Die Katze
Eins führte
irgendwie zum anderen. Ich muss Mrs. Barnet wohl meine Telefonnummer gegeben haben, denn ein paar Tage später rief sie an und fragte mich, ob ich am Samstagabend babysitten könne. Es ergab sich, dass die Barnets gern jeden Samstagabend ausgingen, sodass ich durch unverhofftes Glück einen regelmäßigen Job hatte. Das kam bei Gary natürlich nicht so gut an. Haben Sie schon mit ihm geredet?«
»Noch nicht.«
»Tja, also, wenn Sie es tun, seien Sie vorsichtig. Er lügt wie gedruckt.« Jill lachte.
»Gary hat es nicht gefallen, dass Sie jeden Samstagabend gebabysittet haben?«
»Anfangs dachte er, es wäre okay, weil er einfach davon ausging, dass ich ihn dorthin einladen würde, damit wir rummachen konnten und so. Die Vorstellung, es auf dem Bett der Barnets zu machen, gefiel ihm besonders, aber das wollte ich nicht. Ich meine, was, wenn sie früher nach Hause gekommen wären oder wenn Tammy aufgewacht wäre? Deshalb habe ich ihm nach einer Weile erklärt, er könne gar nicht mehr kommen. Er war ziemlich sauer. Und als ich dann auch noch freitagabends bei den Starkeys als Babysitter angefangen habe, war er richtig angepisst. Er meinte: ›Welche Freundin verbringt jedes Wochenende damit, auf ein paar blöde Blagen aufzupassen?‹«
»Es ist tatsächlich ein wenig ungewöhnlich für ein Mädchen Ihres Alters, vor allem wenn sie einen Freund hat - wie alt waren Sie da?«
»Ich war neunzehn, als ich angefangen habe, auf Tammy aufzupassen.«
»Gary war wahrscheinlich sauer, weil er so oft allein war.«
»Er war sauer, weil er nicht so oft einen geblasen kriegte, wie er es gern gehabt hätte, jedenfalls nicht von mir«, gab Jill zurück.
Sicher, dachte Charley. »Das Babysitten muss Ihnen großen Spaß gemacht haben«, sagte sie.
»Oh ja«, sagte Jill so begeistert, dass es unmöglich war, ihr nicht zu glauben. »Ich habe diese Kinder geliebt. Tammy war so süß, mit ihren roten Haaren und den kleinen schwarzen Lackschuhen. Sie hatte eine niedliche kleine Knopfnase und hat immer so eigenartig gekichert. Ich habe sie gerne zum Lachen gebracht.«
»Und die Starkey-Zwillinge?«
»Sie waren total süß. Blonde Haare, blaue Augen, Noah hatte eine kleine Narbe über der rechten Augenbraue, wo er sich eine Windpockennarbe aufgeknibbelt hatte. Die habe ich immer geküsst. Man wollte ihn förmlich auffressen. Seine Schwester auch. Total süß.«
Und trotzdem hast du sie brutal ermordet, wollte Charley schreien. Diese süßen kleinen Kinder mit Knopfnasen und Narben, die man küssen will, sind deinetwegen tot. Wie kannst du hier sitzen und so ruhig, so liebevoll über sie sprechen? Ganz ruhig, erinnerte sie sich an ihre Rolle als Reporterin. Sie musste Jill reden lassen. Direkte Fragen stellen. Die Situation unter Kontrolle halten, wie Dr. Norman es ihr geraten hatte. Immer schön langsam, sonst würde sie sie verlieren. »Haben Sie Mrs. Starkey auch im Park kennengelernt?«
Jill kniff grübelnd die Augen zusammen. »Nein, im Einkaufszentrum. Ich habe in dem Buchladen ein Geschenk für Tammy gekauft, und sie kam mit den Zwillingen rein und hat mich gefragt, welches Buch ich kaufen würde. Ich habe es ihr gesagt. Die Tütenprinzessin , ein wirklich tolles Buch. Ich habe ihr gesagt, dass ich es gar nicht genug empfehlen könnte, und dann hat sie es auch gekauft. Am Ende sind wir mit den Kindern Eis essen gegangen, und es hat sich irgendwie weiterentwickelt. Genau wie mit Mrs. Barnet. Ich komme sehr gut mit Leuten zurecht«, sagte Jill. »Sie mögen mich wirklich.«
Charley nickte, während sie vergeblich versuchte, auch nur einen Hauch von Ironie in Jills Stimme zu hören. »Was haben Sie denn so mit den Kindern gemacht?«
»Das Übliche. Ich hab ihnen vorgelesen, wir haben Fernsehen geguckt, mit Barbies gespielt und Verstecken.«
»Haben Sie je Doktor mit ihnen gespielt?«, fragte Charley beiläufig.
»Was?« Jill riss die Augen auf und blickte ängstlich zu Alex. »Was soll das denn heißen?«
»Nur dass Kinder manchmal gern Doktor spielen«, sagte Charley.
»Ich bin aber kein Kind.«
Charley staunte über Jills Empörung. Ihre Andeutung schien sie ehrlich zu verstören. »Haben die Kinder Ihnen je Fragen sexueller Natur gestellt?«
»Zum Beispiel?«
»Wo kommen die Babys her, wie werden sie gemacht?«, führte Charley aus.
Jill zögerte. »Manchmal hat Noah davon geredet, dass er einen Penis hätte und Sara nicht. Solche Sachen.«
»Sind Ihnen die Kinder je auf die Nerven
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