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Die Kaufmannstochter von Lübeck

Die Kaufmannstochter von Lübeck

Titel: Die Kaufmannstochter von Lübeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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durch den Genuss davon entfacht wurde. Und wenn Ihr einen Meister wie Andrea präsentieren könnt, werden selbst die Bürger von Lübeck ihren letzten Taler ausgeben, um etwas davon zu bekommen. Eine Medizin, die schmeckt und die Stimmung aufhellt. Was kann man mehr erwarten?«
    »Du sprichst wie ein skrupelloser Schacherer – nicht wie eine fromme Nonne«, lächelte Moritz. Den Hinweis, dass sie sich noch mal überlegen sollte, wo denn ihre Talente lagen, ersparte sich der Kaufmann. Das war schon zu oft gesagt worden, als dass es nochmals hätte wiederholt werden müssen. »Ich frage mich nur, ob man in so unsicheren Zeiten etwas Neues beginnen sollte.«
    »Gerade in unsicheren Zeiten sollte man das tun«, erwiderte Johanna. »Denn niemand weiß doch, wie die Auseinandersetzung mit Waldemar für Lübeck und seine Kaufleute ausgehen wird. Aber auf eines wird man sich verlassen können …«
    »Den Hunger nach süßer Medizin«, zitierte Moritz seine Tochter.
    »Und davon abgesehen ist es nicht wirklich etwas Neues, was hier begonnen wird. Sowohl das Haus von Dören als auch die Apotheke von Bruder Emmerhart haben bereits mit Marzipan gehandelt, wie mir aus eigener genussvoller Erfahrung beim Überprüfen der Qualität in Erinnerung ist! Aber vielleicht besteht hier die Möglichkeit, aus einem kleinen Geschäft ein großes zu machen.« Johanna zuckte mit den Schultern. »Ich wage zwar nicht vorherzusagen, dass die Menschen eines Tages zu Ostern anstatt Stockfisch zu Fischen geformtes Marzipan essen werden …«
    »… und zu anderen Gelegenheiten vielleicht Schweine oder noch ganz andere Dinge aus Marzipan, die so günstig hergestellt würden, dass sie sich jeder leisten könnte? Was du beschreibst, erinnert an die Erzählungen vom Land, in dem Milch und Honig fließen.«
    »Du musst wissen, wie du dich entscheidest. Ich weiß, dass du immer versuchst, alles zu bedenken. Aber vielleicht ist das nicht immer möglich. Ich weiß nur, dass man sich das Äußerste vorstellen sollte, selbst wenn am Ende nur ein kleiner Teil davon auch wirklich eintritt.«
    Moritz von Dören nickte langsam und wirkte dabei sehr grüblerisch. »Ich werde darüber nachdenken«, versprach er, und Johanna kannte ihren Vater gut genug, um zu wissen, dass sie in diesem Augenblick nicht mehr erwarten konnte als diese Zusicherung.
    Ein paar Tage später machten sich auch Gustav Bjarnesson und sein Gefolge für die Abreise bereit, nachdem sie sich zuvor noch zu ausgiebigen Gesprächen mit Brun Warendorp getroffen hatten. Auch Moritz von Dören hatte daran teilgenommen. Der Kampf gegen Waldemar musste genau geplant werden, und bei den Schweden konnte man damit rechnen, dass sie sich auch tatsächlich mit Truppen beteiligten. Schließlich gehörte das Reich von König Albrecht zu den größten Verlierern der bisherigen Eroberungskriege des Dänenkönigs, und man konnte davon ausgehen, dass Albrecht sich einen möglichst großen Anteil der verlorenen Gebiete wieder zurückholen wollte – und auch bereit war, ein hohes Risiko einzugehen. Bei allen anderen Verbündeten bestand die große Gefahr, dass sie absprangen, sobald die Dinge nicht so günstig für die gerade erst aus der Taufe gehobene Konföderation laufen würden. Hier gaben sich weder Moritz von Dören noch Brun Warendorp irgendwelchen Illusionen hin.
    Bevor Gustav Bjarnesson und seine Männer die Stadt Köln verließen, um sich auf den weiten Weg nach Norden zu machen, erhielt Bjarnesson Besuch von Johanna, die ihm einen versiegelten Brief übergab, der an Frederik von Blekinge gerichtet war.
    »Ich bin überzeugt, dass Ihr Frederik von Blekinge eher wiederbegegnen werdet als ich – und wenn das der Fall ist, dann möchte ich, dass Ihr ihm diesen Brief gebt«, erklärte Johanna dem überraschten schwedischen Gesandten.
    »Kann … nicht … versprechen«, brachte Bjarnesson hervor.
    »Das weiß ich«, flüsterte Johanna. »Aber das macht auch nichts. Vieles ist ungewiss – so auch dieses.«
    »Ja.« Bjarnesson nickte und steckte den Brief unter sein Wams.
    »Gott sei mit Euch.«
    »Auch mit Euch. Zuletzt … wiedersehen in Hölle«, antwortete Bjarnesson in sehr gebrochenem Platt. »Wir alle.« Er lächelte.
    Weil das Wetter schlechter wurde und wolkenbruchartige Regenfälle die Wege unpassierbar machten, verschob sich der Aufbruch für die Lübecker noch einmal um ein paar Tage.
    Als sie dann schließlich abreisten und sich mit einer Fähre nach Deutz übersetzen ließen, war

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