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Die keltische Schwester

Die keltische Schwester

Titel: Die keltische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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selbst Zuflucht im Sessel zu finden. Aber schließlich fragte ich mich, warum eigentlich, und schlüpfte wieder unter die Laken, denn mir war recht kalt geworden.
    Dem Dämon gefiel das, er rollte sich an meiner Seite ein und schnurrte mich lauthals an.
    »Na, besser als Schnarchen«, sagte ich zu ihm und strich über seinen Rücken.
    Vermutlich wirkte lebendes Katzenfell ungemein schlaffördernd, denn kurz darauf fühlte ich mich warm und geborgen, schwebend zwischen Traum und Schlummer.
    Dunkelheit umhüllte mich, ein Gewebe rot geäderte Dunkelheit. Ein fernes Pulsieren, wie Meeresrauschen, Wellen, die sacht um mich herum brandeten, wiegten mich ein in einen zeitlosen Schlaf. Einen Schlaf, wie ein Kind ihn schläft, von mütterlicher Weichheit umgeben, geschützt gegen alle äußeren Gefahren, behütet in einer Höhle, schwerelos und vertrauensvoll.
    Doch das tiefe Rot wandelte sich, wurde zu schwarzemStein, die Adern zu schimmerndem Silber, zu glänzendem Gold. Kristalle erblühten in durchscheinenden Blüten, vielfarbig, vielgestaltig, glitzernd, leuchtend aus einem inneren Feuer. Warm war es in meiner funkelnden Höhle, sicher und ruhevoll. Hier im tiefsten Innern der Erde wollte ich ruhen, schlafen, geborgen sein.
    »Lindis, aufwachen!«
    Ein Plumps, ein Knarren! Der Kater war aus dem Bett auf die Fensterbank gesprungen. Helles Sonnenlicht schien von dort hinein, es war sieben Uhr.
    »Lindis, Frühstück!«
    »Komm ja schon!«, brüllte ich aus der Tür und sammelte meine Sachen zusammen.

4. Faden, 6. Knoten
    »Und, hast du gut geschlafen, oder haben dich böse Schatten geweckt?«
    »Du wirst es nicht für möglich halten, ich habe geschlafen wie in Mutters Schoß. Sprichwörtlich. Ich habe wundervolle Bilder geträumt. Aber ich nehme an, daran war nur dieser Kater schuld. Denn das trat ein, als er sich entschloss, mir ein Stückchen des Bettes zu überlassen.«
    Große Tassen mit Milchkaffee und frisches Brot standen auf dem Tisch. Honig, Käse und gesalzene Butter.
    »Du bist schrecklich französisch geworden, Robert.«
    »Fünfzig Prozent. Madame Mère sorgte dafür.«
    »Ach ja, stimmt, deine Mutter ist ja Französin.«
    Robert sah energiegeladen aus, kein bisschen verschlafen. Aber er war schon immer ein Frühaufsteher gewesen. Überhaupt hielt er wenig von Schlaf, vier, fünf Stunden reichtenihm. Zumindest vor Jahren noch, als unser kurzes Intermezzo mir diese Kenntnisse über ihn bescherte.
    »Hast du Lust, heute Abend wieder vorbeizukommen, Lindis?«
    »Ich weiß nicht. Ich fürchte, ich erlebe heute ein Gewitter.«
    »Wegen des Grundstücks? Aber das ist doch nicht deine Schuld.«
    »Och, aber ich bin ein prima Sündenbock. Trotzdem, ich denke, ich kann das verkraften.«
    »Hier wartet eine Zuflucht auf dich, wenn es dick kommt. Nimm den Schlüssel mit, er gehört zur Tür, die hinten in den Anbau führt.«
    Ich wollte mich zuerst weigern, aber dann steckte ich ihn doch ein.

    Um kurz nach acht war ich im Hotel, zog mich rasch um und lief dann Wulf das erste Mal über den Weg.
    »Wo bist du denn gestern gewesen, Lindis? Ich wollte abends noch mit dir sprechen!«, knurrte er mich an.
    »Nicht hier.«
    Ich fand nicht, dass ihn mein Aufenthalt irgendetwas anging.
    »Was heißt nicht hier? Gib mir eine ordentliche Antwort.«
    »Wir treffen uns im Büro, Wulf. Bis dann.«
    »Lindis, ich will wissen, wo du warst! Und zwar jetzt und nicht im Büro!«
    »Und ich werde dir über meine Feierabendbeschäftigungen keine Auskunft geben.«
    Ich ließ ihn stehen. Er tauchte im Büro bis zum frühen Nachmittag nicht auf, aber als er dann eintraf, kochte er vor Wut.
    »Du hast das gewusst, Lindis!«, donnerte er mich sofort an.
    »Was habe ich gewusst?«
    »Dass dieses Gelände nicht gekauft worden ist. Du hast esgewusst und mir nicht gesagt. Du willst wohl mit aller Gewalt, dass mein Projekt scheitert. Ich werde dafür sorgen, dass du sofort ersetzt wirst.«
    »Sag mal, spinnst du? Woher soll ich das denn gewusst haben? Ich habe dich mehrfach gefragt, ob die Eigentumsverhältnisse geklärt sind, und du hast mir jedes Mal versichert, sie sind es.«
    »Du hast das mit deinem schmierigen Freund ausgeheckt. Ihr beide versucht doch, mich hier auflaufen zu lassen. Aber warte nur, morgen fängt das Abbruchkommando an, der Typ wird gar nicht so schnell aus seinem Haus gekrochen kommen, wie es über ihm zusammenfällt.«
    »Mäßige dich mal ein bisschen, Wulf. Erstens ist morgen Samstag, da wird kein Franzose mit dem

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