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Die keltische Schwester

Die keltische Schwester

Titel: Die keltische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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reichte mir den Apparat, und ich machte, mit einem leisen Gebet an die Göttin der Quelle, dass sie mir auch gelängen, eine Reihe Aufnahmen. Ich steckte das Gerät ein, schob sacht und vorsichtig die braunen Blütenblätter zur Seite. Sie zerfielen zu Staub. Ich nahm das vom Alter schwarze Kettchen mit dem Silberkreuz ab und bettete die kleine Bronzestatuette liebevoll in meinen Arm. Dann schob ich den Efeu beiseite und trat in das grün gefilterte Sonnenlicht.
    Drei Augenpaare sahen mir erwartungsvoll entgegen.
    »Robert, du wolltest etwas Konkretes. Ich kenne mich mit Datierungen und Altersbestimmungen nicht aus, aber für das, was ich hier in der Hand halte, brauche zumindest ich keine wissenschaftliche Bestätigung.«
    Ganz vorsichtig stellte ich die Frauenfigur auf den Rand des Felsbeckens. Sie war sorgfältig gearbeitet, trug ein langes Gewand, das in reichen Falten fiel, und zu Zöpfen geflochtene Haare. Ihr Gesicht war zierlich gearbeitet und mir sehr bekannt.
    Ein Auge hatte sie geschlossen.
    »Liebe Freunde – Danu!«
    »Das … das ist ja phantastisch!«
    »Sie war in der Höhle. Man hatte ihr ein Kreuz umgehängt. Uralte Kerzenstümpfchen und zu Staub zerfallene Blumen waren um sie herum. Vermutlich hat man sie als Mutter Gottes verehrt. Ich hab das Kreuz mal da drin liegen lassen.«

    Schweigsam, aber zufrieden machten wir uns mit dem Fund auf den Rückweg. Es war schwül, und die Sonne brannte hoch vom Himmel, denn es war inzwischen Mittag geworden. Zum Glück ging es mit offenen Augen einfacher, aber ich war froh, als ich in den kühlen Wänden des Hauses meine Füße ausstrecken und ein großes Glas Wasser trinken konnte. Der Dämon lag schlaff auf dem kühlen Boden und zwinkerte mir nur einmal müde zu.
    Robert hingegen hing schon wieder am Telefon und schien sogar am Sonntag das Interesse seiner Kollegen geweckt zu haben.
    »Es sieht sehr vielversprechend aus, aber – nun, wir wissen, die Zeit drängt. Es ist zwar kein guter Stil, aber ich muss meine Gäste schon wieder alleine lassen. Die Dame hier bedarf der Begutachtung.«
    In ein weiches Tuch gehüllt und in einer festen Kiste trat das kleine Abbild meiner älteren Schwester den Weg in die Öffentlichkeit an.

    »Du hast endlich eingesehen, dass hier ein Ferienpark nicht hinpasst, Lindis, nicht wahr?«
    Ich seufzte, ganz hatte ich meinen Verrat an meinem Arbeitgeber noch nicht verwunden.
    »Nicht wahr?«
    »Ja, Beni, habe ich.«
    Wir saßen in meinem Zimmer, es war schon beinahe Mitternacht, und eigentlich wollte ich schlafen, aber meine Schwester hatte das Bedürfnis, mit mir zu reden. Sie saß in ihremquietschfarbenem Nachthemd mit gekreuzten Beinen auf meinem Bett und spielte mit einer Muschel, die auf meinem Nachttisch gelegen hatte.
    »Und du hast auch eingesehen, dass Robert ein prima Typ ist, nicht wahr?«
    »Derzeit ja.«
    »Und Wulfi-Schnuffi hast du abgelegt, auch richtig?«
    »Ja, Beni, auch richtig. Was soll das Verhör?«
    »Mh, ich möchte nur wissen, woran ich bin.«
    »Warum?«
    »Na, ich muss doch Pläne machen, was nach den Ferien ist. Wirst du noch mal zurückkommen, oder bleibst du hier?«
    »Du liebe Zeit, warum sollte ich hierbleiben?«
    »Bei Robert. Mir kannst du doch nichts vormachen.«
    »Meine überaus kluge Beni, zwischen Robert und mir läuft nichts.«
    »Bestimmt nicht? Ich hätte ihn gerne zum älteren Bruder.«
    »Könnte dein Vater sein!«
    »Nee, zu sexy! Kein Stück väterlich.«
    »Du bist ein kleines bisschen unmöglich. Außerdem schmust du zu viel mit ihm herum.«
    »Macht ja sonst keiner!«, antwortete sie schnippisch und grinste mich herausfordernd an.
    »Beni, du scharfäugiges Ungeheuer, es wird deinen neugierigen Blicken nicht entgangen sein, dass Robert jeden Kontakt mit mir meidet. Er gibt mir noch nicht einmal die Hand und zuckt sofort zurück, wenn ich ihm nahekomme. Man könnte, wenn man wollte, daraus schließen, dass er sich vor mir ekelt.«
    »Man könnte aber auch, etwas romantischer, daraus schließen, dass er Angst hat, dich zu berühren, weil er sich dann vergisst, dich auf den nächsten Tisch wirft und schändet.«
    »Ist das deine Vorstellung von Romantik?«
    »Ah, na ja, du weißt schon, was ich meine.« Rosige Wangen hatte das Kind. »Aber meinst du nicht, das könnte ein Grund sein? So, wie er dich manchmal ansieht?«
    »Sieht er? Beni, ich glaube nicht. Ich muss zugeben, er ist sehr nett zu mir, seit ich ihn wiedergetroffen habe. Aber als wir vor vielen Jahren auseinandergingen,

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