Die keltische Schwester
gegeben hat.«
Beni und Teresa standen heftig atmend am Eingang.
»Was ist passiert?«
»Morwenna ist gestorben. Wulf hat eine Sprengung am Strand vorgenommen. Beni, lauf zurück und ruf den Arzt an. Die Nummer steht in dem blauen Büchlein am Telefon. Reicht dein Französisch?«
»N… nein, d… doch.«
»Ich gehe mit, Beni. Müssen wir sonst noch jemanden verständigen?«
»Léon Callot, was, Robert?«
»Nein, Lindis, das möchte ich lieber selbst tun.«
Die beiden waren gerade weg, als sich draußen Schritte näherten. Ich war alarmiert.
Es klopfte.
»Madame Keroudy! Ouvrez!«
»Idiot!«, fauchte Robert und machte auf.
Wenn Wulf verblüfft war, ihn in der Tür zu sehen, fasste er sich schnell. Er knurrte: »Was haben Sie denn hier zu suchen? Machen Sie, dass Sie rauskommen, ich habe geschäftlich mit Madame zu reden.«
»Das wird Ihnen schwerfallen, Daniels.«
Ein Mann stand hinter Wulf und hielt sich erschrocken an seiner Aktentasche fest. Ich vermutete in ihm den Notar. Er sah nicht glücklich aus.
»Machen Sie, dass Sie wegkommen. Sie stehen im Weg!«
Ich stellte mich neben Robert und antwortete: »Verkehrt, Wulfi. Du stehst hier im Weg.«
»Lindis! Das hätte ich mir ja denken können. Gut, dass Dr. Koenig heute kommt. Das war dein letzter Tag in der Firma, das kann ich dir versprechen! Und jetzt lasst mich zu der Alten, ich will die Sache endlich über die Bühne bringen.«
»Sie kommen hier nicht rein, Daniels. Noch stehe ich in der Tür.«
»Das kann sich sehr schnell ändern, Sie kleiner Angeber.«
Wulf fing an, sich in Rage zu reden. Robert sah ihn mit einem seltsam nachsichtigen Lächeln an. Ich dachte mir meinen Teil und hielt mich aus der Sache raus. Nur die Tür zu Morwennas Zimmerchen schloss ich leise.
»Ein letztes Mal, Freundchen! Lassen Sie mich in das Haus!«
»Nein.«
»Nein? Dann muss ich wohl zu deutlicheren Mitteln greifen.«
Wulf wollte sich an Robert vorbeidrängen, doch der hielt sich einfach am Türrahmen fest. Der Notar hatte sich vorsichtig rückwärts bewegt. Er sah nicht so aus, als ob er auf eine körperliche Auseinandersetzung erpicht wäre.
Wulf wollte Robert zur Seite schieben, aber mein Liebster forderte ihn nur mit seiner so trügerisch samtigen Stimme auf: »Bitte lassen Sie Ihre Hände von mir.«
»Sie wollen es ja nicht anders!«
Wulf hatte unglücklicherweise Morwennas Besenstiel in die Hände bekommen und hielt ihn in bewährter Haltung vor sich.
»Robert, pass auf, er spielt mit Schwertern.«
Der Holzstab zischte durch die Luft, und hätte er Robert getroffen, wäre das Geplänkel vermutlich damit vorbei gewesen.
Der Stab traf ihn aber nicht, sondern zersplitterte an der Wand. Wulf sah den geborstenen Rest verblüffte an, und Robert lachte leise.
»Du sagst es, Lindis. Er spielt.«
Wulf war schnell, entsetzlich schnell. Er holte zu einem widerlichenFaustschlag aus, der auf Roberts Unterarm klatschte, trat in Richtung Schienbein und knallte dabei mit dem Fuß herb an die Hauswand. Ich dachte kurz, dass ihm das wohl wehtun müsse, aber es machte ihm anscheinend nichts aus. Er versuchte jetzt, Robert an den Hals zu gehen.
Keine kluge Entscheidung, wie sich zeigte.
Ganz konnte ich nicht nachvollziehen, was passiert war, aber plötzlich befand sich Wulf, in gebeugter Haltung, mit dem Kopf bedrohlich nahe an der Steinmauer, den Arm in einem ungemütlichen Winkel nach hinten verdreht.
»Fehlt ein bisschen der Praxisbezug, dem jungen Mann. Wir haben hier jetzt die hübsche Gelegenheit, ihm etwas Verstand ins Hirn zu bläuen. Soll ich, Lindis?«
Mir war ganz und gar klar, dass Robert mit geringem Aufwand Wulf den Schädel brechen konnte. Mir war auch völlig klar, dass er das nicht machen würde.
»Ach, Robert, meinst du, das nutzt noch was?«
»Ein Versuch wäre es wert. Wo ist denn dieser schmierige Notar eigentlich hingelaufen?«
»Der hat Hasenfüße bekommen und ist weggehoppelt. Du, der zappelt aber heftig, der hübsche Wulfi.«
»Das beenden wir, wenn es dir nicht gefällt.«
Robert zog den Winkel des Armes etwas fester, und Wulf stöhnte.
»Lindis, was machen wir mit dem Jungen? Hast du einen anderen Vorschlag, als ihn gegen die Wand zu schlagen?« Robert zwinkerte mir verschwörerisch zu, und ich überlegte mir ernsthaft, wie man den Herrn Projektleiter nutzbringend einsetzen konnte.
»Doch, wir haben eine wunderhübsche andere Möglichkeit. Diese modernen Manager haben doch immer ein schussbereites Handy in der Tasche. Wir
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