Die keltische Schwester
halten.«
»Danke, das reicht sicher.«
Wir gingen wieder nach draußen, wo sich die Szene ein wenig gewandelt hatte.
Knoten 3. und 4. Faden
Zwei grimmig-dienstliche Gendarmen hatten Wulf übernommen. Er stand mit wütendem Gesicht zwischen den beiden, während Robert ihnen die Situation erklärte. Teresa lehnte an der Hauswand, Beni war nicht zu sehen. Aber über die Wiese kam ein weiteres Fahrzeug, aus dem, wie erwartet, Dr. Koenig und Karola ausstiegen.
Dr. Koenig überblickte das Geschehen und wandte sich dann an mich.
»Was ist passiert?«
»Wir sind heute Morgen von einer Sprengung geweckt worden und haben uns Sorgen um die alte Dame gemacht, die hier im Haus lebt. Als wir bei ihr waren, erschien Herr Daniels und versuchte sich mit Gewalt Einlass zu verschaffen.«
»Wulf!«, rief Karola und wollte auf ihn zulaufen.
»Bleiben Sie stehen, Frau Böhmer«, sagte Dr. Koenig und hielt sie zurück.
»Was wollten Sie hier, Herr Daniels?«
»Ich wollte den Kaufvertrag von der Alten abholen. Aber dieser Verrückte da hat mich brutal zusammengeschlagen!«
»Wulf!«, schrie Karola noch mal auf und stürzte zu ihm. Die Gendarmen hielten sie davon ab, sich ihm an den Hals zu werfen.
»Wer ist das, Frau Farmunt?«, fragte mich Dr. Koenig scharf und zeigte auf Robert, der lässig im Türrahmen lehnte, die Daumen in den Gürtel gehakt. Er war nicht rasiert, sein Kinn war dunkel, sein Haar zerzaust, das T-Shirt eingerissen. Er gab das wenig vertrauenerweckende Bild eines verwahrlosten Strandräubers ab. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen.
»Auch wenn der gallische Hahn schon dreimal vernehmlich gekräht hat, Robert, ich stelle dich trotzdem vor. Herr Dr. Koenig, das ist Professor Dr. Robert Caspary, ein langjährigerFreund von mir. Ich bin bei ihm zu Besuch, wir wohnen da hinten in dem Haus.«
»Du miese Schlampe! Genau das habe ich mir gedacht. Dr. Koenig, das ist der Museumsmensch, der uns hier ständig Knüppel in den Weg wirft. Die beiden sind ein feines Pärchen!«
»Professor Caspary? Ich habe von Ihnen gehört, als es damals um das andere Projekt ging. Ich wusste nicht, dass Sie hier noch wohnen.«
»Ich habe mein Haus von Madame Keroudy gemietet. Es sprach nichts dagegen.«
»Da hören Sie es, Dr. Koenig. Frau Farmunt hat die ganze Zeit gewusst, was hier gespielt wird. Sie wollte mein Projekt sabotieren!«
»Stimmt das, Frau Farmunt?«
»Nein.«
»Doch, du wolltest es! Hinter meinem Rücken hast du mich mit diesem Schwein betrogen.«
»Mach halblang, Wulf.«
Dr. Koenig war von diesem emotionalen Ausbruch sichtlich peinlich berührt.
»Aber ich kann die Sache noch retten, Dr. Koenig. Wenn man mich nur ins Haus lässt. Da liegt ein unterschriebener Vertrag. Das Grundstück gehört dem Projekt!«
»Ist das so?«
»Ich war gestern mit dem Notar bei der Alten. Sie wollte sicher unterschreiben! Lassen Sie mich zu ihr!«
»Nein«, sagte Robert kühl und nickte den Gendarmen zu, die Wulf an den Armen packten.
»Karola, geh du rein! Hol den Vertrag. Er liegt auf dem Tisch im hinteren Zimmer.«
Robert sah mich an, und ich fühlte wieder, wie Eis und Feuer in mir zusammenprallten. Aber das war jetzt leider nicht der Moment für solche Gefühle. Ich senkte leicht die Lider, undRobert ließ Karola durch die Tür. Dann sagte er zu Wulf: »In der Zwischenzeit könnten Sie Ihrem Chef erklären, was es mit der Sprengung heute Morgen auf sich hatte, Daniels.«
»Wir haben termingerecht mit den Arbeiten begonnen!«
»Mit Sprengungen um halb acht am Strand, so, so.«
Ich hörte einen erstickten Schrei im Haus, dann kam Karola heraus. Bleich, mit vor Entsetzen aufgerissenen Augen, eine Hand vor dem Mund.
»Die Sprengung war notwendig, um das Areal vorzubereiten«, argumentierte Wulf gerade kühl, als Karola ins Sonnenlicht trat. »Und, hast du den Vertrag?«
»Die … die alte Frau da drinnen …«, Karola würgte.
»Was ist mit der Alten?«, fuhr Wulf sie an.
»Madame Keroudy ist heute Morgen verschieden«, sagte der Arzt neben mir. »Sie war alt und gebrechlich. Ich nehme an, die Explosion war sehr nah bei diesem Haus?«
Karola wirkte plötzlich gefasst und richtete sich starr auf. Mit dem ausgestreckten Zeigefinger deutete sie auf Wulf.
»Du hast sie umgebracht, Wulf!«, sagte sie gepresst. »Du hast sie mit deinen idiotischen Sprengungen umgebracht. Du bist ein skrupelloser, menschenverachtender Irrer! Du scheust ja vor nichts zurück, um deinen Willen durchzusetzen. Du Scheusal hast mich benutzt!
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