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Die Kaufmannstochter von Lübeck

Die Kaufmannstochter von Lübeck

Titel: Die Kaufmannstochter von Lübeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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parat. »Auch ein Diener Gottes muss tun, was auf Erden notwendig erscheint«, hatte er Johanna einmal gesagt. Da war sie noch ein halbwüchsiges Mädchen gewesen, hatte sich aber schon viel mit religiösen Fragen beschäftigt und sich gewundert, dass Emmerhart mit großer Selbstverständlichkeit immer wieder Dinge tat, die im offenkundigen Widerspruch zu seinem Gelübde standen. »Es gibt die Beichte, die erleichtert uns von allem, was falsch und unrein ist«, hatte sie seine Worte noch im Ohr. »Und anschließend sündigt man von vorn, aber die Gnade des Herrn ist uns so gewiss wie schlechtes Wetter im Winter.«
    Johanna hatte dies damals für eine Bemerkung gehalten, die halb im Scherz gesagt worden war. Ein respektloser Scherz vielleicht, aber kein blasphemischer. Jetzt war sie sich jedoch nicht mehr sicher, wie der Mönch wirklich darüber dachte. Ja, sie war sich inzwischen noch nicht einmal mehr sicher, ob er die Prinzipien des Glaubens überhaupt noch im Herzen bewahrte. Die Richtschnur seines Handelns waren sie offensichtlich nicht immer.
    Aber habe ausgerechnet ich das Recht, auf ihn mit gerechter Empörung herabzublicken?, meldete sich eine mahnende Stimme in ihr. Habe ich nicht auch alles verraten, was ich mir vorgenommen hatte? Die erste Versuchung, die in Gestalt eines jungen Mannes daherkam, hat mich gleich von allem entfernt, was ich zuvor noch für die unumstößliche Richtschnur meiner Existenz hielt. Wie will ich da Bruder Emmerhart verurteilen?
    Johanna ließ ihr Pferd voranschreiten. Ihr Vater hatte einst darauf bestanden, dass sie den Umgang mit Pferden lernte. Die Notwendigkeit, schnell von einem Ort zum anderen zu gelangen, gelte ebenso für Kaufmänner wie für Gottesleute, so hatte ihr Vater argumentiert. Die Hoffnung, dass sie sich doch noch für eine Tätigkeit im Kaufmannsstand entschied, war damals wohl noch größer gewesen, als es in letzter Zeit der Fall war.
    Ein Söldner ritt dem Trupp voran, dann folgte Brun Warendorp zusammen mit Moritz von Dören. Johanna und Grete folgten anschließend, während Bruder Emmerhart etwas zurückblieb und sich in der Nähe von Meister Andrea hielt. Zum Schluss ritten dann noch einige Söldner sowie Bedienstete, die zum Haus von Brun Warendorp gehörten und die Packpferde am Zügel führten.
    Ein sehr kühler Wind blies ihnen von der Seite ins Gesicht, während der Trupp von Bettlern aufgehalten wurde, die stets in der Nähe der Deutzer Fähranlegestelle warteten. Ein paar Kupfermünzen wurden ihnen hingeworfen. Johanna sah, wie Kinder, deren Kleider vor Dreck starrten, sich darum prügelten. Es gäbe wahrlich genug zu tun für alle, die sich dem Dienst für den Herrn verschrieben haben , ging es ihr durch den Kopf. Kann es denn wirklich richtig sein, sich in ein viel leichteres Leben davonzustehlen, wenn es so viel Not gibt? Erneut kam ihr der Gedanke, dass Frederik ihr vielleicht nur deshalb geschickt worden war, um sie auf die Probe zu stellen. Eine Probe, bei der sie kläglich versagt hatte, wie sie meinte.
    Grete drehte sich noch einmal im Sattel herum. Aber ihr Blick ging nicht zu den Bettlern, die die Kupfermünzen aus dem schlammigen Boden holten. Ihr Blick wandte sich der Stadt Köln zu, die auf der anderen Rheinseite so groß und prächtig zu sehen war. Erhabene Mauern, ein bedeutender Hafen mit Stapelrecht, in dem alle Waren, die vom Meer flussaufwärts gefahren wurden, entladen und drei Tage für kölnische Händler angeboten werden mussten, ehe man sie dann auf die leichteren sogenannten Oberländerschiffe lud, die dann weiter flussaufwärts fuhren.
    Das alles hatte die Stadt so reich gemacht. Und ein gut sichtbares, mitten durch den Fluss gezogenes Netz verhinderte, dass irgendjemand dieses Recht missachtete und etwa von den Niederlanden kommend einfach weiter flussaufwärts segelte, ohne sich an diese Regeln zu halten.
    Grete hatte Johanna ausführlich davon erzählt, was sie darüber von Pieter van Brugsma gelernt hatte, dessen Familie an diesem Handel seit Generationen stark beteiligt war.
    Und jetzt?
    »Ich hatte so große Hoffnungen, als wir die Mauern von Köln und die Hafenanlagen zum ersten Mal vom Flussufer aus gesehen hatten«, sagte Grete plötzlich. Sie wirkte sehr abwesend und plapperte die Worte einfach so vor sich hin. Fast konnte man meinen, dass sie niemand Bestimmten ansprach, sondern eher mit sich selbst redete, da sie noch immer so stark mit dem Schicksal haderte.
    Johanna rang mit sich, ob sie darauf antworten

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