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Die keltische Schwester

Die keltische Schwester

Titel: Die keltische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Vögel flogen aus den Büschen auf, und nebenan klirrte eine Tasse auf den Balkonboden.
    »Pssst! Ich glaub es dir ja. Ist zwar nicht gerade wie der Spatz von Paris, sondern eher wie die Krähe von Notre Dame, aber Volumen hat deine Stimme.«
    »Ja, nicht? Die hat was.«
    »Und deine angestrebte Karriere? Girlgroup oder Barsängerin?«
    »Eher klassisch.«
    »Entschuldigung.«
    »De rien.«
    »Nicht schon wieder!«
    »Nein, nein. Aber ich wollte dir im Prinzip damit nur andeuten, dass ich gerne eine Schule besuchen möchte, bei der eine vernünftige Musikausbildung angeboten wird.«
    »Und du hast da was im Auge.«
    »Ja, Sarah von nebenan und Piers, die sind am Schumann-Gymnasium. Das tät’s dann.«
    »Das kenne ich nicht.«
    »Man sagt auch, die hätten ein ziemlich hohes Niveau. Wär mal eine Herausforderung, meinst du nicht?«
    »Du musst dich dem stellen, was du richtig findest, Beni. Ich habe keine Einwände. Wo soll ich die Unterlagen hinschicken?«
    Beni verschwand für einen Augenblick in der Wohnung, dann kam sie mit einem Hefter zurück.
    »Kein Akt, Schwesterherz. Ist schon alles vorbreitet, nur noch deine Unterschrift. Hier sind sie.«

6. Faden, 4. Knoten
    Dr. Koenig sah gut erholt und braungebrannt aus. Das tat aber seiner kurz angebundenen Art keinen Abbruch. Die schien mit ihm verwachsen zu sein und konnte auch durch einen erholsamen Urlaub nicht gemildert werden. Er kam sofort zur Sache.
    »Wo stehen wir, Herr Daniels, Frau Farmunt?«
    »Wir haben Anlaufschwierigkeiten, Herr Dr. Koenig.«
    Wulf berichtete über die aufgetretenen Probleme durch Kläranlage und Grundstückskäufe. Dr. Koenig hörte schweigend zu und sagte schließlich lediglich: »Mh.«
    Es entstand eine Pause, und ich fühlte mich nicht besonders wohl in meiner Haut. Einem Mann wie Dr. Koenig schlechte Nachrichten zu überbringen hinterließ immer das unangenehme Gefühl, dass einem eine scharfe, kalte Klinge im Nacken kitzelte.
    »Haben Sie beide irgendwelche Vorschläge zu machen?«
    Wulf sah mich mit einem schiefen Lächeln an, und ich nickte ihm aufmunternd zu.
    »Wir haben darüber gesprochen. Ich bin zwar noch immer nicht glücklich, aber ich fürchte, wir werden den Betreibern jetzt schon die Verschiebung des Endtermins mitteilen müssen.«
    »Sie meinen, ich werde das machen müssen. Die Franzosen werden nicht eben glücklich darüber sein, Herr Daniels.«
    Wulf zuckte zusammen, als hätte er einen Tritt ans Schienbein bekommen. Dr. Koenig machte es uns aber auch nicht besonders leicht.
    »Es ist deren eigenes Verschulden, Dr. Koenig. Herr Daniels hat versucht, was nur eben möglich war, um die Entscheidungen zu beschleunigen.«
    »Und Sie haben alle Möglichkeiten geprüft, die Bauzeit zu verringern.«
    »Alle vertretbaren.«
    »Gut, machen Sie ein Schreiben fertig, aus dem die Begründung hervorgeht. Und jetzt berichten Sie mal von der allgemeinen Lage dort.«
    Ich verkniff mir ein erleichtertes Aufatmen, und auch Wulf lehnte sich etwas entspannter zurück.
    »Es gibt eine starke Gruppe von einflussreichen Leuten, die weiterhin an dem Ferienpark interessiert sind. Dazu gehören die Gastronomen, die ansässigen Handwerker, die sich ein reiches Auftragspolster versprechen. Ein Bauunternehmer ruft beinahe jede Woche hier an und fragt nach Plänen und Ausschreibungen. Der Herr Pfarrer begrüßt das Projekt ebenfalls«, fügte Wulf mit einem Schmunzeln hinzu.
    »Verspricht er sich höhere Kollekten?«, fragte ich dazwischen.
    »Na, ob die von den Besuchern entrichtet werden?«
    Auch Dr. Koenig konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    »Nein, er hat einen ganz anderen Grund. Dieser alte heidnische Stein, der auf dem Baugrund steht, verschwindet damit endlich. Der ist ihm schon lange ein Dorn im Auge.«
    »Was steht dort?«
    »Ein Menhir. Mitten in der Cafeteria«, antwortete ich.
    »So, so. Mh, könnte das eventuell Schwierigkeiten mit der Kulturbehörde geben? Nicht, dass der unter Denkmalschutz steht.«
    »Bislang hat sich noch niemand daran gestoßen.«
    »Und sollte es Probleme geben, dann lassen wir den Hinkelstein eben einfach als besondere Attraktion in der Badelandschaft stehen.«
    »Gut, warum nicht? Man hat auch schon um Bäume herum Häuser gebaut. Also, die Kirche und die Gewerbetreibenden sind positiv gestimmt. Gibt es negative Stimmen?«
    »Die Vogelschützer haben uns die Kläranlage eingebrockt, eine kleine Gruppe von Ferienhausbesitzern hat Angst um ihrgeruhsames Wochenenddasein. Aber ich glaube nicht, dass

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