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Die keltische Schwester

Die keltische Schwester

Titel: Die keltische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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frischen, knisternden Schürze und einer weißen Haube geschmückt an meinem Arm langsam über die Wiese.
    »Diese beiden Herren fragten nach dir, Lindis«, meinte Robert, als ich etwas erstaunt meine Kollegen Jens und Markus an der Hecke stehen sah. »Ich habe sie gebeten, mit uns zu essen. Ich komme mir unter so vielen Frauen etwas einsam vor.«
    »Ach, du armer Hahn im Korb!«
    Morwenna wurde in den Schatten des Apfelbaumes gesetzt, wir anderen bildeten eine laute, fröhliche Runde, die den Mengen, die ich beschafft hatte, in unglaublicher Geschwindigkeit Herr wurde. Es war eine Art Betäubung für mich, aber es war angenehm, in diesem Kreis aufzugehen.
    Nur einmal wurden wir still, als Robert mich auf eine Gestalt hinwies, die in Richtung Morwennas Häuschen marschierte.
    »Daniels scheint wieder einen Vorstoß zu wagen.«
    »Er gibt nicht so schnell auf. Für ihn hängt viel an der Sache, er hat sich weit aus dem Fenster gelehnt, mit seiner Zusage, dass hier nächste Woche begonnen wird.«
    Er musste jedoch unverrichteter Dinge wieder gehen, und als er uns an unserer Tafel sitzen sah, bekamen wir alle einen bösen Blick zugeschickt.
    »Hast du Ärger mit Daniels?«, wollte Markus wissen.
    »Einen kleinen. Aber vergessen wir das, ich habe Urlaub, ja?«
    Es war sommerlich, und die Verdauungsruhe setzte ein. Träge ließen wir das Gespräch versickern, sahen in das sonnenflimmernde Laub des Apfelbaumes, in die blauen und weißen Hortensien und dösten vor uns hin. Der Dämon leckte langsam und genießerisch Schlagsahne von Benis Finger.
    »So wird Robert seine Hausmaus nie los!«
    »Eine Maus im Haus? Irrgh!«
    »Ich bin eben gut zu allen Geschöpfen, Teresa.«
    Teresa schüttelte sich und fragte mich dann: »Wie alt ist diese Bretonin eigentlich?«
    »Oh, knapp an die hundert.«
    »Sechsundneunzig. Sie hat die ganzen Jahre hier gelebt«, fügte Robert hinzu.
    »Erstaunlich. Scheint eine gesunde Luft hier zu sein.«
    Morwenna, die das Interesse an ihr bemerkt hatte, ließ sich von Robert übersetzen.
    »Lange Jahre, ja, ja. Aber jetzt nicht mehr lange«, gluckste sie.
    »Das scheint sie aber nicht sonderlich zu berühren.«
    »Nein, Teresa, das berührt sie nicht sehr. Und ich denke auch, dass es nicht mehr lange dauert, bis sie diese Welt verlässt. Sie hat schon einige Male davon gesprochen, dass sie in der letzten Zeit länger und länger in der
Autre Monde
wandert. Irgendwann wird sie einfach nicht mehr zurückkommen.«
    »Was für ein glücklicher Glaube.«
    Robert übersetzte wieder, und Morwenna sah Teresa und mich eindringlich an.
    »Ja, ich gehe in die
Autre Monde
. Es ist gut so. Aber jetzt will ich euch von einem erzählen, der auch dort gewandert ist.«
    Ihr Französisch war sehr einfach, sie gab sich Mühe, damit wir sie verstehen konnten.
    Es war eine seltsame Geschichte, erzählt von einer brüchigen Stimme, die wie das Rascheln trockener Blätter klang.

Knoten 5. und 2. Faden
    Morwenna erzählte: »Es war vor langer Zeit, vor vielen, vielen Jahren und einem Tag. Einer, der suchte, kam an den schweigenden Stein, an einem Tag, da die Schleier zwischen den Welten sich lichteten. Er fand Eintritt, doch er verirrte sich in der Dunkelheit. Klebriger, dichter Nebel nahm ihm die Sicht. Der Weg war steil und schlammig, die Last, die er trug, drückte ihn nieder. Gebeugt schleppte er sich voran, ohne Ziel, ohne Richtung.
    Er war ein starker Mann, ein kräftiger, ausdauernder Wanderer, und er wusste, er durfte nicht umkehren, ja, noch nicht einmal stehen bleiben. Trotzdem wurde er müde, und seine Kräfte erschöpften sich auf dem langen Weg. Schließlich strauchelte er, und als er sich mühsam wieder erhob, beschloss er, einen Teil seiner Last loszuwerden. Er wühlte und suchte, er wog und wägte, und endlich warf er Zorn und Ungeduld fort.
    Danach wurde der Weg etwas weniger steil, aber der feuchte, klamme Nebel machte weiter seine Kleider schwer, und durch die Dunkelheit leuchtete kein Licht.
    Als er wieder rasten musste und vor Schwäche keuchte, beschloss er, noch etwas von seiner Last zurückzulassen. Nach langem Ringen trennte er sich von seinem Ehrgeiz.
    Der Weg wurde eben und trocken, der Nebel hob sich hier und da, aber spitze Steine drangen durch die Sohlen seines Schuhwerkes, und die Last drückte auf seine Schultern.
    So warf er seinen Stolz weg und konnte aufrechter gehen. Aber die Dunkelheit hielt ihn weiter umfangen. Erst als er weitere Teile seiner Last aufgab, Ehre, Ruhm und Härte, riss der

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