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Die keltische Schwester

Die keltische Schwester

Titel: Die keltische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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aber das ist auch nicht verwunderlich, denn soweit wir wissen, handelte es sich um ein unbedeutendes Fischerdörfchen. Trotzdem wäre es für uns hochinteressant, mehr darüber zu erfahren. Darumhabe ich mir folgendes Vorgehen überlegt, und ich hoffe, dass ihr bereit seid mitzumachen.«
    »Wir bersten schier vor Abenteuerlust, Robert. Aber – werde ich mir auch keinen Fingernagel dabei abbrechen?«
    »Teresa, hat dir schon jemals jemand gesagt, dass du eine Nervensäge bist?«
    »Doch, ja. José behauptet das ständig. Was sollen wir machen? Ich bin mit Wünschelruten ganz geschickt.«
    »Ernsthaft?« Beni war schon wieder von den Söckchen. Ich allerdings auch.
    »Ernsthaft. Jeder kann das. Also?«
    »Ich werde vielleicht sogar darauf zurückkommen. Aber es liegt doch viel näher, Lindis zu bitten, sich einfach daran zu erinnern, wo das Dorf lag.«
    »Uh! Robert, das kann ich nicht. Hier sieht alles ganz anders aus. In den letzten tausendfünfhundert Jahren hat sich das eine oder andere verändert.«
    »Hast du es schon mal versucht?«
    »Ehrlich gesagt, nein.«
    »Würdest du es denn versuchen, für uns?«
    »Sicher, aber …«
    »Lindis?«
    »Ja?«
    Diese Stimme! Wenn er wollte, konnte sie so lockend sein, so verführerisch, so werbend.
    »Lindis, hast du Vertrauen zu mir?«
    Diese Stimme hüllte mich ein wie ein Samtmantel. Was anderes konnte ich antworten als: »Ja, Robert.«
    »Schön. Ich möchte, dass du morgen ein Experiment machst. Ich glaube, du kannst es, auch wenn du bislang immer nur geträumt hast. Du solltest dich einmal bewusst auf die Szenerie konzentrieren und uns dann dort hinführen, wo du irgendetwas von der alten Siedlung siehst.«
    »Scherzkeks. Ich soll hier im Trancedance über die Wiese wandeln, zur Belustigung aller Strandbesucher? Das meinst du doch nicht ernst?«
    »Doch. Ich glaube, viele Leute werden hier morgen nicht sein, die Baumaschinen und der Zaun schrecken ziemlich ab. Lindis! Nur ein Versuch, ja?«
    »Ältere Schwester, ich wünschte, ich könnte mich bei Danu einklinken, ich würde es jederzeit machen.«
    »Ja, Lindis, ich auch. Wenn ich du wäre, würde ich zum Menhir gehen und einfach mit geschlossenen Augen warten, was passiert. Du wirst dich bestimmt erinnern.«
    Ich gab mich geschlagen. Es war ein Versuch wert.
    »Wenn’s nicht klappt, seid mir bitte nicht böse. Bislang konnte ich nichts davon steuern.«
    »Natürlich nicht. Und jetzt zu Bett, Mädels. Teresa, ich lasse dir den Vortritt im Bad.«
    »Beni, ich dir nicht!«

Knoten 1., 2. und 11. Faden
    Es war schon am Morgen sehr warm. Ungewöhnlich, wie uns Robert versicherte. Vor allem, weil kaum ein Lüftchen wehte. Ich zog wie Beni kurze Hosen und eine ärmellose Bluse an. Teresa hatte ein Top und einen langen Flatterrock an.
    »Zieh doch auch Bermudas an, ist doch bequemer.«
    Teresa lachte. »Nein, nein, Lindis.« Sie lüpfte den Rock. »Liegt in der Familie!«
    Es waren unschöne Spuren von Krampfadern und Besenreisern. Aber sie schien sich damit abgefunden zu haben.
    Robert hatte die üblichen verwaschenen Jeans und ein aufgekrempeltes Hemd an, leider bis über die Brust offen. Ich bemühtemich, ihn so wenig wie möglich anzusehen, denn die sommerliche Wärme hatte meine verschlafenen Hormone wieder aufgeweckt.
    Er hatte einen Rucksack dabei und drückte Beni eine Kameratasche in die Hand. Sie sah ihn ebenfalls interessiert an und fuhr dann mit dem Finger über die blaue Tätowierung an seinem Arm.
    »Was ist das?«
    »Ein Andenken.«
    »Woran? Entschuldigung!«
    Beni hatte wohl gerade gemerkt, dass da ein Schild »Betreten verboten!« stand. Selbst ich wusste übrigens nicht, woran ihn diese Schlange erinnern sollte. Ich hatte ihn nie gefragt.
    »Auf geht’s! Teresas Vorschlag war nicht schlecht. Gehen wir zum Menhir.«
    Dort stellte ich mich mit dem Rücken an den Stein und versuchte, mich auf das zu konzentrieren, was ich tun sollte.
    Es ging erstaunlich leicht. Kurze Zeit nachdem ich die Augen geschlossen hatte, tauchte die Landschaft vor meinen Augen auf. Menschenleer, aber eindeutig nicht in der Gegenwart. Es war ein komisches Gefühl, halb war ich in der einen, halb in der anderen Welt. Die Geräusche waren ganz eindeutig die der Gegenwart, denn ich konnte ein Flugzeug brummen hören, Beni und Teresa flüstern und ein Motorrad knattern.
    »Leute, ich hab’s. Aber, ich denke, es wäre gut, wenn ich mir irgendwas über die Augen binden würde, ich möchte sie nicht aus Versehen öffnen.«
    Teresas

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