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Die keltische Schwester

Die keltische Schwester

Titel: Die keltische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Parfüm war in dem Tuch, das sie mir umwickelte. Dann nahmen mich Beni und sie in die Mitte, und ich ging los, in Richtung der Palisaden.
    Das Dorf hatte ein ganzes Stück vom Meer entfernt gelegen, aber ich wusste nicht, wo wir uns real befanden. Nach einerganzen Weile blieb ich stehen, denn die Holzwand stieg vor mir auf, als wenn sie wirklich wäre.
    »Ist hier etwas?«
    »Ja, hier … hier müsste die Einfriedung gewesen sein. Aber ich weiß nicht …«
    »Du bist kurz vor der Straße. Es wird etwas problematisch, dich hier weiter zu führen. Können wir nach rechts oder links gehen?
    »Kann ich. Wenn ich mich recht erinnere, sollte etwa hundert Meter links der Haupteingang sein.«
    Ich wollte losgehen, doch Teresa und Beni hielten mich sehr fest.
    »Das geht nicht, Robert. Wir können nicht quer durch das Artischockenfeld.«
    »Danke«, sagte ich lachend. »Aber vielleicht hilft es euch zu wissen, dass dort das Tor ist.« Ich zeigte in die Richtung und gab die ungefähre Entfernung an. »Hinter dem Tor standen, glaube ich, die Häuser des Vorstehers und des Schmieds. Dann drei große Häuser und danach Mebs Töpferei. Dahinter zog sich eine Reihe Häuser und Hütten an der Palisade entlang, in der Mitte war ein freier Platz. Die Häuser waren aus Stein, wie heute noch, aber mit Stroh gedeckt.«
    »Wunderbar, Lindis. Ganz wunderbar. Damit können wir etwas anfangen. Vermutlich werden wir Fundamente hier im Boden finden. Das ist eine sehr gezielte Angabe. Kannst du dich an noch mehr erinnern?«
    »Ja, es geht erstaunlich gut. Kann ich da rechts weitergehen? Ich möchte so gerne in diesen Wald hinter dem Dorf.«
    »Das ist aber ein ganzes Stück zu laufen!«
    »Lange Spaziergänge bin ich gewöhnt. Aber lasst mich nicht in einen Kuhfladen oder so was treten.«
    Das Gehen wurde schwieriger, als ich gehofft hatte, manchmal mussten wir Umwege in Kauf nehmen, denn es standenHäuser im Weg, Gartenzäune, Autos. Meine Begleiter beschränkten ihre Bemerkungen auf das Notwendigste, um mich nicht zu irritieren. Aber die Bilder blieben konstant vor meinen Augen, vielleicht einfach deswegen, weil ich die Gegend schon so oft gesehen hatte und jetzt durch die geschlossenen Augen die Veränderungen der Neuzeit nicht wahrnahm. Ein paar Mal strauchelte ich, wurde aber von Beni und Teresa immer gestützt und festgehalten. Ich war dem Tuch dankbar, denn jedes Mal, wenn ich stolperte, musste ich unwillkürlich blinzeln.
    Vermutlich war schon über eine Stunde vergangen, wahrscheinlich sogar mehr. Wir waren ganz sicher außerhalb der kleinen Ortschaft, eine vorgelagerte Siedlung von Plouescat, die beinahe ausschließlich aus zu Ferienhäusern umgebauten alten Häusern bestand. Feldwege, dann Heide, die an meinen Beinen kratzte. In meiner Welt hinter den geschlossenen Augen war ich bereits am Waldrand, ich suchte einen ganz bestimmten schmalen Pfad, der durch das Unterholz führte.
    »Lindis, halt! Wo führst du uns hin?«
    »Geht es hier nicht weiter?«
    »Doch. Wir kommen jetzt in den Wald. Wir müssten weit von dem Dorf entfernt sein, oder hat es sich bis hierhin erstreckt?«
    »Nein, aber ich möchte die Quelle sehen.«
    »Du meinst, das hier ist der Heilige Hain gewesen?«
    »Na, ich stehe schon mitten drin.«
    »Dann weiter!«
    Es wurde anstrengend. Da, wo einst der Pfad entlangführte, war jetzt dichter Wald und Unterholz. Aber seltsam, je näher ich der Quelle kam, desto deutlicher wurde das Bild, desto mehr zog es mich voran.
    »Wir können hier nicht weiter, hier ist Farn und Gestrüpp.« Beni hielt mich zurück.
    »Ich will aber.«
    »Lindis! Hier braucht man eine Machete, um durchzukommen.«
    »Gibt es keinen anderen Weg, den ihr mich führen könnt? Es ist nicht mehr weit.«
    »Bleib stehen, Lindis, zeig in die Richtung, in die du möchtest. Ich mache das dann schon.«
    »Au ja, Robert. Ich wollte schon immer mal Statistin bei Indiana Jones spielen!«
    »Was ist?«
    »Der Tipp mit der Machete hat das Schlimmste bei Robert geweckt. Sag mal, hast du nicht so ein Ding von deinem Einsatz im Dschungelkampf in Indochina gerettet?«
    »Sehe ich schon so greisenhaft aus?«
    Ich musste auflachen bei der Vorstellung, und der Bezug zu der anderen Zeit brach ab. Ich zog das Tuch von den Augen.
    »Teresa, das hat mich um meine Trance gebracht.« Ich kicherte. »Den Anblick möchte ich mir doch nicht entgehen lassen. Robert im bretonischen Urwald den Weg durch die Lianen hackend und Teresa im geschürzten Wämschen hinterher.«
    »Oh,

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