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Die keltische Schwester

Die keltische Schwester

Titel: Die keltische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Termin sah, wurde mir mulmig. Netterweise war Wulf zu Verhandlungen außer Haus, und ich durfte alleine zu Dr. Koenig mit der Hiobsbotschaft. Es war keine angenehme halbe Stunde.

    »Arme Lindis. Ich weiß, er kann furchtbar sein, wenn jemand einen Fehler gemacht hat.«
    Kaffee und Schokoladenkekse standen auf meinem Schreibtisch. Karola sah mich voller Mitgefühl an. Es war ein kleiner Trost, und ich war ihr dankbar dafür.

11. Faden, 4. Knoten
    »Sag mal, brauchst du die Squash-Schläger noch, die ich im Schrank gefunden habe?«
    Beni wedelte mir mit den eingepackten Rackets vor der Nase herum. Ich hatte die Dinger schon völlig vergessen.
    »Nein, im Moment nicht.«
    »Darf ich die dann haben? Sarah hat mich nämlich gefragt, ob ich mal mitgehe. Sie hat einen ganz tollen Court gefunden. Mit Sauna und allem.«
    »Nur zu, tob dich aus.«
    »Du willst nicht zufällig mitkommen?«
    »Zufällig nein.«
    »Schade, ich hab gedacht, du könntest mir das beibringen. Ich steh sonst ziemlich blöd da.«
    »Stört dich das?«
    »Ja. Und außerdem könntest du dich auch mal wieder ein bisschen bewegen, ältere Schwester. Deine Kondition ist nämlich wirklich für die Füße.«
    »Möchtest du mich bitte in Ruhe lassen, Beni, ich bin müde und geschafft.«
    »Lindis, du bist nur müde und geschafft, weil du keinen Ausgleich hast.«
    »Hör auf mich zu bemuttern, Kleine.«
    »Nenn mich nicht Kleine, und wenn ich dich nicht bemuttere, wer denn sonst? Dein Wulfi-Schnösel kümmert sich ja nicht mehr um dich. Aber vielleicht sollte ich Karola mal anrufen und ihr einen Tipp geben.«
    »Du nervst – merkst du das nicht?«
    Sie hatte mit kühlem Blick meine wunden Stellen getroffen. Seit der letzten Auseinandersetzung hatte Wulf sich merklich zurückgezogen. Allerdings musste ich zu seiner Rechtfertigung sagen, dass er auch ein dickes Problem am Bein hatte, undich nicht die Einzige war, die den Segen abbekam. Derzeit verbreitete er in der Firma so reichlich Druck und dicke Luft, dass sogar Karola neulich kurz aus ihrer Bewunderung aufgeschreckt war, als zwei Kollegen im Sekretariat standen und sich über den Herrn Projektleiter aufregten.
    »… hat der mich angeblafft, dass ich mit meiner Arbeit voranmachen sollte. In einem Tonfall!«
    »Ja, ich weiß, Hans. Mir hat er vorhin gesagt, mein Gleitzeitkonto könne ich ein andermal ausgleichen. Jetzt hätte ich tunlichst zehn Stunden am Tag zu schaffen. So ganz richtig tickt der auch nicht mehr.«
    »Wenn du mich fragst, das ist krankhafter Ehrgeiz. Versaubeutelt hat er doch die Kiste. Wenn der mir noch mal so dumm kommt, mache ich nur noch Dienst nach Vorschrift …«
    Karola hatte mit immer röter werdenden Ohren verbissen einen Text eingetippt, und als die beiden Ingenieure endlich aus dem Zimmer waren, hatte sie sich zornig zu mir umgedreht.
    »Warum hast du denen nicht die Meinung gesagt, Lindis? Du weißt doch, dass Herr Daniels nicht daran schuld ist, dass der Termin nicht gehalten werden kann.«
    »Warum soll ich mich einmischen, Karola? Lass die doch schimpfen! Klappern gehört zum Handwerk. Und außerdem rumpelt Wulf sowieso jeden im Moment an. Ich hab meinen Anteil auch schon abbekommen.«
    »Na, du hast ihn ja auch ziemlich reingeritten, nicht wahr? Ich meine, ich wollte ja nichts sagen, aber das ist ja inzwischen allen bekannt, dass du einen Fehler gemacht hast.«
    »Bitte?«
    »Nicht böse sein, Lindis, passiert doch jedem mal.«
    »Ich habe keinen Fehler gemacht, Karola. Wulf hat auf meine Warnung nicht gehört und ist voll hineingetappt.«
    »Lindis, komm, mir gegenüber brauchst du dich doch nicht zu rechtfertigen. Herr Daniels weiß schon, was er tut.«
    »Na, ich weiß nicht. In dem Fall hat er mir allerdings den Mund verboten, als ich ihn auf die Schwierigkeiten hingewiesen habe.«
    »Bist du sicher? Ich kann das nicht glauben. Er ist doch ein so versierter Mann. Du hast das bestimmt falsch verstanden.«
    »Wenn du meinst!«
    Ich hatte mir die Weiterführung der Diskussion verkniffen und weiter bis spät am Abend gearbeitet. Darum war ich eben müde und geschafft. Jetzt noch Squash spielen, nein, das war wirklich nicht mehr drin.
    Aber Beni entwickelte Penetranz.
    »Was hältst du denn von Sonntagvormittag, Lindis? Wir könnten ein, zwei Sunden spielen und anschließend in die Sauna gehen. Und Sonnenbänke haben die auch da. Komm, sei kein Frosch!«
    »Quak!«
    »Oooch!«
    Himmel, dieses Mädchen konnte einen weichkneten. Ich erklärte mich also halbherzig bereit

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