.«
»War er stoned?«
»Nein. Warum? Ist es so schlecht?«
»Dad sagt, es wäre abscheuliches Gewäsch.«
»Das klingt ganz nach ihm. Was hältst du davon?«
»Es ist Gewäsch, aber nicht abscheulich«, verkündete Emily.
»Welch hohes Lob.«
»Wie geht es Bram überhaupt?«
»Gut. Er ist jetzt schon seit mehr als zehn Tagen clean und nüchtern.«
»Zehn ganze Tage. Wow.« Emily war offensichtlich weniger beeindruckt. »Und Franny und James? Geht es allen gut?«
»Sie sind fantastisch. Und Catherine?«
»Wächst wie Unkraut. Hat Anne dir erzählt, dass sie A. J. die Kinder überlässt.«
»Wie meinst du das?« Charley erinnerte sich an A. J.’s Drohung, das Sorgerecht für Darcy und Tess zu beantragen, falls Anne sich weigerte, ihm Unterhalt zu zahlen. »Soll das heißen, sie lässt seinen Bluff auffliegen?«
»Nein. Sie überlässt ihm das alleinige Sorgerecht. Sie sagt, sie sei zurzeit so viel unterwegs, und wenn sie zu Hause ist, müsse sie arbeiten, Interviews geben und so weiter. Sie denkt, dass die Kinder es bei ihm besser haben.«
»Aber das ist doch lächerlich.«
»Nein, das ist Anne. Oder genauer gesagt, das ist Elizabeth. Ich nehme an, du stehst weiter in Kontakt mit unserer Mutter.«
»Sie wird erschüttert sein, wenn sie das hört.«
»Soll das ein Witz sein? Es ist die komplette Bestätigung ihrer Methode der Kinderaufzucht.«
»Sollte ich Anne anrufen und versuchen, sie umzustimmen?«
»Oh, das kommt bestimmt gut an, wo ihr beide euch doch so nahesteht.«
»Aber sie macht einen Riesenfehler. Das weißt du.«
»Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Wie dem auch sei, deswegen rufe ich nicht an.«
»Weshalb denn?«
»Diese People -Geschichte.«
»Was für eine Geschichte?«, fragte Charley, noch benommen von Emilys Neuigkeiten über Anne. Wie konnte sie daran denken, ihre Kinder aufzugeben, nach allem was sie selbst durchgemacht hatten?
»Das People -Magazin. Die Geschichte, die sie machen wollen.«
Charley erinnerte sich vage, dass Anne etwas in der Richtung erwähnt hatte. »Die ganze Brontë-Sache«, sagte sie.
»Genau. Offenbar machen sie normalerweise keine Schriftsteller-Porträts, weil die irgendwie langweilig sind, aber Anne ist eine Ausnahme, wegen des Schlamassels mit A. J. und weil ich beim Fernsehen bin …«
»Tut mir wirklich leid, dass ich deinen Auftritt bei Good Morning, America verpasst habe«, unterbrach Charley sie.
»Nicht schlimm«, meinte Emily nur, »jedenfalls als die Leute vom People -Magazin gehört haben, dass du auch Autorin bist und Charlotte heißt, da waren sie plötzlich ganz heiß auf das Stück. Sie wollen uns alle so bald wie möglich interviewen.
Vielleicht können wir uns in Palm Beach treffen. Anne kommt auf ihrer Lesereise auch dorthin.«
Fragen über Fragen schossen Charley durch den Kopf, doch nur eine kam heraus. »Wann?«
»Der endgültige Termin muss noch besprochen werden. Aber wahrscheinlich irgendwann im Laufe der nächsten Wochen. Wegen der Einzelheiten melde ich mich noch mal.«
»Hältst du das wirklich für eine gute Idee?«, fragte Charley. Die drei Schwestern waren schon so lange nicht mehr zusammen in einem Raum gewesen, dass Charley sich nicht daran erinnern konnte.
»Ist das dein Ernst? Diese Art von Publicity ist mit Geld nicht zu bezahlen. Denk an die Aufmerksamkeit, die uns das bringt, ganz zu schweigen davon, wohin sie führen könnte. Good Morning, America überlegt auch schon, ein Stück über uns zu machen. Alles ist möglich. Bis zu Oprah .«
Ein Artikel im People -Magazin würde bestimmt nicht schaden. Dann wäre es um einiges leichter, einen Verleger für ihr Buch über Jill Rohmer zu finden, überlegte Charley. Sie würden Schlange stehen und mit immensen Vorschüsse wedeln. Ein Auftritt bei Oprah , und ihr Buch würde landesweit zur Pflichtlektüre. Sie musste bloß Ja sagen. Stattdessen fragte sie: »Was ist mit Bram?«
»Mit Bram? Was soll mit ihm sein?«
»Nun, einmal abgesehen von der Tatsache, dass er unser Bruder ist, ist er auch ein sehr
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