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Die Kaufmannstochter von Lübeck

Die Kaufmannstochter von Lübeck

Titel: Die Kaufmannstochter von Lübeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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ein einziges Wort verstehen können; es war so laut im Langen Saal, dass man befürchten konnte, der Lärm würde die kunstvoll eingesetzten Glasscheiben zerspringen lassen.
    Tränen liefen Grete über das Gesicht. Ihr Mund stand offen, so als könnte sie einfach nicht fassen, was sie da gerade gehört hatte. Alles, was sie sich für ihr weiteres Leben erträumt hatte, war innerhalb eines einzigen Augenblicks zerstört worden. Die Hochzeit, der sie alle seit so langer Zeit entgegenfieberten, würde nicht stattfinden.
    Für Moritz von Dören schien das ein ebenso großer Schlag zu sein wie für seine Tochter. Auch er saß blass und wortlos auf seinem Stuhl, seine Hände hatten sich so stark um die hölzernen und reich verzierten Armläufe gekrallt, dass das Weiße an den Knöcheln hervorkam. Auch sein Traum war in diesem Moment geplatzt, auch wenn es sich für ihn bei der Hochzeit in erster Linie um eine geschäftliche Angelegenheit gehandelt hätte. So schnell würde sich die Gelegenheit, die zwei mächtigen Handelshäuser aus Lübeck und Antwerpen fest miteinander zu verbinden, nicht mehr ergeben. Dazu hatte die Pest in den letzten zwanzig Jahren zu häufig und zu heftig in den Reihen beider Familien gewütet, als dass sich zurzeit eine andere passende Verbindung hätte stiften lassen. Moritz von Dören schüttelte nur ganz langsam den Kopf, während der Schweiß seine Stirn herabperlte.
    Brun Warendorp hingegen erhob laut seine Stimme, wie man es eigentlich auch vom Vertreter der hanseatischen Vormacht erwartete. Nur konnte leider niemand auch nur ein einziges Wort verstehen, da noch immer ein heilloses Durcheinander herrschte.
    Einzig und allein Bruder Emmerhart wirkte ausgesprochen ruhig. Johanna bemerkte das, als sie ihre Schwester in den Arm genommen und sie ausgiebig getröstet hatte. Sie war von der Ruhe des Mönchs allerdings nur ein wenig irritiert. Sie schrieb sie dem unerschütterlichen Gottvertrauen zu, das man bei einem Mönch und Priester einfach voraussetzte.
    Dass es vielleicht auch Zufriedenheit oder gar klammheimliche Freude über das Geschehene sein mochte, wäre ihr in diesem Moment bestimmt nicht eingefallen.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis es Mathias Overstolz und Brun Warendorp schließlich mit vereinter Stimmgewalt gelang, wieder einigermaßen Ruhe einkehren zu lassen. Die aufgesprungenen Ratsgesandten setzten sich wieder, aber überall flammten erneut hitzige Gespräche auf.
    »Das sieht Waldemar ähnlich!«, hörte Johanna einen Mann sagen, von dem sie nur wusste, dass er ein Ratsgesandter aus Münster war.
    »Er schreckt vor nichts zurück!«, fühlte sich ein anderer bestätigt. »Es wird Zeit, dass wir seiner aggressiven Expansion Einhalt gebieten! Oder sollen wir darauf warten, dass er am Ende sogar noch seinen Lehensherrn, den Kaiser, dazu veranlasst, zu seinen Gunsten einzugreifen?«
    »Das hätte gerade noch gefehlt!«, meinte ein Dritter.
    Herward von Ranneberg stand aufrecht da und wartete offenkundig darauf, das Wort zu erhalten, um von den Geschehnissen seiner Reise berichten zu können.
    Als sich die Unruhe einigermaßen gelegt hatte, begann Herward zu sprechen, er hielt einige Pergamente in der Hand, die er zuvor aus einer Satteltasche herausgenommen hatte. »Dies sind die Hilfszusagen der niederländischen Städte, die Pieter der Jüngere aushandeln konnte. Ich war dabei, wie er um jeden Taler gekämpft und vor jeder Ratsversammlung sein Bestes gegeben hat. Leider ist das Ergebnis bescheidener, als so mancher hier im Saal hoffen wird. Aber offensichtlich sollten die Dokumente, die ich jetzt dem Vorsitzenden dieses Rates zur späteren Verlesung übergebe, nicht hierher gelangen!« Ein Raunen ging durch die Versammlung, während Herward die Dokumente an Mathias Overstolz weiterreichte. »Zur treuen Aufbewahrung, auf dass daraus die richtigen Schlüsse für das weitere Vorgehen gezogen werden.«
    »Habt Ihr die feigen Mörder gesehen?«, rief jetzt Moritz von Dören, der sich aus seiner Erstarrung gelöst hatte. »Und wie ist es Euch gelungen zu entkommen, Herward?«
    Der Angesprochene wandte den Blick in Moritz’ Richtung.
    »Es war die Gnade des Herrn und pures Glück, dass ich den Mördern entkommen konnte. Sie haben alle erschlagen, die mit uns geritten sind. Das waren keine dahergelaufenen Räuber, sondern Männer, die das Kriegshandwerk sehr gut verstanden und in aller Gnadenlosigkeit anzuwenden wussten. Ich selbst habe auch einige Blessuren davongetragen, und da mich

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