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Die Kaufmannstochter von Lübeck

Die Kaufmannstochter von Lübeck

Titel: Die Kaufmannstochter von Lübeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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die Männer für tot hielten, ließen sie mich unbehelligt im Gras liegen. Glücklicherweise konnte ich die Dokumente von Pieter dem Jüngeren retten, die unter ihm begraben lagen, da die Bande glaubte, sie wären noch am Sattel von Pieters Pferd, das gerade in heller Panik davonpreschte. Später habe ich eines der geflohenen Pferde einfangen können, mit dem ich es geschafft habe, mich bis nach Köln durchzuschlagen, um hier vor dieser Versammlung zu sprechen.«
    »Wann war das genau?«, verlangte Moritz von Dören zu wissen. »Und wo?«
    »Drei Tagereisen von hier entfernt in einer nebligen Au an einem Zufluss des Rheins. Wir hatten gerade unsere Pferde tränken wollen, als das Verhängnis über uns hereinbrach. Außer mir gibt es keinen Überlebenden.« Herward machte eine Pause, während es nun zum ersten Mal vollkommen still im Saal war. Das Entsetzen unter den Versammelten war mit Händen zu greifen. Herwards Blick glitt die Anwesenden entlang und blieb dann bei der Delegation der Schweden unter Gustav Bjarnesson hängen.
    »Wir haben einen Verräter unter uns! Einen, der sich von König Waldemar kaufen ließ, als wäre er ein einfacher Tagelöhner, dem man nur eine Münze hinwerfen muss, damit er alles für einen tut, was man verlangt!« Er streckte die Hand aus. »Einen der Mörder konnte ich erkennen – und hier treffe ich ihn wieder! Frederik von Blekinge – Ihr wart es, der Pieter van Brugsma dem Jüngeren den Kopf abschlug!«
    »Herward!«, entfuhr es Frederik. »Wie könnt Ihr so etwas sagen?«
    »Weil es die Wahrheit ist. Ich war nur wenige Schritte entfernt, als Ihr Pieter den Kopf mit Eurem Schwert von den Schultern geholt habt, als wärt Ihr ein Henker.«
    »Herward! Wir kennen uns seit langem! Unsere Familien sind befreundet, und Ihr wart Gast bei uns!«
    »Darum ist auch jeder Irrtum ausgeschlossen«, erklärte Herward.
    Gustav Bjarnesson, der wohl auf Grund seiner schlechten Kenntnisse des Niederdeutschen nicht so richtig mitbekam, was gerade geredet wurde, fragte etwas auf Schwedisch dazwischen und wirkte orientierungslos. Einer seiner Begleiter versuchte, ihm das Gesprochene so gut wie möglich zu übersetzen.
    »Wieso sollte ich einen Gesandten der Hanse umbringen wollen, der doch nichts anderes im Sinn hatte, als Unterstützung für den Kampf gegen Waldemar zu sammeln?«, rief Frederik. »Ihr beleidigt meine Familie, die durch Waldemar alles verloren hat und im Exil leben muss! Und Ihr beleidigt außerdem all diejenigen Angehörigen derer von Blekinge, die im Kampf gegen die Dänen gefallen sind!«
    »Vielleicht hat man Euch ja versprochen, Euch die geraubten Besitztümer zurückzugeben – gegen einen Judasdienst als gedungener Mörder!«
    »Das ist eine wüste Anschuldigung, Herward!«
    »Es ist die Wahrheit, denn ich habe Euer Gesicht gesehen!«
    »Ich war in den letzten Tagen hier in Köln – und nirgendwo anders! Und in dieser Zeit habe ich mit meinen Begleitern in einem Pferdestall übernachtet oder an den Beratungen hier im Rathaus teilgenommen. Gleichzeitig soll ich viele Meilen entfernt gewesen sein und einen Mann erschlagen haben, auf dessen Schultern doch die größten Hoffnungen für mich und meine Familie ruhten?« Frederik schüttelte energisch den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, weshalb Ihr so absurde Anschuldigungen erhebt, Herward!«
    »Ich kann nur sagen, was ich mit meinen eigenen Augen gesehen habe. Und stimmt es nicht, dass Ihr und Eure schwedischen Freunde vor zweieinhalb Tagen nach Köln gekommen seid?«
    »Das trifft zu«, bestätigte Mathias Overstolz.
    »Also gibt es niemanden, der bezeugen könnte, wo Ihr davor gewesen seid, Frederik von Blekinge! Niemanden, der dem widersprechen könnte, was ich gerade gesagt habe!«
    »O doch! Meine Begleiter können dem widersprechen! Denn ich war mit ihnen zusammen!«
    »Sie sind Eure Freunde und stecken vielleicht mit Euch unter einer Decke, obgleich ich von ihnen keinen bei dem furchtbaren Gemetzel gesehen habe!«
    »Verräter!«, rief jemand.
    »In den Kerker mit ihm – ehe er sich aus der Stadt davonmacht!«, war ein anderer zu hören.
    Tumult entstand. »Ich schwöre bei Gott, dieser Mann ist einer der Mörder, die uns überfallen haben!«, rief Herward.
    Jetzt hielt es Gustav Bjarnesson nicht mehr auf seinem Platz. Er polterte in einer Mischung aus Schwedisch und schlechtem, kaum verständlichem Niederdeutsch los. Über die Bedeutung der Worte, die er da förmlich in den Saal schleuderte, konnte man nur Vermutungen

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