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Die keltische Schwester

Die keltische Schwester

Titel: Die keltische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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sich ein Kissen in den Rücken, und Beni rutschte ebenfalls auf ein Polster zu ihren Füßen.
    »Es ist ein, wir würden sagen, paradiesischer Ort, eine stille Insel in dem stürmischen, nie zur Ruhe kommenden Meer unseres Lebens. Es ist ein Platz, zu dem unsere Sehnsüchte unstreiben. Die Barden beschrieben die
Autre Monde
als Land, in dem goldene Äpfel reifen, der Kessel mit köstlichem Essen nie leer wurde und Wein und Met in Strömen flossen.«
    »Eine Art Schlaraffenland?«, fragte Beni.
    »Beni, für Menschen, bei denen die Bedrohung durch Hunger durchaus realistisch und täglich greifbar war, muss eine solche Vorstellung, wo man Nahrung im Überfluss und ohne Anstrengungen zur Verfügung hatte, äußerst verlockend gewesen sein. Du hast nie echten Hunger gekannt.«
    »Doch, ständig.«
    »Nein, Beni. Ich bin mir sicher, nie.«
    »Entschuldige. Nein, nie.«
    Robert nickte und fuhr fort.
    »Aber nicht nur die Bedürfnisse nach Nahrung und Getränken werden in der
Autre Monde
befriedigt, auch Harmonie, Frieden und Schönheit herrschen dort, Angst ist unbekannt, man kennt keine Krankheit und keine Schmerzen. Alle Menschen haben Anteil an der Weisheit der Druiden.«
    Ich hörte der sanften Stimme wie verzaubert zu und freute mich, die Wärme seines Körpers nahe bei mir zu fühlen.
    »Wie und wann kommt man in diese Andere Welt? Nach dem Tode?«
    »So sagt man, Beni. Doch es gab schon immer Einzelne, die auch zu ihren Lebzeiten den Weg in diese Welt machten. Früher wurden Führer ausgebildet, die den Suchenden den Weg weisen konnten. Heute … Nun, auch heute gibt es Menschen, die sich alleine auf die Suche machen. Sie sind mutig, denn der Weg ist nicht ohne Gefahren. Sie müssen sich namenlosen Ängsten aussetzen, Bedrohungen und Hindernisse überwinden. Sich selbst überwinden und sogar den Tod ihres alten und die Geburt eines neuen Selbst in Kauf nehmen. Denn das Land zwischen den Welten ist öde und grausam, leer und manchmal ohne Hoffnung.«
    »Und das alles nur, um auf eine friedliche Insel zu kommen, wo es Nahrung im Überfluss gibt? Ist das nicht ein bisschen naiv?« Beni hatte sich aufgerichtet und sah Robert an.
    Er machte plötzlich eine unerwartete Geste. Er griff in eine Schale neben dem Kamin und warf ein paar trockene Blätter ins Feuer. Süßer Duft, wie von warmen Äpfeln, erfüllte den Raum, und das Feuer im Kamin wurde heller und heller.
    So hell, dass alle Farben, alle Konturen sich auflösten und wir wie in einem weißen, glühenden Rauch gehüllt standen. Wie Nebel, der uns in seine Schwaden hüllte, aufwirbelte und sich langsam lichtete.
    Und dann war da diese Schlucht vor uns. Scharf brach der Fels nach unten ab, in eine Tiefe, deren Grund nicht mehr zu erkennen war. Ich spürte Beni und Teresa, die neben mir standen und angstvoll hinunterstarrten. Doch ich wusste, was zu tun war. Ich hob meine Augen, und ein vollendeter Regenbogen spann sich von meinen Füßen aus hinüber, wo die andere Seite im Schatten auf uns wartete. Der rote Kater setzte vertrauensvoll seine Pfoten auf die vielfarbig leuchtende Brücke und eilte voraus. Ich folgte ihm, und hinter mir war, ich spürte es in allen Fasern, Robert. Sehr ängstlich schloss sich Beni an, und Teresa machte den Abschluss.
    Die Nebel wichen weiter zurück, hoben sich, und eine frische grüne Wiese breitete sich unter unseren Füßen aus. Tautropfen funkelten wie Diamanten in den Gräsern, Blütenblätter wehten über uns hin. Die Wolkenschleier wurden zu blühenden Bäumen, die auf dunklen Stämmen in einen blassblauen Himmel ragten. Süß hüllte ihr Duft uns ein. Die Luft war erfüllt von leisen Klängen, die all die Wunden heilten, mit denen die Seelen geschlagen waren. Wir wandelten schweigend unter den belaubten Kronen, bis wir an einen See kamen. Er lag schimmernd im sinkenden Licht der Sonne, die hinter einem hohen, nackten Felsen unterging und den wild strömendenFluss, der schäumend von den Steinen stürzte, golden aufleuchten ließ.
    Der Himmel färbte sich blau, dunkles, königliches Blau, und flirrend erschienen die ersten Sterne. Mit ihnen kamen sie. Wie aufsteigender Rauch erhoben sie sich rechts und links von dem Felsen, verdichteten sich dann und gaben sich zu erkennen. Links erhob sich die schlanke Frau, ihr zartes Gewand flatternd wie Dunst im Wind, die langen Haare fließend wie silbernes Wasser, und um ihren Kopf schienen die Sterne heller zu leuchten. Ihr Gesicht war so schön, war ruhig, gütig, und heiter blickten

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