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Die keltische Schwester

Die keltische Schwester

Titel: Die keltische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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mitzugehen und wurde demzufolge am Sonntag erbarmungslos aus den Federn getrieben.
    Gut, ich gebe zu, die erste halbe Stunde hatte mir das Spiel richtig Spaß gemacht. Beni ist motorisch sehr begabt und hatte allzu bald drauf, wie sie den kleinen schnellen Ball einzuschätzen und zu schlagen hatte. Die folgende halbe Stunde war dann kein reines Vergnügen mehr, denn ich stellte mit Entsetzen fest, dass sie mich trotz meiner besseren Technik derart an die Grenzen der Belastbarkeit brachte, dass ich schweißüberströmt und mit pochendem Kopf kurz aufhören musste.
    »Du bist rot wie eine Freilandtomate!«
    Ich keuchte.
    »Hey, nichts mehr drauf, die jungen Managerinnen, was? Komm, eine halbe Stunde haben wir noch. Nun lass mich doch nicht hängen!«
    Sie kannte keine Gnade und hetzte mich, selbst kühl wie ein Herbststurm, durch den Court. Es war sehr ernüchternd für mich, vor allem, wenn ich bedachte, dass ich vor einem Jahr noch andere gescheucht hatte. Vielleicht sollte ich doch wieder häufiger trainieren?
    »So, jetzt hast du dir eine Dusche und eine ruhige Runde Schwitzen verdient!«
    »Du hast es mir jetzt bewiesen, Beni«, schnaufte ich. »Jedes Wochenende ab jetzt.«
    »Das ist fein. Hast du zufällig ein Handtuch für mich mit eingesteckt?«
    »Natürlich. Dass du so vergesslich bist, habe ich irgendwie geahnt.«
    Bald darauf saßen wir auf heißen Holzplanken und köchelten bei knapp neunzig Grad auf kleiner Flamme vor uns hin.
    »Hast du abgenommen, Lindis?«
    »Etwas, glaube ich. Ich war schon lange nicht mehr auf der Waage.«
    Sie hatte recht, meine Taille war schmaler geworden, aber leider immer noch ein bisschen wabbelig. Vermutlich waren an dem Gewichtsverlust meine inzwischen ständig wieder aufwallenden Magenschmerzen schuld. Nicht die angenehmste Art von Diät, aber wirksam.
    Nach einem kalten Guss glühte meine Haut rosig, und ich hüllte mich in meinen dicken Frotteemantel.
    »Ich geh noch schwimmen, Lindis. Bleibst du hier auf der Liege?«
    »Auf jeden Fall. Ich werde heute keine weitere unnötige Bewegung machen.«
    Sie schwirrte ab, und ich rutschte in eine bequeme Haltung.
    Es war warm und roch nach Kiefern und Kräutern aus dem letzten Aufguss. Ruhig war es auch, und ich sah mich wohlig entspannt um. Neben mir lagen drei weitere Frotteebündel dösendoder im Halbschlaf, eine Dusche plätscherte leise. Der Raum war hell gefliest, und eine blauweiße Bordüre bildete den Abschluss gegen die goldgelbe Holztäfelung der Wand.
    Die Bordüre zog meinen Blick an. Ein einfaches, ansprechendes Muster. Zwei Linien wogten auf und ab, knoteten sich, wieder und wieder, in einer endlosen Schleife auf. Auf, ab, Knoten, auf, ab, Knoten …
    Zwei Mädchen bewegten sich umeinander, ihre Zöpfe flogen auf und ab. Ein seltsamer Tanz, ein eigenartiger Rhythmus. Nein, kein Tanz, ein Kampf.
    »Bei den schwarzen Flügeln der Morrigu!«
    Die eine junge Frau ließ ihr Holzschwert sinken und schnaubte zornig.
    »Was ist, Danu? Das war doch gut!«
    »Rigan, wenn du von links kommst, kannst du mich regelmäßig aufschlitzen.«
    »Du machst dir viel zu viel daraus. Dafür, dass du nur mit einem Auge siehst, bist du ganz schön gefährlich.«
    »Nur halb so gefährlich, wie ich sein könnte. Was ist, wenn ich in einer Schlacht stehe und nicht sehe, was von der Seite kommt?«
    »Niemand verlangt von dir, dass du mitkämpfst. Du weißt, dass wir die Wahl haben.«
    »Ich will aber!«
    »Dann mach weiter und jammer nicht!«
    Die beiden Mädchen in den kurzen Tuniken und langen Hosen nahmen ihre Übungswaffen wieder auf. Ein paar Minuten währte der stumme Kampf, dann wischte Danu sich wieder die Augen.
    »Weiter!«
    »Ich hab eine Fliege im Auge!«
    »Weiter!«
    Danu sah wütend aus, doch sofort kam ein Angriff ihrerPartnerin. Behände wich sie aus und erwiderte den Schlag. Dabei hielt sie das rechte Auge halbgeschlossen, Tränen rannen über ihre Wange. Und dennoch, sicherer und schneller parierte sie Schlag auf Schlag, bis Rigan zurückgetrieben an einen Baum lehnte.
    »Danu, aufhören! Danu, ich bin es, Rigan!«
    »Oh. Entschuldige. Ich …«
    Danu wischte sich die feuchte Wange ab und fuhr mit dem Zeigefinger den Lidrand entlang.
    »Da hab ich sie. Die hat mich beinahe verrückt gemacht, diese kleine Fliege. Ein Wunder, dass ich nicht einen Baumstamm zerhackt habe.«
    »Du bist lustig, Danu. Ist dir eigentlich aufgefallen, dass du die ganze Zeit dein gutes Auge geschlossen hattest? Und meine Angriffe auf deine linke

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