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Die keltische Schwester

Die keltische Schwester

Titel: Die keltische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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sie weggestoßen, weil ich ihre Tochter nicht mochte. Mehr freundschaftliche Beziehungen hatte es in den letzten zwölf Monaten aus Zeitgründen nicht gegeben, stellte ich traurig fest. Aber dann fiel mir noch eine Begegnung ein, die ich auch verdorben hatte. Robert, der mir in der Bretagne zufällig über den Weg gelaufen war – ihn hatte ich zum Schluss auch einfach stehengelassen. Und seinen Anruf hatte ich nie beantwortet.
    Ich war deprimiert und unzufrieden mit mir selbst. Warum kam ich nur mit anderen Menschen nicht klar?
    Als ich aus meinen trüben Gedanken wieder auftauchte, hatte ich drei Blätter mit den nun schon bekannten verschlungenen Mustern verziert.
    Vielleicht sollte ich eine neue Karriere als Künstlerin beginnen, schloss ich verbittert und legte die Blätter beiseite.

11. Faden, 6. Knoten
    In Benis umfangreichem Freundeskreis war eine Megaparty organisiert worden, um das neue Jahr zu begrüßen. Meine Schwester hatte mich gefragt, ob ich mitkommen wolle. Es war ganz aufrichtig gemeint und sehr lieb von ihr, aber zwischen den sechzehn- bis achtzehnjährigen Hühnchen und Hähnchen wäre ich mir doch etwas deplatziert vorgekommen. So ließ ich sie mit einer riesigen Salatschüssel unter dem Arm alleine ziehen und begab mich früh zu Bett, um Mitternacht einfach zu überschlafen.
    So ganz, ganz heimlich hatte ich gehofft, wieder einen dieser seltsamen Träume zu erleben, hatte ich nicht den ganzen Nachmittag Muster gezeichnet?
    Es waren dann auch diese seltsamen verknoteten Muster, die als Erstes erschienen, als ich die Augen geschlossen hatte. Ich konnte mich kaum gegen sie wehren, sie umspannten mich, woben mich ein und zogen mich wie ein Netz tiefer und tiefer in eine strudelnde Dunkelheit. Doch plötzlich riss die Schwärze auf, und ich sah wie durch ein Fernrohr erst das alte Dorf, dann Danus Hütte, und mit einem Mal war ich mittendrin. Er lag da, der blonde Hüne. Seine Wunden heilten bereits, die Kratzer waren verschorft und bildeten an manchen Stellenschon helles Narbengewebe. Nur sein rechter Arm war noch verbunden. Er war sauber gewaschen, sein blondes Haar ringelte sich auf dem dunklen Polster. Auch glattrasiert war er, bis auf einen prächtigen Oberlippenbart. Ein goldener Torques, wie aus Schnüren gedreht, lag um seinen Hals. Dort, wo die Enden zusammentrafen, starrten sich zwei Stierköpfe an.
    Er schlief; ruhig und gleichmäßig ging sein Atem. Danu zog die dünne Wolldecke ein Stück höher über seine nackte Brust. Eine liebevolle, sanfte Geste.
    Dann aber wandte sie sich ab und verließ das Haus. Strahlender Sonnenschein blendete sie, und trockener Staub wirbelte zu ihren Füßen auf. Sie trug eine leichte, helle Leinentunika mit einem gestickten blauen Muster. In der Taille gegürtet mit einem Ledergürtel, dessen Schließe ein kompliziertes Emaille-Muster in leuchtenden Farben zierte. Sie nahm den Korb auf, der an der Hauswand lehnte, und verließ das Dorf. Hinter dem hohen Holzzaun führte der Weg durch die Felder in den Wald. Die Halme des Getreides waren gelb und raschelten, als sie sie streifte. Der Wind war nur mehr ein Gluthauch, er bot keine Abkühlung.
    Unter den Bäumen wurde es etwas besser. Das Laubdach schützte vor den Strahlen der unbarmherzigen Sommersonne, doch auch hier war der Boden trocken, und die Luft wirkte stickig. Danu folgte einem schmalen Pfad tiefer und tiefer in das Dunkel des Waldes. Dann und wann bückte sie sich, um eine Pflanze zu pflücken und sie in den Korb zu legen. Aber auch die Kräuter, die sie sammelte, waren welk und kümmerlich. Nur am Rande eines beinahe versiegten Rinnsals stand noch kräftiges Grün.
    Danu folgte dem Wasserlauf. In der dämmerigen Stille des alten Waldes war von irgendwoher ein leises Plätschern zu hören. Es ging ein paar Felsstufen hinan, dann stand die junge Frau an einem natürlichen Becken, in das das klare, kühle Wassereiner Quelle rann. Sie stellte ihren Korb sorgfältig ab, ergriff den schlichten Tonbecher, der dort stand, und tauchte ihn in das Becken. Bevor sie trank, verschüttete sie ein paar Tropfen auf den Boden.
    Dann setzte sie sich an den Rand des Felsens. Ihr Gesicht wurde ruhig, ihre Augen hielt sie geschlossen bei ihrer stillen Zwiesprache mit der Herrin der Quelle.
    Sie saß lange dort, ungestört und versunken in sich selbst.
    Laub raschelte, ein Steinchen knirschte unter einem vorsichtigen Schritt. Danu öffnete die Augen und neigte grüßend den Kopf.
    Conall, ebenfalls in einem schlichten,

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