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Die keltische Schwester

Die keltische Schwester

Titel: Die keltische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Nebelschleier auf, und das Licht der Sterne beleuchtete seinen Weg.
    Er führte ihn an einen Waldrand, und dort warteten die Schönen aus dem Alten Volk auf ihn. Unter dem ewigen Vollmondverbrachte er lange Zeit, und er lernte von ihnen viele Dinge. Bis er schließlich den Wunsch hatte, zurückzukehren in die Welt, die er kannte.
    Die Schönen lachten und zeigten ihm den Weg. Doch bevor er ging, brachten sie die Last zu ihm zurück und legten sie ihm zu Füßen.
    ›Vieles hast du abgelegt, eines hast du bei uns erworben!‹, erinnerten sie ihn. ›Möchtest du es tauschen, bevor du zurückgehst?‹
    Der Wanderer betrachtete, was er gewonnen hatte. Es war ebenmäßig und schön, schwer lag es in seiner Hand, stählern schimmerte die Oberfläche.
    Es war die – Macht.
    Die Schönen hielten ihm eine andere Gabe entgegen. Sie schien über ihren Händen zu schweben, gläsern, durchscheinend und glatt. Aus ihrem Inneren leuchtete ein opales Licht.
    Und sie nannten es – Liebe.
    Noch zögerte der Wanderer, und es fiel ihm schwer, die Macht aufzugeben, die er unter so vielen Mühen erworben hatte. Doch schließlich reichte er mit zitternden Händen den Schönen den stählernen Glanz.
    ›Heil dir, Weiser! Nimm nun deine alte Last wieder auf, denn du brauchst Zorn und Ungeduld, Stolz und Ehrgeiz, Ehre, Ruhm und Härte in deiner Welt. Doch legst du die Liebe über sie, wird die Last leicht, und du kannst sie mit dir tragen.‹«

    Als Morwenna fertig war, saßen wir alle schweigend da, alle vielleicht ein wenig verwirrt.
    Beni sprach als Erste wieder: »War das ein altes Märchen?«
    »Es war ein Märchen, aber kein sehr altes«, antwortete Robert ihr, und ein eigenartiges Lächeln lag auf seinem Gesicht.
    »Komisch, ob sie auch solche Sachen träumt wie du, Lindis?«
    »Ich weiß es nicht, aber ganz bestimmt hatte Morwenna Zugangzu vielen inneren Bildern. Sie lebt hier ganz allein, kein Film, keine Fernsehen, kein Radio beeinflusst sie. Nur hin und wieder ein Schwatz mit Besuchern, die vorbeikommen. Lesen kann sie auch nicht.«
    »Ja, da kann man schon verschroben und abergläubisch werden.«
    »Jens, ich bin mir nicht sicher, ob man das so sehen sollte«, sagte ich zu ihm.
    »Oh, ich habe das nicht böse gemeint. Sie ist wirklich eine uralte Frau und hat jedes Recht, so zu denken. Außerdem. glaube ich, ist sie ganz schön lebenstüchtig. Das muss man wohl sein, wenn man so lange lebt.«
    Den beiden war der Stimmungsumschwung sichtlich unangenehm geworden, und sie brachen dann auch bald auf. Ich brachte Mère Morwenna zu ihrem Häuschen zurück. Sie war müde, aber schien sehr zufrieden zu sein. Ich half ihr in ihrem Zimmer in einen Sessel und fragte sie, ob sie noch etwas brauche, doch sie schüttelte den Kopf.
    Dann, als ich gehen wollte, sah sie mich plötzlich eindringlich an und legte ihre Hand auf meinen Arm.
    »Robert ist ein sehr gütiger Mann!«
    Sie ließ mich los, und ich starrte sie an, als ob ich nicht recht verstanden hätte. Sie wiederholte noch einmal mit Nachdruck: »Ein gütiger Mann.«
    Nun gab es eine ganze Reihe Attribute, die ich Robert zuschreiben konnte. In der letzten Zeit waren sie zwar positiver geworden als früher, ohne Zweifel konnte er freundlich und großzügig sein, humorvoll und verlässlich, aber ich kannte genauso gut Wesenszüge wie beißenden Spott, bitteren Sarkasmus, Brutalität und Arroganz, Stolz und einen knallharten Willen, die Welt und die Menschen darin nach seinen Vorstellungen zu formen. Und Leidenschaft, ja, die auch.
    Güte war mir bislang nicht aufgefallen.

Knoten 5., 8., 11. und 12. Faden
    Der Abend verlief dann viel ruhiger, sogar Beni war noch halbwegs satt und begnügte sich mit etwas Brot.
    Wir saßen um den langen Tisch herum, der ungewöhnlich leer aussah ohne Roberts Unterlagen. Ein paar Kerzen brannten, aber um den Kamin anzumachen, war es zu warm geworden.
    »Was gibt es Neues aus der
Autre Monde
, Lindis? Hast du hier noch etwas Interessantes von Danu erfahren?«, fragte Teresa leise, als Robert in der Küche den Wein holte.
    »Du kannst ruhig laut darüber sprechen, ich habe auch Robert von den Träumen erzählt. Und ich werde euch allen zusammen das nächste Kapitel berichten. Robert, ich hoffe, du kannst etwas Licht in die Angelegenheit bringen.«
    »Erzähl uns.«
    Ich berichtete also von Danu, die ihrer Ziehtochter Arian und dem jungen Angus zunächst nicht erlauben wollte zu heiraten, aber dann doch zugestimmt hatte. Ich versuchte auch, mich an so viele

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